Vermisst in Portugal: Eltern der Österreicherin Julia W. (28) setzen Belohnung aus

Seit mehr als acht Wochen ist an der Algar­ve die Öster­rei­che­rin Julia W. (28) aus dem Flach­gau bei Salz­burg ver­schwun­den. Den besorg­ten Eltern rei­chen die Bemü­hun­gen der Behör­den in Por­tu­gal und Öster­reich nicht mehr aus. Jetzt haben sie eine Beloh­nung für Hin­wei­se aus­ge­setzt, die zum Auf­fin­den ihrer Toch­ter füh­ren. Und im Exklu­siv-Inter­view mit "Algar­ve für Ent­de­cker" gibt Juli­as Mut­ter Elfrie­de W. Ein­blick in die Gefühls­la­ge der Eltern. Sie schwankt zwi­schen Hoff­nung und Ver­zweif­lung...

Fra­ge: Wie wür­den Sie ihren Gefühls­zu­stand 62 Tage nach dem Ver­schwin­den Ihrer Toch­ter Julia an der Algar­ve beschrei­ben?

Mut­ter: Es ist ein zwie­späl­ti­ger Zustand. Einer­seits hof­fen wir wei­ter­hin täg­lich, dass sich Julia mel­det, ande­rer­seits ist nicht rest­los geklärt, ob sie das Gebiet der Sied­lung Vegan Hills in Pedral­va im Kreis Vila do Bis­po über­haupt ver­las­sen hat, ob ein Unfall oder ein Ver­bre­chen vor­liegt. Ich habe in Kür­ze Geburts­tag. Nor­ma­ler­wei­se mel­det sich Julia immer an die­sem Tag bei mir. Das bleibt mei­ne Hoff­nung. Das schöns­te Geschenk wäre, mei­ne Toch­ter wohl­be­hal­ten in die Arme schlie­ßen zu kön­nen.

Fra­ge: Wann hat­ten Sie vor dem Ver­schwin­den Ihrer Toch­ter das letz­te Mal Kon­takt mit Julia und wie wirk­te sie da auf Sie?

Mut­ter: Noch am Tag ihres Ver­schwin­dens, am 28. Juni, haben wir mit­ein­an­der tele­fo­niert und auch über Din­ge gespro­chen, die wegen eines vor­aus­ge­gan­ge­nen Unfalls mit ihrem Cam­per Van noch abzu­klä­ren waren und wie wir ihr dabei hel­fen kön­nen. Wir haben ver­ein­bart, dass bei­de Sei­ten noch eini­ge Tele­fo­na­te täti­gen und wir uns am nächs­ten Tag noch ein­mal anru­fen, um uns abzu­stim­men. Sie wirk­te völ­lig nor­mal.

"Nach am Tag des Verschwindens von Julia telefonierten wir miteinander"

Infor­ma­tio­nen zur ver­miss­ten Julia W.: Julia (28) ist öster­rei­chi­sche Staats­bür­ge­rin, 1,70 Meter groß, sehr schlank, hat mit­tel­lan­ges blon­des Haar und blaue Augen. Als sie am 28. Juni 2019 in der Nähe von Pedral­va im Kreis Vila do Bis­po (Algar­ve) ver­schwand, trug sie ein grau­es T‑Shirt, brau­ne Shorts und Flip-Flops. Sie ver­schwand unter unge­klär­ten Umstän­den aus einem Cam­ping-Lager (Vegan Hills) in der Nähe Pedral­vas. Alle ihre Hab­se­lig­kei­ten (Com­pu­ter, Mobil­te­le­fon, Aus­weis­do­ku­men­te und Bank­kar­ten) blie­ben zurück.

Fra­ge: Wie wür­den Sie Juli­as Wesen, ihren Cha­rak­ter beschrei­ben? Was ist kenn­zeich­nend, was typisch für Ihre Toch­ter und wie passt das mit dem zusam­men, dass sie nun ver­schwun­den ist, ohne wie­der von sich hören zu las­sen?

Mut­ter: Sie ist Absol­ven­tin der Höhe­ren Bun­des­lehr­an­stalt für künst­le­ri­sche Gestal­tung in Linz, also der HBLA, und übt eine selb­stän­di­ge Tätig­keit in den Berei­chen Gra­fik und Design aus. Beson­ders ger­ne arbei­tet sie mit Natur­ma­te­ria­li­en und bedruckt Tex­ti­li­en mit Sieb­druck. Sie ist sehr natur­ver­bun­den und hat sich zuneh­mend von unse­rer aus­ufern­den Kon­sum­ge­sell­schaft abge­wandt. Julia ist krea­tiv, wil­lens­stark, hilfs­be­reit, kon­takt­freu­dig und sehr sozi­al ein­ge­stellt. Falls sie weg­ge­gan­gen ist, ver­mag ich das nur mit ihrem Auto­un­fall zu erklä­ren, der sie ziem­lich aus der Bahn gewor­fen haben könn­te.

