Man beachte: Werner neben dem Bremer Roland
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch die Geschichte eines unbekannten Autors erzählen:
Ein schönes Herz
Ein junger Mann stand eines Tages auf einem Platz in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz der ganzen Stadt habe.
Viele Menschen versammelten sich um ihn und alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es hatte keinen Fleck und keine Fehler. Alle versammelten Menschen gaben ihm recht. Es war wirklich das schönste Herz, das sie je gesehen hatten.
Der junge Mann war sehr stolz und prahlte laut mit seinem schönen Herz. Plötzlich tauchte ein alter Mann auf und sagte: „Dein Herz ist nicht mal annähernd so schön wie meines.“
Die versammelte Menge und der junge Mann schauten auf das Herz des alten Mannes. Dieses schlug kräftig, aber es war voller Narben. Es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passten nicht richtig, und es gab einige ausgefranste Ecken. An einigen Stellen waren tiefe Furchen, und es fehlten sogar ganze Teile.
Die Leute starrten ihn an: „Wie kannst du behaupten, dein Herz sei schöner?“ Der junge Mann schaute auf das Herz des alten Mannes, sah dessen Zustand und begann laut zu lachen.
„Du musst scherzen“, sagte er.
„Dein Herz mit meinem zu vergleichen. Mein Herz ist perfekt und deines ist ein
Durcheinander aus Narben und Tränen."
„Ja“, sagte der alte Mann, „deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit dir tauschen."
Die Menschen lauschten gespannt, als der Alte weitersprach: „Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es meinen Mitmenschen und oft geben sie mir dann ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau gleich sind, habe ich einige Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten.
Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der Andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen.
Liebe geben heißt manchmal auch ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich für diese Menschen empfinde. Ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen. Erkennst Du jetzt die wahre Schönheit?“
Der junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen. Er griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus. Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an.
Der alte Mann nahm das Angebot an und setzte es in sein Herz. Dann nahm er ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde im Herzen des jungen Mannes. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte.
Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in sein Herz fließen. Sie umarmten sich herzlich und Seite an Seite gingen sie weg - und ließen die betroffene schweigende Menge zurück.
Ihr Lieben, früher habe ich immer gedacht, wenn man sein Herz verschenkt, dass man dann etwas verliert, dass man dann selbst nicht mehr lebensfähig ist, aber desto älter ich werde, desto mehr erkenne ich das tiefe Geheimnis, das sich auftut, wenn man sein Herz verschenkt.
Ich meine damit nicht die Liebe zu einer Frau, sondern ich meine mit Herz das Verschenken von Zutrauen, Vertrauen, Hoffnung, Zuversicht, Liebe, Freundlichkeit, Fröhlichkeit, Freude, Zuwendung an andere Menschen, das Stärken des Selbstbewusstseins des Anderen, das Den-Anderen-so-sein-Lassen, wie er ist.
Es ist mir ein ganz großes Bedürfnis und eine ganz große Freude, jeden Tag ein Stück meines Herzens zu verschenken, um Menschen froh und glücklich zu machen. Mein eigenes Leben ist dadurch soooo bunt, soooo fröhlich, soooo liebe-voll geworden, das ist soooo wundervoll.
Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass jeder von Euch auch diese wundervolle Erfahrung macht und ich grüße Euch ganz herzlich aus dem schönen Bremen
Euer herzlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt