Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte erzählen, die mir die liebe Leserin des ESELSKIND-BLOGS Simone Trautwein zukommen ließ.
Ich danke ihr ganz herzlich dafür.
Diese Geschichte wurde von Peter Graf von Eysselsberg nacherzählt:
„Versöhnung und Vergebung machen Dein Leben leicht!“
www.wikipedia.org
„Vor einigen Jahren besuchte ich ein Kommunikationstraining.In diesem Training ging es darum, zu lernen, sich mit anderen Menschen auszutauschen, andere Menschen zu verstehen und anderen Menschen zuhören zu können.
Während dieses Training geschah etwas wirklich Außergewöhnliches. Der Kursleiter bat uns, einmal all die Dinge aus unserer Vergangenheit aufzulisten, für die wir uns schämten, die uns Schuldgefühle machten, wegen derer wir uns unzulänglich fühlten oder die wir bedauerten.
In den darauf folgenden Wochen gab er uns Gelegenheit, laut vorzulesen, was wir aufgeschrieben hatten. Das war eine ziemlich heikle Angelegenheit, aber wie immer gab es auch diesmal einige tapfere Seelen in der Gruppe, die sich freiwillig meldeten.
Während die anderen ihre Listen vorlasen, wurde meine immer Liste länger. Nach drei Wochen umfasste sie einhundertundeinen Punkt. Anschließend forderte uns der Kursleiter auf, nach Wegen der Wiedergutmachung zu suchen - etwa indem wir uns bei bestimmten Menschen entschuldigten oder uns überlegten, was zu tun sei, um den einen oder anderen Fehler wieder auszubügeln.
Ich fragte mich ernsthaft, was das mit der Verbesserung meiner Kommunikationsfähigkeiten zu tun haben sollte. Bevor ich so etwas auf mich genommen hätte, hätte ich lieber einem Großteil der Menschen in meinem Leben den Rücken gekehrt.
In der darauf folgenden Woche meldete sich mein Sitznachbar Jimmy und trug folgende Geschichte vor:„Als ich meine Liste zusammenstellte, fiel mir eine Begebenheit aus meiner Highschool-Zeit ein. Ich bin in einer kleinen Stadt in Iowa/USA aufgewachsen. Es gab dort einen Sheriff, den keiner von uns Jugendlichen leiden konnte. Eines Abends beschlossen zwei meiner Freunde und ich, Sheriff Brown einen Streich zu spielen. Nachdem wir schon ein paar Bier getrunken hatten, besorgten wir uns eine Dose rote Farbe, kletterten auf den Wasserturm im Zentrum der Stadt und pinselten in leuchtend roten Lettern darauf: "Sheriff Brown ist ein S. 0. B." (sinngemäß übersetzt: „Ein trübsinniges altes Haus“).
Mit dem Anbruch des neuen Tages war unsere glorreiche Inschrift für jedermann deutlich zu sehen. Es dauerte keine zwei Stunden, bis Sheriff Brown uns in seine Amtsstube zitiert hatte. Meine Freunde gestanden, ich aber verleugnete meine Mittäterschaft. Die Wahrheit kam nie ans Licht.
Fast zwanzig Jahre später schrieb ich den Namen von Sheriff Brown auf meine Liste. Ich wusste noch nicht einmal, ob er überhaupt noch lebte. Am vergangenen Wochenende rief ich die Auskunft in meiner Heimatstadt an. Und tatsächlich, da gab es immer noch einen Roger Brown. Ich wählte seine Nummer. Nachdem es ein paar Mal geklingelt hatte, meldete sich eine Stimme. „Hallo?“ „Sheriff Brown?“, fragte ich. Pause. „Ja.“ „Also, ich bin Jimmy Calkins. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich es getan habe.“ Pause.
„Ich habe es gewusst!“, brüllte er los. Dann lachten wir und unterhielten uns eine Weile angeregt miteinander. Zum Abschied meinte er: „Jimmy, du hast mir immer leid getan, weil deine Freunde die Sache von der Seele hatten. Du dagegen musstest sie all die Jahre mit dir herumschleppen. Danke, dass du mich angerufen hast... um deinetwillen!“
Jimmys Beispiel ermutigte mich, alle einhundertein Punkte von meiner Liste zu klären.
Ich habe fast zwei Jahre dazu gebraucht, aber die Sache wurde zum Sprungbrett und der Triebfeder für meine Karriere als Streitschlichterin. Wie schwierig eine Auseinandersetzung, Krise oder Situation auch sein mag, ich denke öfter daran, dass es nie zu spät ist, mit der Vergangenheit ins Reine zu kommen und nach Lösungen zu suchen....“
Ihr Lieben,
ich habe Euch schon manches Mal aus meinem Leben erzählt, besonders aus meiner Kindheit und Jugend. Als ich Kind und Jugendlicher war, hatte ich kein gutes Verhältnis zu meiner Mutter.