"Julia fühlte sich in den Vegan Hills in Pedralva sehr wohl"

Fra­ge: In wel­cher Umge­bung, in wel­chem Milieu hat sich Ihre Toch­ter vor ihrem Ver­schwin­den an der Algar­ve bewegt? Wie kam sie über­haupt dort hin?

Mut­ter: Julia hat sich vor 16 Mona­ten mit ihrem Cam­per Van auf eine aus­ge­dehn­te Euro­pa-Rund­rei­se bege­ben. Sie kam im Herbst an der West-Algar­ve, im äußers­ten Süd­west­zip­fel Kon­ti­nen­tal­eu­ro­pas an. Dort fühl­te sie sich sehr wohl in den Vegan Hills, einem der Pro­jek­te der gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­ti­on Vegoa. Auf einem mehr als 100 Hekt­ar gro­ßen Gelän­de im Bereich der Ort­schaft Pedral­va fin­den sich dort Men­schen zu einer Gemein­schaft zusam­men, die sich einer ethi­schen und nach­hal­ti­gen Lebens­wei­se sowie vega­ner Ernäh­rung ver­schrie­ben hat. Mit­glied gewor­den ist Julia unse­res Wis­sens nach nicht. Hier dürf­te sie dann Tybo G. getrof­fen haben, einen 31-jäh­ri­gen Bel­gi­er. Wir wis­sen aber nicht, wo genau die bei­den sich ken­nen­ge­lernt haben. Zwi­schen­zeit­lich schien es auf eine part­ner­schaft­li­che Bezie­hung hin­aus­zu­lau­fen, aber die hat­te dann doch kei­nen Bestand.

Fra­ge: Wie sah nach Ihren Infor­ma­tio­nen die Situa­ti­on aus, in der Ihre Toch­ter in Pedral­va ver­schwand?

Mut­ter: Juli­as Freun­de Marei­ke S., eine in Vegan Hills woh­nen­de Deut­sche, und Tybo G. gin­gen am 28. Juni auf ein Kon­zert. Julia woll­te nicht mit­kom­men, son­dern ver­blieb im oder beim Cam­per Van von Tybo. Die­ser park­te an der Ein­fahrt zu Marei­kes Wohn­be­reich auf Vegan Hills. Bei Julia blieb auch der Hund von Tybo, der ihr sehr zuge­tan war, da sie auf ihn auf­ge­passt hat­te, wäh­rend Tybo eine län­ge­re Zeit aus fami­liä­ren Grün­den in Süd­ame­ri­ka ver­brach­te. Als der Bel­gi­er und Marei­ke von dem Kon­zert in Bur­gau zurück­kehr­ten, stand die Tür des Cam­per Vans offen, Julia und der Hund waren ver­schwun­den. Vor Ort war aber noch die Lei­ne des Hun­des. Das ist inso­weit eigen­ar­tig, als dass Julia immer mit Lei­ne spa­zie­ren ging. Marei­ke mein­te, nach dem Ver­schwin­den von Julia könn­te sich der Hund los­ge­ris­sen haben. Den Hund haben sie spä­ter bei der Suche nach Julia gefun­den. Im Cam­per Van befand sich Juli­as Ruck­sack mit Geld, Pass und Tele­fon.

Fra­ge: Rät­sel­haft erscheint, wes­halb Ihre Toch­ter ohne ihr per­sön­li­ches Eigen­tum weg­ging...

"Weshalb Julia wegging, ist nicht plausibel"

Mut­ter: Eine Ant­wort dar­auf haben auch wir nicht. So gese­hen ist Juli­as Weg­ge­hen über­haupt nicht plau­si­bel. Sofort haben meh­re­re Freun­de des­halb eine Suche in der nähe­ren Umge­bung gestar­tet, aber nie­man­den gefun­den. Dar­auf­hin hat Tybo G. am nächs­ten Mor­gen die Ver­miss­ten­an­zei­ge auf­ge­ge­ben.

Fra­ge: Wie ste­hen Sie als Eltern zu dem jun­gen Bel­gi­er, den Sie ja bei einem kürz­li­chen Besuch vor Ort auch per­sön­lich ken­nen­ge­lernt haben?

