Während Müllers Werk als Zerrspiegel von Braschs politischer Seite gelten mag, beschäftigte Brasch bei Johnson das private Schicksal. In seinem Gedicht ‘Halb Schlaf’ bezieht er sich auf Johnsons ‘Skizze eines Verunglückten’, die den Betrug durch die Ehefrau öffentlich machte. Noch kurz vor seinem Tod formulierte Brasch in einem Filmgespräch: ‘Schreiben heißt für mich öffentlich Angst überwinden.’ In ‘Halb Schlaf’ jedoch entwickelt er die Notwendigkeit des ‘Verstecks’. Johnson habe mit der Veröffentlichung des Verrats einen Fehler gemacht. Er wurde dadurch, so Wilke mit Brasch, ‘zu seinem eigenen Verräter.’ / HANS-PETER KUNISCH, Süddeutsche Zeitung 27.12. über
INSA WILKE: Ist das ein Leben. Der Dichter Thomas Brasch. Matthes & Seitz. Berlin 2010. 320 S. 29,90 Euro.
Hier Braschs Gedicht (unter der Grabskulptur für Thomas Brasch und einem Denkmalentwurf für Paul Celan)