Vernetzungen, die die Welt bedeuten: die Atlantikbrücke

Vernetzungen, die die Welt bedeuten: die Atlantikbrücke

Arend Oetker, Mitglied der Trilateralen Kommission sowie im American Jewish Committee und Vorstands-Chef der Atlantik-Brücke (Berliner Zeitung v. 17. April 2002)

erschienen bei altermedia

von Dr. Claus Nordbruch
 

“Die USA wird [!] von 200 Familien regiert und zu denen wollen wir gute Kontakte haben.”

 

Ist die gesamte wirtschaftliche, politische, militärische, kulturelle und publizistische Führungsschicht der BRD in einer Loge organisiert? Einer Loge, die den USA als politisches Steuerungsinstrument in Deutschland treu ergeben ist? Einer Loge, die über die beiden Einflußgruppen Council on Foreign Relations (CFR) und American Council on Germany (ACG) direkt an den amerikanischen Außenpolitik- und Geheimdienstapparat angebunden ist?

Vor 12 Jahren gingen die Autoren des Sachbuches Das RAF-Phantom, Gerhard Wisnewski, Wolfgang Landgraeber und Ekkehard Sieker, genau davon aus und belegten, daß derartige Gedanken keine Hirngespinste sein müssen. Mit ihren Darlegungen lieferten sie die Vorlage für den erfolgreichen Fernsehfilm Das Phantom (2000) des Regisseurs Dennis Gansel. Anstatt jedoch weitreichendere Konsequenzen aus den Ergebnissen ihrer Nachforschungen zu ziehen, beließen sie es bei diesem vorsichtigen Herantasten an den Kern des Wesens dieser Republik, an den Schlüssel, der zur Beantwortung entscheidender Fragen über die hierzulande herrschenden Machtverhältnisse unabdingbar ist.

Tatsächlich tummelt sich nicht nur in den USA, sondern gerade auch in der BRD jede Menge von »diskreten Vereinen«, die es wert sind, näher beleuchtet zu werden. Während den meisten Lesern des Euro-Kurier die Bedeutung von Bilderberger und Illuminiati geläufig sein dürfte und dementsprechend auch Begriffe wie Skulls and Bones, Club of Rome oder Trilaterale Kommission kein Neuland bedeuten, dürfte die hierzulande ansässige Organisation Atlantik-Brücke, obgleich sie unlängst ihr 60jähriges Bestehen beging, ungleich weniger bekannt sein. Was allerdings nur auf den ersten Blick verwundert, achtet dieser Verein, der sich gern als elitärer Freundeskreis oder als einfache Gesprächsrunde darstellt, doch penibel darauf, nicht allzu auffällig nach außen zu wirken. So gibt sich Andreas Dombret, ein Vorstandsmitglied dieser Organisation, recht bescheiden, wenn er erklärt, die Atlantik-Brücke biete »den perfekten Rahmen«, in dem die »transatlantischen Partner« in »einen offenen und vertrauensvollen Dialog« miteinander treten. Ist die Atlantik-Brücke also als Plauderverein zu verstehen; als Kaffeekränzchen, wenn auch ein elitäres, zu belächeln?

Die Atlantik-Brücke sei, gemäß ihrer Satzung, ein Verein zur Förderung der Freundschaft und des Verständnisses für Deutschland in anderen Staaten, insbesondere in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA), sowie des Verständnisses für die USA in Deutschland. Der Verein, so gibt er vor, arbeite »informatorisch-publizistisch« und »freundschaftlich mit Personen und Institutionen zusammen, die ähnliche Bestrebungen haben und erfüllt Aufgaben, die sich aus dieser Zusammenarbeit von Fall zu Fall ergeben«. Allein dieses Tun muß freilich noch nichts Subversives bedeuten. Die Atlantik-Brücke ist allerdings viel mehr als nur ein weiterer »deutsch-amerikanischer Freundschaftsverein«. Sie ist nichts weniger als die maßgebliche Organisation, in der sich die Entscheidungsträger der Berliner Republik aus Politik, Wirtschaft und Medien zusammenfinden und in einschlägiger Richtung deren Wesen bestimmen – was deutlich wird, sobald man die »Vereinsarbeit« einer näheren Betrachtung unterzieht und die internationalen Beziehungen bzw. Verflechtungen der Atlantik-Brücke beleuchtet.

Es sprechen nicht wenige Umstände dafür, daß dieser »Verein« einer Pressure Group, einer Lobby gleichkommt. Diese Einschätzung ist bereits dadurch gerechtfertigt, daß Interessierte eine Aufnahme in diesen elitären Kreis nicht beantragen können. Die Mitgliedschaft in der Atlantik-Brücke erfolgt nicht aufgrund eingereichter Bewerbungsunterlagen, sondern ist nur durch Nominierung und Kooptation durch den Vorstand möglich. Aufgenommen werden führende Vertreter des wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und wissenschaftlichen Lebens Deutschlands sowie Redakteure meinungsführender Zeitungen und Zeitschriften. Gegenwärtig hat der Verein rund 500 Mitglieder. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen kommt aus der Wirtschaft (Banken inklusive!), die kleinere Hälfte teilt sich zu zwei Drittel auf in Politik und Freie Berufsgruppen, der Rest stammt aus den Medien, Wissenschaft sowie Verbänden, Gewerkschaften und Stiftungen.

Auch die Entstehungsgeschichte dieses »Vereins« und die politische Motivation seiner Gründer, gleichen in auffälligem Maße denjenigen ähnlich berüchtigter Strukturen. Im August 1949 kamen der Bankier Eric(h) M. Warburg und der ehemalige Präsident der Weltbank, der seinerzeitige amerikanische Hochkommissar John J. McCloy (späterer Vorsitzender des Council on Foreign Relations, CFR) in Berlin zu einem Treffen zusammen. Beide Vertreter der US-amerikanischen Siegermacht führten, so die Berliner Zeitung, eine leidenschaftliche Diskussion über die Zukunft Deutschlands. McCloy, der von den wahnwitzigen Ideen des US-Finanzministers Henry Morgenthau beeinflußt gewesen sei, plädierte für den Totalabbau der deutschen Industrie. Warburg, als deutscher Jude 1938 in die USA ausgewandert und 1945 als amerikanischer Befreier nach Deutschland zurückgekehrt, befürwortete hingegen die Einstellung der Demontage, da sonst »aus Nachkriegsdeutschland nichts Gutes« erwachse, und forderte deshalb die Gründung einer überparteilichen Organisation, die fortan und für immer die Beziehungen zwischen Deutschland und Amerikaner stärken sollte. 1952 wurde besagte Organisation unter dem Namen Atlantik-Brücke gegründet. In diesem Rahmen federführend waren außer Warburg und McCloy in erster Linie der Bankier und mutmaßliche Widerständler Gotthard von Falkenhausen, der jüdische Christdemokrat Erik Blumenfeld (der spätere langjährige Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft), die Herausgeber der von der Besatzungsmacht lizensierten Wochenzeitung Die Zeit, Marion Gräfin Dönhoff und Ernst Friedlaender sowie Helmut Schmidt (der spätere sozialdemokratische Bundeskanzler). Zunächst konzentrierte sich der »Verein« auf die Bildung von Netzwerken im politischen und wirtschaftlichen Bereich. Konferenzen, Kolloquien und Seminare wurden organisiert, später wurden Austauschprogramme für Studenten, Lehrer, Professoren sowie für junge Führungskräfte, Journalisten und Militärs entwickelt. Als besonders erfolgreich habe sich die alljährliche Einladung amerikanischer Hochschullehrer, die das Fach »Holocaust« unterrichten, erwiesen.


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