Alltag mit Kindern
Der Alltag mit kleinen Kindern ist sehr anstrengend und fordernd. Von 05:30h an heißt es, darauf zu achten, dass sich niemand verletzt, oder etwas beschädigt. Bis die Kleinen in die Kita kommen werden Brötchen geschmiert, Outfits zusammengestellt, mehrfach überarbeitet, weil die Meinungen zwischen Kind und Mutter auseinandergehen und alles fertiggemacht. Es werden Zähen geputzt, Kinderköpfe frisiert und Kinderzöpfe gebunden. Zu guter Letzt wird noch eine, der Witterung angepasste, Oberbekleidung ausgewählt und die Kinder in die Kita begleitet. Danach heißt es Einkaufen, Wohnung auf Vordermann bringen und Kochen, bevor die Kleinste abgeholt wird. Danach wird die Kleine beschäftigt und später die beiden Großen abgeholt.
weg sind sie
Freitag Nachmittag hat mein Mann die Beiden mitgenommen und war zwei Nächte im Rahmen seines Hobbys am anderen Ende von Österreich. Direkt nachdem sie weg waren habe ich die Zeit sehr genossen. Es ist bei drei Kindern nicht immer leicht, seine Aufmerksamkeit und Liebe gerecht zu verteilen. Speziell die Kleinste, die verhältnismäßig ruhig ist, kommt leider immer zu kurz, wenn die beiden Geschwister in der Nähe sind. Also habe ich Qualitätszeit mit der Kleinsten verbracht und rasch gelernt, dass sie alleine nicht wesentlich weniger Aufwand bedeutet, als zu dritt. Dann hat sie in den Nächten auch ausgesprochen unruhig geschlafen, weshalb ich auch ausgesprochen wenig schlafen konnte.
Volles Programm
Wir haben viel Zeit draußen verbracht. Die selben Unternehmungen, wie mit den beiden anderen Kindern auch, aber mit dem 100%igen Fokus auf die Kleinste. Ungewohnte Aufmerksamkeit, gepaart mit der Situation ohne große Geschwister dazustehen. Zweieinhalb dicht gefülte Tage mit viel schönen Momenten, aber voller Arbeit und zwei Nächte, von denen die letzte uns beiden wenig Schlaf gebracht hat. Heute sind die Drei wiedergekommen.
Vermissen vergessen
Sie sind heimgekommen, nachdem die Kleinste bereits schlief. Als mein Mann und ich mit den Kleinen in ihren Betten lagen und warteten, bis sie einschliefen wurde mir klar, was ich vergessen hatte. Ich hatte in den drei Tagen vergessen meine beiden Kinder zu vermissen. Wie kann das sein? Tag für Tag verbringe ich Stunden mit den Kleinen. Sie sind mein Lebensinhalt und auch mein Job. Was bin ich für eine schreckliche Mutter, die ihre Kinder zwei Nächte lang nicht vermisst?
Mutterliebe nüchtern
Ich glaube dafür gibt es eine Reihe von Erklärungen. Die Mutterliebe äußert sich im Alltag mit drei Kindern darin, dass man 24 Stunden täglich für seine Kinder da ist. Die romantischen Momente, wie man sie aus dem Werbefernsehen kennt, sind selten und oft kaum wahrnehmbar. Die Chance, dass ein schöner Moment mit einem Kind einmal so fällt, dass man sich tatsächlich darauf konzentrieren und ihn genießen kann, ist verdammt gering. Ist ein Kind einmal wunderbar, begeistert mit einer Aussage, oder einer Handlung, oder braucht einfach Aufmerksamkeit, dann kann man sicher sein, dass die beiden anderen sich gerade prügeln, auf Toilette sitzen und „Fertig" rufen, oder sich selbst gerade in eine ausweglose Situation manövriert haben, in der sie Hilfe benötigen. Solange die Kinder sehr klein sind ist es wohl nicht möglich einen solchen Moment angemessen auszukosten.
Zeit ist relativ
Dazu kommt, dass man als Mutter immer ein bisschen gehetzt ist und eigentlich immer etwas zu tun ist. So war mir die Zeit ohne die beiden Großen fast zu kurz. Tonnen von Hausrat haben den Platz gewechselt und vieles hat einen völlig neuen Platz bekommen. Ich habe viel mehr Zeit, als sonst mit der Kleinsten verbracht und in der Zeit, in der sie schlief auch mal durchgeatmet und mir selbst mal ein bisschen Raum in meinem Leben gegeben. Ich habe sie zwei Nächte lang nicht vermisst. Die Zeit ist mir dabei aber nicht wie zwei Nächte vorgekommen und ist wie im Flug vergangen.
Keine Sorge
Auch dass sie mit ihrem Vater unterwegs waren mag eine Ursache sein, dass ich sich kein Vermissen eingestellt hat. Ich musste mir keine Sorgen machen. Die Kombination aus einem dichten Programm, der Ablenkung durch die Kleine und die Sicherheit, dass die Kinder in ausgezeichneten Händen waren hat mit scheinbar genügt. Auch wenn ich meine Kinder liebe, so bedeuten sie auch eine Menge Arbeit. Die wenigsten Menschen vermissen ihr Büro und die Arbeit am Wochenende, wenn sie einmal zwei Tage haben auszuspannen.
Eine Mutter hat kein Wochenende, keinen Urlaub und keinen Krankenstand. Für Jahre macht sie täglich 24h-Dienste und sorgt dafür, dass es den Kindern an nichts mangelt. Diese Aufgabe mal ein paar Tage mal nur zu 33% erfüllen zu müssen ist auf jeden Fall eine Erleichterung. Die Kinder nicht zu vermissen finde ich unter diesen Umständen nicht schlimm. Die Freude, als sie heute wiederkamen war überschwänglich und ehrlich. Ich liebe meine Kinder, aber auch eine Auszeit muss einmal sein. Vermissen ist keine Pflicht und ich bin sicher, dass es sich spätestens nach einer Woche heftigst einstellen würde.