Mut­ter: Wir sind Ende Juli nach Por­tu­gal gereist, um uns selbst ein Bild von der Lage zu machen. Bei die­ser Gele­gen­heit haben wir Tybo G. näher ken­nen­ge­lernt. Er ist sym­pa­thisch, offen, unkom­pli­ziert und eben­falls sehr besorgt über den Ver­bleib unse­rer Toch­ter. Wir möch­ten uns ins­be­son­de­re bei Tybo, aber auch sei­nen Freun­den und Bekann­ten für die umfang­rei­chen Akti­vi­tä­ten bei der pri­va­ten Suche bedan­ken.

"Warum fand in Pedralva nicht sofort eine Suche nach Julia statt?"

Fra­ge: Wel­chen Ein­druck haben Sie von den bis­he­ri­gen Ermitt­lun­gen der por­tu­gie­si­schen Poli­zei?

Mut­ter: Wir kön­nen und wol­len uns da kein abschlie­ßen­des Urteil erlau­ben. Aber wir füh­len uns - offen gesagt - schon ziem­lich hilf­los und sehr auf uns allein gestellt. Wir fra­gen uns: War­um fand nicht sofort eine voll­stän­di­ge Suche am Ort des Ver­schwin­dens statt, war­um gibt es bis­lang kei­nen öffent­li­chen Such­auf­ruf der por­tu­gie­si­schen Poli­zei oder war­um ist es nicht mög­lich, von staat­li­cher Sei­te eine Beloh­nung für Hin­wei­se aus­zu­lo­ben, so wie es in ande­ren Fäl­len durch­aus üblich ist?

Fra­ge: Inwie­weit war die öster­rei­chi­sche Bot­schaft in Lis­sa­bon bis­lang hilf­reich?

Mut­ter: Dort hält man uns dar­über infor­miert, was in Por­tu­gal geschieht bzw. erreicht wer­den konn­te. Wäh­rend unse­res Auf­ent­halts vor Ort hat uns die Bot­schaft maß­geb­lich unter­stützt, sodass wir alle per­sön­li­chen Belan­ge erle­di­gen konn­ten.

"Portugals Polizei hat bislang wohl keinen Unfall oder kein Verbrechen in Betracht gezogen"

Fra­ge: Ist nach den Ihnen vor­lie­gen­den Infor­ma­tio­nen inten­siv in alle Rich­tun­gen ermit­telt wor­den?

Mut­ter: Nach der Ver­miss­ten­an­zei­ge ist wohl von der por­tu­gie­si­schen Poli­zei bis­lang nicht in Betracht gezo­gen wor­den, dass ein Unfall oder eine Straf­tat vor­lie­gen könn­te. Unse­ren Infor­ma­tio­nen zufol­ge hat es lei­der kei­ne kom­plet­te Suche am Ort des Ver­schwin­dens gege­ben. Von unse­ren Behör­den haben wir die Aus­kunft bekom­men, dass bei sol­chen Vor­fäl­len in Öster­reich eine gro­ße Anzahl von Suchen­den das Gebiet durch­kämmt. Es kom­men Such­hun­de zum Ein­satz und es wer­den Über­flü­ge mit Wär­me­bild­ka­me­ras durch­ge­führt. Wel­che Maß­nah­men übli­cher­wei­se in Öster­reich ergrif­fen wer­den, sei als Emp­feh­lung an die Behör­den in Por­tu­gal wei­ter­ge­lei­tet wor­den, hör­ten wir. Aus uns vor­lie­gen­den Unter­la­gen geht her­vor, dass es kei­nen Such­hun­de­ein­satz gab, obwohl uns dies anfäng­lich mit­ge­teilt wor­den war. Aller­dings ist die Poli­zei bei angeb­li­chen Sich­tun­gen von Julia durch­aus umfas­send aktiv gewor­den. Lei­der stell­ten sich die Hin­wei­se bis­lang alle als falsch her­aus.

Fra­ge: Was müss­te Ihrer Mei­nung nach gesche­hen, um die Suche nach Julia zu inten­si­vie­ren?

"Wir setzen eine Belohnung aus für Hinweise zum Auffinden von Julia"

Mut­ter: Zunächst müss­te geklärt wer­den, ob es am Ort des Ver­schwin­dens, also rund um Vegan Hills, zu einem Unfall oder zu einer Straf­tat kam. Wenn die­se Abklä­rung nega­tiv ver­läuft, soll­te mit­tels eines lan­des­wei­ten Auf­rufs die Suche erneut inten­si­viert wer­den und durch die Aus­lo­bung einer Beloh­nung unter­stützt wer­den. Da wir das wei­te­re Vor­ge­hen der Behör­den nicht abschät­zen kön­nen, haben wir uns ent­schie­den, einen eige­nen Auf­ruf zu star­ten, dass sich Julia mel­den soll bzw. dass uns ihr Auf­ent­halts­ort genannt wird. Außer­dem set­zen wir eine Beloh­nung in Höhe von 5.000 Euro für den­je­ni­gen aus, nach des­sen kon­kre­tem Hin­weis Julia auf­ge­fun­den wird.

