Im Folgenden finden sich einige interessante Artikel über die ich in letzter Zeit gestoßen bin sowie einige Anmerkungen dazu. Zur besseren Bezugnahme in den Kommentaren sind die Artikel durchnummeriert.
1) Gewaltfreie Erziehung - Die entscheidende Revolution
Es ist immer wieder erstaunlich, wie hartnäckig sich Gewalt gegen Kinder als legitimes Mittel der Erziehung hält. Obwohl es unter Rot-Grün verboten wurde, ist ein Großteil der Bevölkerung immer noch der Ansicht, dass ein paar Hiebe schon nicht schaden. Ignoriert wird dabei die inzwischen beeindruckend breite Palette Forschung, die unisono belegt dass Schläge als Mittel der Erziehung tatsächlich schädlich sind.
Für mich als Vater ist der Verzicht auf Gewalt mit eine der größten Herausforderungen. Wenn man gestresst ist und die Kinder furchtbar aufsässig sind, wird man wütend. Die Versuchung ist immer groß, dieser Wut dann körperlich Ausdruck zu verleihen. Sich dann immer wieder zu sagen, dass Gewalt gegenüber Kindern - auch und gerade scheinbar kühle, zielgerichtete Gewalt wie ein Klaps auf die Finger oder den bewindelten Hintern, die keine Schmerzen verursachen - ein Zeichen der eigenen Hilflosigkeit sind ist nicht einfach. Denn gerade das ist es. Gewalt gegen Kinder ist ein Kontrollverlust der jeweiligen erwachsenen Autoritätsperson, nicht mehr und nicht weniger. Es ist Hieb gewordener Ausdruck einer Hilflosigkeit, sich nicht anderes behelfen zu können. Das zu verstehen ist ein wichtiger erster Schritt, und wir sind leider noch weit davon entfernt.
Immerhin ist durch die juristische Sanktionierung inzwischen eine Art gesellschaftliches Tabu errichtet. Verdreschen ist mittlerweile völlig ausgeschlossen, und zumindest in der Öffentlichkeit reißen die Menschen sich im Allgemeinen zusammen, weil sie wissen, dass es gesellschaftlich sanktioniert wird. Auch das ist übrigens political correctness und zeigt deutlich den Wert dieser Einrichtung. In anderen Ländern wie etwa den USA ist diese Barbarei noch deutlich weiter verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert. Hier steht noch viel Arbeit ins Haus.
2) Trump attacks Comey for handing him the presidency
Man muss sich in diesen wirren Zeiten immer wieder klar machen, dass der Feind deines Feindes nicht automatisch dein Freund ist. Gerade für Progressive ist es leicht, in kollektive Amnesie zu verfallen und James Comey als heldenhaften Widerstandskämpfer gegen Trump zu feiern. Man sollte sich allerdings immer klar machen, dass es Comey war, der Trump den Sieg gebracht hat. Dass er danach von den Konsequenzen seiner eigenen Fehlentscheidung hinweggespült wurde, ist eher poetische Gerechtigkeit.
Tatsächlich mehr als beunruhigend ist die aktuelle konzertierte Attacke der Republicans gegen Comey daher vor allem deswegen, weil sie einen gefährlichen autoritären Trend aufzeigt. Mit der gesamten Gewalt des Staates gegen eine unangenehme Privatperson (!) zu agitieren, ist nichts, was in einer Demokratie passieren sollte. Die Republicans attackieren zudem bewusst die Ideen von Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung indem sie Trumps Linie fahren, dass das Justizministerium sich gefälligst seinen Wünschen unterzuordnen und die Ermittlungen einzustellen.
3) Immigranten - Bereicherung oder Belastung?
Hannes Stein liefert eine Reihe von Daten über Einwanderer in die USA. Es geht um alle Einwanderer, und die Zahlen sind beeindruckend. Sie sind weniger kriminell, weniger arbeitslos, weniger unverheiratet schwanger, besser gebildet, religiöser und jünger als durchschnittliche Amerikaner. Ich weiß nicht wie die Zahlen hierzulande sind, aber dass das Bild bei weitem nicht die Höllenlandschaft ist, als die sie gerne dargestellt wird, wäre meine starke Vermutung.
