Manchmal erlebe ich es – vor allem in den Paarcoachings – dass es da eine Art Rollentausch gegeben hat – die Frau ist taff, der Mann eher der Weiche, der sich und aller Welt beweisen will, dass es auch anders als Macho geht. Eine Problemstellung allerdings, in die diese Paarkonstellation immmer wieder hineinläuft: Auch die Frau “spielt” nur eine Rolle und tut sich – je mehr der Mann versucht in seine Weichheit zu kommen, schwer, sich selbst fallen zu lassen und sich zu entspannen. “Ich trage die meiste Last in der Beziehung” oder “Jetzt habe ich zwei Kinder” sind da oft so Äußerungen, die im Paargespräch hochkommen. Beim Mann, hilfloses Achselzucken.
Macho heisst nicht grob sein, sondern Stärke haben
Und Stärke ist nichts Männliches, jeder Mensch hat Stärke bzw. Energie. Ob er will oder nicht. Sie zu negieren aufgrund schlechter Erfahrungen in den Peergroups der Jugend, ist schade. Weil Mann sich so gleichfalls auch von seiner Vitalität abspaltet und diese nicht haben möchte. Mann und Vitalität, auch so ein Thema. Eine meiner Hypothesen ist diese, dass vielen Männern ihre Vitalität systematisch ausgetrieben wurde, weil die Eltern lieber ein ruhiges Kind haben wollten. Aber das steht in einem anderen Kapitel.
Was aber bei diesen vertauschten Rollen tun? Ein erster Schritt ist es, sich dessen überhaupt bewusst zu werden. Es zu bemerken. Ohne zu bewerten. Einfach bemerken. Immer wieder im normalen Tagesgeschehen. Achtsamkeit ist dann nach der Bewusstheit der zweite Schritt. Achtsam dann zu schauen, was denn da sonst noch da ist. Welche Empfindungen, welche Regungen, welche Ängste und welche Bilder. Um dann behutsam sich an seiner eigenen Stärke wieder anzudocken. Sich anzupirschen und anzudocken. Damit die andere Seite wieder entspannen kann.
Das Ziel: Wieder in die ganze Handlungsbandbreite zu kommen. Weichheit und Kraft sind zwei Seiten eines Handlungskorridors. Mit vielen Nuancen dazwischen….
