Diese Forderung ist angesichts der Verteilung der allgemeinen Steuerlast berechtigt.
Und doch hilft sie nicht, das Steuerlabyrinth zu durchdringen und wirkliche Steuergerechtigkeit zu erzielen.
Um an diesen Punkt zu gelangen, müssten alle Einkommenssteuern abgeschafft werden. Zu Gunsten einer einzigen Einkommensteuer, die ausnahmslos und ohne Abstriche für jeden zu gelten hat. Jeder zahlt 10 % seiner Einkünfte in die Gemeinschaftskasse ein. Genügend Geld für den Staat, um haushalten zu können.
Betrügereien und Schlupflöcher wären dann genauso hinfällig, wie der unnötige Beruf des Steuerberaters.
Um Steuergerechtigkeit kann es den Unterzeichnern von Vermögensteuer jetzt! nur oberflächlich betrachtet gehen. Wozu sonst der Zusatz in ihrer Forderung "abzüglich Schulden"? Zudem sich unter'm Strich betrachtet, Schulden und Vermögen sowieso einander ausschließen. Also doch nur, um das berüchtigte Loch im Paragraphen gleich mitzuliefern? In diesem Fall benötigt es keiner neuen Paragraphen. Die Gesellschaft krankt bereits zur Genüge an der vorhandenen Paragraphenfülle mit all den eingebauten Schlupflöchern.
"Abzüglich Schulden" würde in der Praxis nur bedeuten, daß alles beim Alten bleibt und sich wie bisher die Reichsten so krank (Schulden) rechnen können, daß sie am Ende noch Anspruch auf eine Sozialwohnung haben.
"Abzüglich Schulden" bedeutet nichts anderes, als die Gesellschaft vermeintlich gerechter gestalten zu wollen und die Mitglieder zum Betrug zu drängen. Wie bereits angedeutet: Wer wirklich Vermögen besitzt, hat keine Schulden.
Das Eine schließt das Andere aus. Es sei denn, man möchte unter Vermögen den Besitz auf Pump verstehen. Es wäre schön, wenn dann jeder Schuldner einen bunten Punkt tragen müsste. Oder auf jeden Gegenstand, der nur gepumpt ist, ein deutlich sichtbares farbliches Symbol aufgetragen sein müsste. Sie würden staunen, wie bunt es in ihrer Umwelt zuginge. Vor lauter Vermögen. Die einen, weil sie sich dazu gedrängt wähnten und die anderen aus selbigen Grund. Die einen, weil die eigene Haushaltskasse nicht groß genug ist und die anderen, weil die überfüllte Kasse noch viel viel größer werden soll.
Das letzte Hemd hat nun einmal keine Taschen und wir besitzen nur das, was wir sind. Nicht das, was wir haben und glauben zu besitzen.
Auch bis in nicht absehbare Zukunft wird es notwendig bleiben, daß gesellschaftliche Leben durch Schulden (Kredite) zu organisieren. Doch, was spräche gegen einen bescheideneren Umgang mit Krediten?
Die allgemeine Gier und Raffsucht würden nicht gefördert werden.
Die Schwachen schützen, aber nicht das Schwache fördern.Das Schuldenmachen als wirtschaftlichen Zweck anerkennen, aber nicht das Machen von (möglichst vielen) Schulden anzukurbeln.
Eine solche Vermögenssteuer einführen zu wollen, zeugt von Naivität oder fieser Absichten.
Gut gewollt, heißt bekanntlich nicht gut gemacht. Von daher sollte zumindest der Vorschlag zur Wiedereinführung entsprechend überarbeitet werden.
Wirkliche, weil revolutionäre Reformen sehen in meinen Augen sowieso anders aus.
Der Kapitalismus ist gescheitert, also auch sein Steuerparadies ("Sie gehören bloß nicht dazu", würde Lothar Dombrowski sagen). Die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer kann nicht die Ungerechtigkeiten dieses Systems ausgleichen. An einer Leiche herumzudoktern, bedeutet nicht, diese zum Leben erwecken zu können.
So etwas gelingt nur Jesus. Aber das ist eine andere Legende...