4) Unsinnige Unschuldsvermutung
Eines der dümmten Argumente bezüglich russischer Geheimdienstoperationen und Morde in anderen Nationen ist, dass solange es nicht bewiesen wäre man von Russlands Unschuld ausgehen müsse. Das ist völliger Humbug, wie der oben verlinkte Artikel ausreichend darlegt. Es geht zudem mit einer ganzen Reihe pragmatischer Probleme einher, die die Vertreter dieser Ansicht häufig überhaupt nicht bedenken. Da wäre zum einen die Frage der Aufklärung: abseits einer militärischen Besetzung hat man überhaupt nicht die Möglichkeit, Beweise zu sichern, denn Putin wird sicher keine britischen Ermittler in offiziell gar nicht existierende Giftfabriken lassen. Und da wäre zum zweiten die Konsequenz: selbst wenn man "zweifelsfrei" belegen würde, dass russische Agenten die Morde verübt haben (und wann ist je etwas zweifelsfrei belegt?), was wäre die Konsequenz? Russland würde es weiterhin leugnen, die Putin-Versteher würden die Beweise weiterhin anzweifeln, und man wäre genau da wo man jetzt ist. Und zum dritten missachtet diese Argumentationslinie völlig, dass Russland ja nicht gerade ein Unschuldslamm ist, das bisher nie in dieser Richtung tätig wurde. Das Argument ist eine reine Nebelkerze.
5) Die AfD und die Reform des Konservatismus // 300 rechte Helfer
Ich bin der festen Überzeugung, dass die aktuelle Strategie von CSU und FDP, die Wähler der AfD mit einem "Rechtspopulismus light" zu umgarnen der falsche Weg ist. Der erste der beiden obig verlinkten Artikel macht dies auch sehr überzeugend deutlich. In einem Nebensatz wird dabei ein erhellender Vergleich verwendet: haben die Grünen denn nach dem Atomausstieg Merkels ihrer Partei den Rücken gekehrt und angefangen CDU zu wählen? Sicher nicht. Warum sollten AfD-Wähler plötzlich zu CSU oder FDP wechseln, nur weil die jetzt auch Flüchtlinge hassen? Alles was das tut ist das eigene Weltbild zu bestätigen, mehr nicht. Der Parteigänger findet immer Gründe, warum der Wechsel nicht ernst zu nehmen oder nicht ausreichend ist. Man sehe sich als Hauptbeispiel dafür nur die SPD an. Jahrelang haben linke Kommentatoren, mich eingeschlossen, lautstark gefordert, die SPD möge endlich die Forderungen der LINKEn übernehmen, damit sie wieder wählbar werde. Seither hat die SPD ihren Kurs gewechselt. Wir haben den Mindestlohn, wir haben Aufweichungen aller möglichen Hartz-IV-Regularien, wir haben die Mütterrente, wir kriegen jetzt Einschränkungen der Befristungen von Arbeitsverträgen und so weiter. Hat es die Leute überzeugt, zur SPD zurückzukehren? Kein Stück. Das heißt nicht, dass die Politik der SPD falsch war, aber zu glauben dass ein Hinterherrennen und Epigonentum die AfD wieder marginalisieren würde ist irrig.
Man muss sich zudem auch klarmachen, wer beziehungsweise was die AfD ist. Die Partei ist von vorne bis hinten durchsetzt mit Rechtsradikalen, Rechtsextremen und einigen Neonazis. Das heißt nicht, dass die gesamte Partei so wäre, aber offensichtlich hat sie kein Problem mit diesen Rändern und gibt ihnen einen sicheren Hafen mit wohl dotierten Stellen, wie der zweite oben verlinkte Artikel aufzeigt. Auch hier ist der Vergleich mit der LINKEn erhellend, die unter ihrem klassisch-sozialdemokratischen Äußeren auch unappetittlicheren Gesellen von Antifa und kommunistischer Linken Obdach bot und bietet (weswegen sie ja auch vom Verfassungsschutz beobachtet wird, der weiterhin wenig Anlass sieht der AfD eine ähnliche Behandlung zukommen zu lassen).
