Korfu ist nur venezianisches Blau und Gold – von Sonnenlicht überschwemmt. (Lawrence Durell, „Schwarze Oliven“)
Es ist und kann nur ein Versuch sein. Ein Versuch zu beschreiben, was uns hier geschehen ist, was hier passiert ist. Hier, in unserem Urlaub auf Korfu. Denn passiert ist – nichts. Unsere Ferienvilla liegt mit Blick aufs Meer an der südlichen Westküste, 50 Meter über Meeereshöhe. Zwischen Haus und Meer liegt der Pool mit seinem klaren blau schimmernden Wasser. Ringsherum stehen die sechs Sonnneliegen. Darauf wir. Die einen in der Sonne, andere im Schatten. So, wie es jeder gern möchte. Nach dem Frühstück greift sich jeder sein Buch, das er gerade liest, den MP3-Player oder einfach nur Badehose und Handtuch. Die einzigen Entschbeidungen, die nun noch zu treffen sind, lauten: Sonne oder Schatten, Liege oder Pool. Oder doch mal runter zum Strand? Eine Runde im Ionischen Meer schwimmen? Mal so, mal so.
Die Tage vergehen im Sonnenlicht, das sich abends am Horizont ins Meer verabschiedet. Das ist die Zeit, wenn die nächste und letzte Entscheidung des Tages ansteht: Die Taverne links mit Meerblick? Oder besser in die Taverne rechts mit Meerblick? Wo es die leckeren Souvlaki gibt? Oder nach Skala, wo wir unter Traubenranken, Olivenbäumen und Zypressen bei Wein, Salat und Tsatsiki sitzen. Oder bleiben wir einfach hier, machen noch eine Flasche leckeren Wein auf und beladen den Esstisch mit dem leckeren Feta aus dem kleinen Supermarkt in Agieos Matthäus, mit Tomaten, die nicht EU-Norm sind aber leckerer, als alle anderen zuvor? Dazu Brot und natürlich das Gold von Korfu – das Olivenöl von den Bauern aus der Umgebung.
Ganze vier von vierzehn Tagen haben wir diesen Ort verlassen. Einen halben Tag davon haben wir in der Hauptstadt Kerkyra verbracht, einen weiteren in Sidari und am Nordkap. Dann waren wir mit dem Schiff in Albanien und haben zurück auf Korfu drei Tage später von des Kaisers Thron die ganze Insel von oben gesehen. Der Rest war Schweigen. Und Ruhe. Eine Ruhe, die dieser Ort hier vielleicht auch der Krise zu verdanken hat. Denn Geld für den Schutz der Steilküste scheint es auf Korfu nicht zu geben. So ist eine Straße, die einst Durchgangs-Küstenweg war, abgebrochen und unsere Villa nun am Ende einer Sackgasse. Das lauteste Geräusch hier ist ab und an die Frischwasser- und Filterpumpe des Pools. Oder, wenn uns mal danach ist, unsere mitgebrachte Mucke aus der Soundanlage der Villa.
Später dann sitzen wir auf der Terrasse bei Bier und Wein. Am Himmel die Sterne und hier lässt sich das Universum ein klein wenig mehr erahnen, als zuhause. Denn lange ist es her, dass wir die Milchstraße so deutlich gesehen haben. Unten das Meer, oben die Sterne. Vor uns eine Nacht vor dem nächsten Tag am Pool. Soll noch mal einer sagen, Müßigkeit macht überdrüssig. Alles gelogen. Nie war ich entspannter und erholter als hier. Und noch einmal Lawrence Durell aus „Schwarze Oliven“:
- Und unsichtbar schwingt die Luft (kühl wie aus der Mitte einer Melone) über die Fenstersimse herein und vermischt sich mit dem Geruch der gelöschten Lampen. Es ist so still, dass die Stimme eines Menschen dort oben unter den Oliven einen aufschreckt und quält wie die Stimme des Gewissens selbst.