Es braucht dringend eine griffige, nationale Regelung
Wer glaubt, mit der Einführung des nationalen Bundesgesetzes im Jahre 2010 hat sich in Sachen Schutz vor Passivrauchen alles zum Guten gewendet, der hat weit gefehlt. Zwar nahmen auch in Basel die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger eine kantonale Intiative zum Schutz vor Passivrauch im Jahre 2008 deutlich an und später folgte das nationale Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauch im Jahre 2010. Trotzdem haben sich die Wirte in der Stadt Basel zum sogenannten „Fümoar“ Verein zusammengeschlossen. Wer jetzt in eine Bar oder in einen Club mit dem Fümoar Signet feiern will, muss 10 Franken Mitgliederbeitrag zahlen und verzichtet ausrücklich auf den Schutz vor Passivrauch. Dies ist eine klare Gesetzesverletzung und eine totale Missachtung des Volkswillens.
Basel soll als Mahnmal dienen und liefert die besten Argumente dafür, warum wir nun endlich ein griffiges Gesetz zum Schutz vor Passivrauch auf nationaler Ebene brauchen. Das heutige Gesetz erlaubt viele Ausnahmen und führte am Schluss zu diesem „Fümoar“ Verein. Die nationale Initiative, welche am 23. September zur Abstimmung kommt ist deshalb für mich persönlich die wichtigste Abstimmung in diesem laufenden Jahr. Ganz einfach, weil es darum geht, Menschenleben zu retten! Ich hoffe, dass mittlerweile jedem klar ist, dass Rauch und Passivrauch 100 gefährliche und gesundheitsgefährdende Stoffe beinhalten, welche verschiedene Arten von Krebs (Lungenkrebs, Brustkrebs und weitere) auslösen und in allein in der Schweiz 9’000 Menschenleben kosten, 1’000 davon allein sind auf das Einatmen von Passivrauch zurück zu führen!
Die Initiative verlangt klipp und klar, was im Ausland bereits kalter Kaffee ist: Dass an einem Ort, wo mehr als eine Person einer Tätigkeit nachgeht, nicht mehr geraucht werden darf. Nicht mehr und nicht weniger. Somit wären zum Beispiel bediente Fumoirs in den Bars zwar nicht mehr erlaubt, unbediente Fumoirs dürften aber beibehalten werden, nur müssten die Gäste das Essen oder das Trinken selbst an der Bar holen.
Das elende Jammern der Wirte
Vielerorts wird gesagt, die Wirte hätten gefälligst die Freiheit selbst über ihren Betrieb zu entscheiden, schliesslich geht es hier um den Umsatz. Wenn das so wäre, dann würden wohl auch Spirituosen an Kinder abgegeben werden und Hygiene in den Küchen wäre ein Fremdwort (kostet ja schliesslich nur). Genau in die selbe Rubrik fällt für mich der Schutz vor Passivrauch. Ich habe nichts gegen Raucher, viele Personen in meinem Umfeld rauchen. Solange sie dies bewusst und für sich tun, ist das ihr Problem und muss mir egal sein.
Der Spass hört dort auf, wo andere bei einer Tätigkeit oder beim Freizeitvergnügen durch den Rauch gestört werden und die giftige Dämpfe miteinatmen müssen. Hier muss der Staat eingreifen und den Schutz vor dem krebserregenden Passivrauch einschränken. Als konkretes Beispiel kann der folgende Vergleich aufgeführt werden: In den Kantonen Tessin und Graubünden konnte nach Inkraftsetzung einer rauchfreien Gastronomie ein Rückgang von Herzinfarkten von rund 20 Prozent beobachtet werden. Die Zahlen aus dem Tessin und Graubünden wurden mit solchen aus dem Kanton Luzern verglichen, in welchem während demselben Zeitraum noch keine Regelungen zum Schutz vor Passivrauchen galten. Im Kanton Luzern stieg im selben Zeitraum die Zahl der Herzinfarkte.
Wirte sehen sich ihrer Meinung nach einem heftigen staatlichen Druck ausgesetzt und beklagen sich über die Rechtsunsicherheit, denn schliesslich ist das momentane Gesetz erst zwei Jahre alt. Man meint, jedes zweite Restaurant oder jede zweite Bar in der Schweiz habe sich in diesen zwei Jahren ein Fumoir einbauen lassen.