6) Republicans are trying to use Impeachment to scare their base to the polls
Eine der erfolgreicheren politischen Strategien der Republicans für die Midterms gerade ist es, so viel Aufhebens wie möglich um ein Amtsenthebungsverfahren Trumps (impeachment) zu machen. Zwar wollen die Democrats das überhaupt nicht, und geben die Umfragen eine Mehrheit dafür selbst in den absurd besten Szenarien für die Novemberwahlen nicht her, aber für die GOP macht es Sinn. Denn das Gerede vom impeachment mobilisiert die eigene Basis. Und die rüstet sich für den erwarteten Bürgerkrieg. In Trumplandia steht ein Putsch der Democrats kurz bevor, ungeachtet dessen dass ein impeachment eine Zwei-Drittel-Mehrheit und damit die Hilfe der Republicans benötigen würde. Es ist eine weitere Folge im endlosen Drama republikanischer Lügen und Halbwahrheiten, mit denen sie ein Paralleluniversum schaffen, in dem gewaltige Verschwörungen in der Regierungsmaschinerie kurz davor sind ihnen syrische Flüchtlinge einzuquartieren, die Waffen wegzunehmen, die Steuern zu erhöhen und Weihnachten abzuschaffen.
7) Verwirrung bei Maischberger: Lügt die Kriminalitätsstatistik oder das "Bauchgefühl"?
Stichwort Parallelgesellschaft: Hier in Deutschland sind die Rechten auch immer erfolgreicher darin, eine von der Realität völlig losgekoppelte Paralllelrealität zu schaffen. Wenigstens scheint niemand mehr etwas groß dabei zu finden eine Diskussion darüber zu führen, ob amtliche Kriminalitätsstatistiken oder das eigene Bauchgefühl das korrektere Abbild der Wirklichkeit schaffen. Man möchte Maischberger und ihre Diskutanten am Kragen packen, schütteln und fragen, ob sie eigentlich noch alle beieinander haben, aber gefühlte Wirklichkeiten sind für den neuen rechten Konsens in diesem Land alles, die Realität ist nichts. Gefühlte Wirklichkeiten übernehmen alles andere, und mit gefühlten Wirklichkeiten lässt sich auch leichter Wahlkampf machen. Das ist im Übrigen auch kein Prärogativ der Rechten; auf Seiten meines Teams läuft das ja genauso. Noch so viele Statistiken können erklären, dass die Armut sinkt und die Beschäftigung steigt, die gefühlte Realität ist anders. Oder man denke nur an die Impfverweigerer, die unschuldige Kinder und die ganze Gesellschaft mit völlig irrationalem Blödsinn gefährden. Das Problem ist, wie Tom Nichols das in seinem gleichnamigen Buch ausdrückt, The Death of Expertise, dass man der Empirie und den Experten breitflächig keinen Glauben mehr schenkt.
8) Die Zeit der kleinen Schritte ist vorbei
"In Gefahr und großer Not bringt der Mittelweg den Tod", das wusste schon Friedrich Logau. Nirgendwo ist dies so deutlich wie beim Thema Klimawandel, wo auch der oben angesprochene "death of expertise" eines der größten Probleme mit sich bringt. Denn die Zeiträume, in denen der Klimawandel wirkt, sind so groß, dass es sich unseren kurzfristig denkenden Hirnen weitgehend entzieht. Zusätzlich zu den ohnehin wirkenden Mechanismen des Misstrauens und der Apathie kommt hier also der Effekt der Abstraktion hinzu, der es dann Idioten wie Inhoff erlaubt, die Existenz von Schnee als unwiderlegbaren Beweis gegen den wissenschaftlichen Konsens des menschengemachten Klimawandels zu sehen. Auf diesem wichtigsten Zukunftsfeld sind drastische Schritte nötig, aber es geschieht extrem wenig. Stattdessen reden wir von einem steuerfinanzierten Fonds zur Umrüstung der alten Diesel und erklären lauthals, dass Elektrofahrzeuge schon irgendwie doof sind. Man lese den oben verlinkten Artikel für einen dringend benötigen Tritt in den Hintern.
