Veronica Ferres - alles andere als ein Sozialfall


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Veronica Ferres:Eine Frau von 1 Meter 80 passt in kein Knzept

Alles andere als ein Sozialfall

Ein Gespräch mit „Buhlschaft“ Veronica Ferres (Sommer 2002)

Von Günter Verdin

Eben ist Veronica Ferres direkt von der Bühne in den Residenzhof geeilt. „Jedermanns“ Sterben und Läuterung hat begonnen, und die Buhlschaft hat sich „für das Leben, gegen ´Jedermann`, also gegen die Liebe entschieden“ und hat jetzt bis zum Schlußapplaus Zeit für ein Gespräch. In Christian Stückls Inszenierung endet ja die Präsenz der Buhlschaft nicht mit dem legendären markerschütterten Schreckensruf angesichts des leibhaftigen Todes . Jedermann zwingt sie nämlich, an seiner Seite zu bleiben. Das verlängert die Rolle um gut eine halbe Stunde, in der die Ferres sozusagen von der Seite des blühenden Lebens her in emotionaler Hochspannung beobachtet, „wie der Tod den Menschen, seine Umwelt verändert“: „Und dann erst kommt seine Gewissensfrage: wie verhältst du dich? Das ist eine große Entwicklung, die die Buhlschaft macht. Sie meint am Höhepunkt ihres Lebens zu stehen, am Höhepunkt des Verliebtseins; alles ist geregelt, sie hat den tollsten Mann der Stadt, er gibt ein Fest für sie, und die beiden feiern in einer unglaublichen Freiheit und Losgelassenheit, und dann kommt der Tod und das Leben ändert sich jäh. Und es ist ihr Recht zu sagen: ich bin jung, ich gehe nicht mit in den Tod. Ganz banal. Wie in der Realität.“

Na ja, wenigstens auf der Bühne könnte man sich auch eine mehr idealistische Lösung vorstellen. Ferres: „Das Stück ist eine Anfrage an das Leben, und es wäre nicht richtig, wenn sie mit ihm gehen würde. Der Tod an sich ist viel größer, viel einsamer, grausamer und härter. Und darum ging es Hofmannstahl in diesem Stück. Eine andere Lösung wäre eine Verharmlosung des Phänomens unserer Endlichkeit.“

Mit der Buhlschaft auf dem Domplatz ist für Veronica Ferres ein „Lebenswunsch“ in Erfüllung gegangen, von dem sie am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn nicht zu träumen Anlass gehabt hätte. Sie wurde nämlich von sämtlichen Schauspielschulen, bei denen sie vorsprach , abgelehnt. Ferres: „Ja, da können Sie auch Jürgen Flimm befragen, bei dem ich mich damals x-mal am Thaliatheater in Hamburg beworben habe. Bei den Vorsprechen in den Schauspielschulen bin ich oft in die Endrunde der letzten Dreissig von tausend Bewerbern gekommen, aber dann wurde mir gesagt: Begabung ist da, aber eine Frau von 1 Meter 80 passt nicht ins Klassenkonzept, es gibt keine Rollen für Sie, Sie werden ein Sozialfall. Und ich habe damals beschlossen, den Weg alleine zu gehen.“

Das Weitere ist ja seit 333 Vorstellungen als „Geierwally“ auf diversen Bühnen und spätestens seit dem Film „Das Superweib“ hinlänglich bekannt. Den tatsächlichen Beginn ihrer Karriere markiert allerdings der Streifen „Die zweite Heimat“ von Edgar Reitz, wo die Ferres als 18jährige mitwirkte.

Die Rolle der Buhlschaft ist auch eine Rückkehr zur Bühne. Die Verres hat sich von Anfang an als „Geschichtenerzählerin“ betrachtet: “Eine Rolle muß eine potentielle Schwester sein können. mit all ihren Fehlern, all ihren Abgründen. Das gilt auch für Film und Fernsehen. Das ist meine Berufung: die Menschen zu unterhalten, sie für einige Minuten oder Stunden den Alltag vergessen zu machen und sie emotional zu berühren. “

Veronica Ferres ist eine sehr intensiv mit ihren Rollen lebende Darstellerin. Wie schwer fällt ihr das Loslassen von der Buhlschaft, die sie heuer zum letzten Mal spielt? Ferres:“ Das wird mir sehr, sehr schwer fallen und ich mag nicht an die letzte Vorstellung am 27. August denken. Das wird eine schwere Zeit auch danach. Aber die Entscheidung ist richtig. Für die Zukuft gibt es aber bereits Gespräche mit Martin Kusej und Jürgen Flimm. Salzburg wird mich bestimmt wieder sehen.“

Vorher werden wir Veronica Ferres im Kino wiedersehen. Der Film „Being Gustav Klimt“ ist eine österreichisch- französisch- amerikanische Ko-Produktion mit John Malkovich als Jugendstil- Malergenie. Die Dreharbeiten beginnen im Herbst in Wien. Die Verres spielt die Modeschöpferin Emilie Louise Flöge, „ eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war, die Klimt geliebt und unterstützt hat, ihm die Geliebten zugespielt hat, ihn bewahrt hat vor dem künstlerischen Untergang. Sie war finanziell und gesellschaftlich unabhängig. Diese Frau ist ein grosses Phänomen, ein Geheimnis, und es ist eine wunderbare Aufgabe, dieses erforschen zu dürfen.“


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