Fra­ge: Wie gehen Sie als Eltern im All­tag mit der der­zei­ti­gen Situa­ti­on um? Wie prägt die­se im Augen­blick Ihr Leben?

Mut­ter: Die Unge­wiss­heit, das Hof­fen und Ban­gen brin­gen uns an die psy­chi­schen und phy­si­schen Gren­zen des Erträg­li­chen. Jeder Anruf birgt die Hoff­nung, dass unse­re Toch­ter gefun­den wur­de. Man zer­mar­tert sich den Kopf, was pas­siert sein könn­te, denkt nach, was man noch tun könn­te, fühlt sich voll­kom­men hilf­los. Manch­mal über­wiegt das Gefühl, dass die Behör­den zu wenig unter­neh­men. Man macht sich Gedan­ken, ob Julia über­haupt noch lebt, um die­sen dann sofort zu ver­wer­fen und Hoff­nung zu schöp­fen, dass wir sie bald zurück­be­kom­men.

Hier der aktu­el­le Such­auf­ruf der Eltern von Julia W. mit Aus­set­zung einer Beloh­nung:

5.000 Euro Belohnung für Hinweise auf Julia W. (28)

Sehr geehr­te Damen und Her­ren, als die besorg­ten Eltern unse­rer Toch­ter Julia (28) bit­ten wir jeden, der uns aktu­el­le Infor­ma­tio­nen über ihren Auf­ent­halts­ort, über zurück­lie­gen­de Sich­tun­gen oder über rele­van­te Vor­gän­ge rund um ihr Ver­schwin­den geben kann, instän­dig und herz­lich, dies zu tun. Lei­der haben weder die bis­he­ri­gen Bemü­hun­gen der por­tu­gie­si­schen Poli­zei noch pri­va­te Such­ak­tio­nen über Pla­ka­te und sozia­le Medi­en brauch­ba­re Hin­wei­se erge­ben, die das Gesche­he­ne erhel­len und Julia fin­den lie­ßen. Wir machen uns, da inzwi­schen schon vie­le Wochen seit Juli­as Ver­schwin­den ver­gan­gen sind, sehr gro­ße und erns­te Sor­gen. Des­halb set­zen wir pri­vat eine Beloh­nung* in Höhe von 5.000 Euro aus für die­je­ni­ge Per­son, die der Poli­zei recht­mä­ßig erlang­te und sach­dien­li­che Hin­wei­se lie­fert, wel­che zum Auf­fin­den von Julia füh­ren oder, falls eine Straf­tat vor­lie­gen soll­te, zu deren Auf­de­ckung.
Wenn Sie also etwas Kon­kre­tes über das Ver­schwin­den von Julia wis­sen bzw. eine ent­spre­chen­de Beob­ach­tung gemacht haben, dann tei­len Sie dies bit­te umge­hend an jed­we­de Poli­zei­dienst­stel­le mit oder über die inter­na­tio­na­le Not­ruf­num­mer 112. Bit­te hel­fen Sie mit, dass wir bald Gewiss­heit haben! Herz­li­che Grü­ße Elfrie­de und Peter W., Salz­burg

*Die Aus­zah­lung erfolgt unter Aus­schluss des Rechts­wegs. Sie erfolgt nicht an Per­so­nen, die wegen ihrer pri­vat­recht­li­chen oder öffent­lich-recht­li­chen Posi­ti­on zu ent­spre­chen­dem Ver­hal­ten ver­pflich­tet sind und an Per­so­nen, denen eine Mit­schuld am Sach­ver­halt ange­las­tet wer­den kann.

Unsere früheren Berichte über das Verschwinden von Julia W. an der Algarve

In die­sen Bei­trä­gen hat " Algar­ve für Ent­de­cker" bis­her über die Suche nach der Öster­rei­che­rin Julia W. in Por­tu­gal und im gesam­ten Schen­gen-Raum berich­tet:

Poli­zei erläu­tert Julia-Suche (4. August)

Ver­miss­te Öster­rei­che­rin (28): Jetzt spricht ihr Ex-Freund (31. Juli)

Öster­rei­che­rin (28) seit einem Monat an Algar­ve ver­misst (27. Juli)


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