Mal abgesehen davon, dass ein Teil des Geldes für den Bau der Fumoirs von der Tabaklobby stammt, ist es für mich fehlende wirtschaftliche Weitsicht in solche Fumoirs zu investieren. Als Gegenbeispiel dazu die Banken: Keine normal denkende Bank käme heute noch auf die Idee, unversteuerte Gelder von ausländischen Kunden entgegen zu nehmen. Dies obwohl, das Bankgeheimnis nach wie vor auch für Ausländer gilt und theoretisch keine Bank für diese Geschäfte belangt werden könnte. Praktisch gesehen denken die Banken aber bereits um und eignen sich neue Geschäftsmodelle an, um den Turnaround möglichst schnell zu schaffen.
Wer als Wirt jetzt so viel Geld in ein solches Fumoir investiert hat, denkt in zweierlei Hinsicht nicht wirtschaftlich: Erstens ist der Zeitgeist nun mal so, dass die Mehrheit der Bevölkerung gern rauchfrei essen und feiern möchte und zweitens sollte man solch grosse Investitionen immer nur aus dem laufenden Cashflow bezahlen, sodass man auch bei weniger Einnahmen nicht ins Minus fällt.
Die volkswirtschaftliche Rechnung schreit nach einem Rauchverbot
Apropos Einnahmen: Zahlreiche Studien aus dem Ausland beweisen, dass nach einer kurzen Baisse bei der Einführung eines nationalen Rauchverbots die Einnahmen wieder kräftig anziehen und grösstenteils sogar höher sind als vor dem Rauchverbot. Vor kurzem ist nun auch in der Schweiz eine solche Studie erschienen, welche dieses Bild mehrheitlich bestätigt: Die Forscher stellen zwar fest, dass die Umsätze in der Gastronomie durch die Einführung des Rauchverbots 2,5 bis 4 Prozent tiefer liegen, wie sie in einer am Dienstag publizierten Zusammenfassung der Studie schreiben. Allerdings ist der negative Effekt nicht statistisch signifikant und lässt insbesondere für Bars und Restaurants keine Rückschlüsse auf das Rauchverbot ziehen.
Auf der anderen Seite einer Bilanz stehen natürlich die Ausgaben und die sind, volkswirtschaftlich gesehen, immens: Alleine in öffentlich zugänglichen Innenräumen und am Arbeitsplatz verursacht Passivrauchen schweizweit jährlich 3’000 verlorene Lebensjahre, 70’000 zusätzliche Spitaltage und somit Gesundheitskosten von mindestens 420 Millionen Franken!
Die Arbeitnehmenden wirksam schützen
In der ganzen Diskussion geht oft vergessen, dass die wirklich leidtragenden die Arbeitnehmenden in den rauchenden Gastrobetrieben sind. Sie sind dem giftigen Rauch den ganzen Tag ausgesetzt und haben keine Möglichkeit sich zu wehren. In einer Stadt wie Basel schon gar nicht, denn wo will man hier in dieser Branche noch rauchfreie Arbeit finden? Es kann nicht sein, dass unser Kantönligeist bei einer solch wichtigen Gesundheitsfrage die Oberhand behält. Eine Serviceangestellte sollte in jedem Kanton der Schweiz den genau gleichen Gesundheitsschutz geniessen.
Wir hatten nun zwei Jahre Zeit die föderalistische Regelung zu testen und müssen uns ehrlich eingestehen: Sie hat versagt! Deshalb legen wir am 23. September ein rauchfreies JA in die Urne und retten Menschenleben!
Quellen:
http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/Bis-in-die-Zwanzigerjahre-rauchte-niemand-in-Restaurants/story/15646105
http://www.bag.admin.ch/themen/drogen/00041/07322/07324/index.html?lang=de
http://www.aargauerzeitung.ch/wirtschaft/wie-tabakmultis-den-fumoirbau-foerdern-125016438
http://www.bielertagblatt.ch/nachrichten/schweiz/rauchverbot-hat-laut-studie-kaum-einfluss-auf-gastronomieumsaetze
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