Wegen unbedeutender Kleinigkeiten wurde ich oft geschlagen, bis ich wimmern am Boden lag und die dabei erlittene Demütigung, - dass ich nämlich vor dem Schlagen nackt ausgezogen wurde und das auch noch, als ich bereits 15 Jahre alt war -, hat meine Seele tief verletzt.
Aber noch viel mehr als die Schläge und die Demütigung zerstörte mich die ständige Kritiksucht meiner Mutter. Ich spreche bewusst von Kritiksucht. Es gab so gut wie keinen Tag, an dem sie mir nicht vorhielt, dass ich ein Nichtsnutz, ein Versager sei und dass aus mir niemals etwas Gescheites werden würde. Und kritisierte sie mich einmal nicht, so kritisierte sie ständig andere Menschen, die sie kannte.
Als ich endlich mein Zuhause verlassen hatte, war es, als atmete ich eine andere, eine frische, eine unverbrauchte Luft. Ich bin froh, dass ich dieser Kritiksucht nicht selbst verfallen bin und heute ein so fröhlicher Mensch bin.
Aber, und das darf nicht verheimlicht werden, in den Jahren der Ablösung von Zuhause, in den Jahren des Nachdenkens über das, was mir geschehen war, ist auch manches böse Wort von meiner Seite in Richtung meiner Mutter gefallen.
Nun wird vielleicht mancher einwenden: „Werner, das ist doch verständlich!“
Ich bin da gegenteiliger Ansicht.
Ich möchte dazu ein Beispiel erzählen:
Nachdem ich einige Jahre nicht mehr Zuhause gewohnt hatte und mein Studium beendet hatte, stand ich vor der Entscheidung, entweder nach Bremen zurückzukehren oder in Göttingen eine Stelle an der Universität als Dozent anzunehmen.
Als ich meine Mutter eines Tages besuchte und ihr von meinen Überlegungen berichtete, fragte sie mich, ob ich nicht, wenn ich nach Bremen zurückkehren würde, Lust hätte, wieder zu ihr ins Haus zu ziehen.
Ich lehnte den Vorschlag ab und als sie mich fragte, warum, antwortete ich: „Wegen Deiner Kritiksucht!“ Und ich fügte ungefragt hinzu: „Wenn ich wieder zu Dir ins Haus ziehen würde und wieder dieser ständigen Kritiksucht ausgesetzt wäre, dann würde ich sicher eines Tages eine Bratpfanne nehmen und sie Dir so lange auf den Kopf hauen, bis Du endlich still bist.“
Niemals in meinem Leben habe ich meine Mutter so erschrocken gucken sehen.
Quelle: Helga und Gerd Steuer
Für mich wurde das, was ich da sagte, zu einem Schlüsselerlebnis.Ich hatte durch meinen Jugendfreund Hans-Christoph und seine wunderbare Familie und einige wenige andere Menschen so viel Liebe, so viel Hoffnung, so viel Zuversicht, so viel Freude geschenkt bekommen, dass ich über alle Grundlagen verfügte, um ein glückliches Leben führen zu können.
Als ich diesen schreckliche, unentschuldbaren Satz zu meiner Mutter sagte, da merkte ich:
Wenn ich diesen Weg weitergehe, dann werde ich wie die Menschen aus meiner Kindheit, die mich missbraucht, geschlagen, gedemütigt und gefoltert haben.
Kein erlittenes Leid rechtfertigt neues Leid.
Keine erlittene Gewalt rechtfertigt neue Gewalt.
Keine Lieblosigkeit rechtfertigt neue Lieblosigkeit.
Kein Missbrauch rechtfertigt neuen Missbrauch.
Dieser schreckliche Satz, den ich meiner Mutter an den Kopf geworfen hatte, wurde für mich zum Anlass, umzukehren und einen neuen Weg einzuschlagen.
Ich werde es niemals vergessen, wie ich am 26.August 2001 am Sterbebett meiner Mutter saß.
Sie schlief friedlich ein und mein Herz war ganz leicht.
Wir hatten uns schon lange Jahre zuvor ausgesöhnt und einander vergeben.
www.ladeva
Ich kann nur jedem von Euch empfehlen, auch den Weg der Vergebung und der Versöhnung zu gehen. Wer diesen Weg geht, der bringt Licht und Liebe in das Leben anderer Menschen und macht auch das eigene Leben hell.
Ich wünsche Euch in dieser Woche Gelegenheiten zur Versöhnung, Gelegenheiten zur Liebe, Gelegenheiten zur Freude und ich grüße Euch ganz herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Astrid Müller