Verner Panton prägte wie kein Anderer die Designlandschaft in den 1970er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Mit seinem legendären Panton Stuhl feierte der gebürtige Däne seinen Durchbruch, auch seine folgenden Werke verblüfften und begeisterten die Welt gleichermaßen. Als erster Innenarchitekt und Möbeldesigner verband er die Welt des Pop Art mit der des Möbeldesigns, seine Lampen und Möbel glichen eher psychedelischen Skulpturen als Gebrauchsgegenständen.
Kunststoff als Designinnovation
Das Besondere am Panton Stuhl war – neben seiner innovativen Formgebung, die fast an einen weiblichen Körper erinnerte, – dass er aus einem Stück gefertigt war. Und zwar aus Kunststoff, einem Werkstoff, der damals zuvor nicht im Möbeldesign verwendet wurde. Im Lauf seiner Karriere erschuf Verner Panton weitere Arbeiten, bei denen Kunststoff oftmals eine Rolle spielte: Das Lampendesign Moon Lamp, eine Pendelleuchte, die seit 1955 produziert wird, oder die Inneneinrichtung des Hamburger Verlagshauses Spiegel, die Sie heutzutage zum Teil im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg besichtigen können.
In den 1960er und 1970er Jahren hatte die gesamte Industrie eine wahre Plastikflut verursacht: Kleinste Lebensmittelmengen wurden einzeln verpackt, die Einwegflasche kam auf den Markt, und auch die Textilbranche sorgte mit chemisch hergestellten Kleidungsstücken für immer größer werdende Müllberge. Recycling gab es noch nicht.
Das änderte sich mit der Ölkrise, hier begannen die Menschen, umzudenken. Kunststoff und Plastik waren nicht mehr so angesagt wie zuvor, man begann, nach Alternativen zu suchen. Gegen Ende der 1970er Jahre ließ Verner Pantons Erfolg nach, Grund dafür waren nicht nur steigende Preise der für die Produktion von Kunststoff verwendeten Ausgangssubstanz Ethylen. Nachhaltigkeit und Naturmaterialien wurden populär, und somit kam auch der Panton Stuhl aus der Mode. Verner Panton widmete sich in dieser Zeit anderen Projekten und Materialien, etwa in der Textilbranche. Die Bevölkerung begann, sich Gedanken zu machen über die begrenzt vorhandenen Rohstoffe und einen verantwortungsbewussten Umgang mit diesen. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Ressourcen und Nachhaltigkeit gehörte zum guten Ton. „Jute statt Plastik“ – war ein Motto der 1980er Jahre, das ebenso gut zur heutigen Zeit passt.
Die plastikfreie Gesellschaft
Denn heutzutage sieht es ähnlich aus: Die Menschen möchten den Planeten lebenswert erhalten, plastikfrei und schadstoffarm. Und Nachhaltigkeit ist mehr als ein Trend: Immer mehr Menschen verzichten auf ihr Auto, ernähren sich vegan, verwenden Stoffbeutel und vermeiden Kunststoff, wo es nur geht. Im Alltag und Haushalt gibt es viele plastikfreie Möglichkeiten, um Nachhaltigkeit auch in die Tat umzusetzen – ebenso in Kunst und Design. Verner Panton starb 1998. Ob der Designer Panton heutzutage ähnlich innovative Arbeiten aus nachhaltigen Rohstoffen erschaffen würde?
Noch scheint eine plastikfreie Gesellschaft Zukunftsmusik zu sein. Was dem Gedanken der Nachhaltigkeit gegenübersteht, sind die Zahlen der kunststoffverarbeitenden Industrie: Diese befindet sich in Deutschland auf Erfolgskurs, seit 2014 bricht sie einen Umsatzrekord nach dem anderen. Vor allem Hersteller von Verpackungsmaterialien freuen sich über die gute Prognose.
Es wäre nicht nur wünschenswert, sondern auch Aufgabe der Politik, dem verstärkten Interesse der Bevölkerung an plastikfreien Produkten und Verpackungen nachzukommen und entsprechende Alternativen besser zu fördern. Bis wir in einer plastikfreien Welt Leben können, wird es wohl noch einen Moment dauern. Aber jeder kann etwas tun, um diesen Prozess zu beschleunigen.
Bilder: 1. Spiegelkantine in Hamburg, 2. Panton Chair Classic, 3. Flowerpots