9) History
Das Bild spricht für sich.
1) Gewaltfreie Erziehung - Die entscheidende Revolution
Es ist immer wieder erstaunlich, wie hartnäckig sich Gewalt gegen Kinder als legitimes Mittel der Erziehung hält. Obwohl es unter Rot-Grün verboten wurde, ist ein Großteil der Bevölkerung immer noch der Ansicht, dass ein paar Hiebe schon nicht schaden. Ignoriert wird dabei die inzwischen beeindruckend breite Palette Forschung, die unisono belegt dass Schläge als Mittel der Erziehung tatsächlich schädlich sind.
Für mich als Vater ist der Verzicht auf Gewalt mit eine der größten Herausforderungen. Wenn man gestresst ist und die Kinder furchtbar aufsässig sind, wird man wütend. Die Versuchung ist immer groß, dieser Wut dann körperlich Ausdruck zu verleihen. Sich dann immer wieder zu sagen, dass Gewalt gegenüber Kindern - auch und gerade scheinbar kühle, zielgerichtete Gewalt wie ein Klaps auf die Finger oder den bewindelten Hintern, die keine Schmerzen verursachen - ein Zeichen der eigenen Hilflosigkeit sind ist nicht einfach. Denn gerade das ist es. Gewalt gegen Kinder ist ein Kontrollverlust der jeweiligen erwachsenen Autoritätsperson, nicht mehr und nicht weniger. Es ist Hieb gewordener Ausdruck einer Hilflosigkeit, sich nicht anderes behelfen zu können. Das zu verstehen ist ein wichtiger erster Schritt, und wir sind leider noch weit davon entfernt.
Immerhin ist durch die juristische Sanktionierung inzwischen eine Art gesellschaftliches Tabu errichtet. Verdreschen ist mittlerweile völlig ausgeschlossen, und zumindest in der Öffentlichkeit reißen die Menschen sich im Allgemeinen zusammen, weil sie wissen, dass es gesellschaftlich sanktioniert wird. Auch das ist übrigens political correctness und zeigt deutlich den Wert dieser Einrichtung. In anderen Ländern wie etwa den USA ist diese Barbarei noch deutlich weiter verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert. Hier steht noch viel Arbeit ins Haus.
2) Trump attacks Comey for handing him the presidency
Man muss sich in diesen wirren Zeiten immer wieder klar machen, dass der Feind deines Feindes nicht automatisch dein Freund ist. Gerade für Progressive ist es leicht, in kollektive Amnesie zu verfallen und James Comey als heldenhaften Widerstandskämpfer gegen Trump zu feiern. Man sollte sich allerdings immer klar machen, dass es Comey war, der Trump den Sieg gebracht hat. Dass er danach von den Konsequenzen seiner eigenen Fehlentscheidung hinweggespült wurde, ist eher poetische Gerechtigkeit.
Tatsächlich mehr als beunruhigend ist die aktuelle konzertierte Attacke der Republicans gegen Comey daher vor allem deswegen, weil sie einen gefährlichen autoritären Trend aufzeigt. Mit der gesamten Gewalt des Staates gegen eine unangenehme Privatperson (!) zu agitieren, ist nichts, was in einer Demokratie passieren sollte. Die Republicans attackieren zudem bewusst die Ideen von Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung indem sie Trumps Linie fahren, dass das Justizministerium sich gefälligst seinen Wünschen unterzuordnen und die Ermittlungen einzustellen.
3) Immigranten - Bereicherung oder Belastung?
Hannes Stein liefert eine Reihe von Daten über Einwanderer in die USA. Es geht um alle Einwanderer, und die Zahlen sind beeindruckend. Sie sind weniger kriminell, weniger arbeitslos, weniger unverheiratet schwanger, besser gebildet, religiöser und jünger als durchschnittliche Amerikaner. Ich weiß nicht wie die Zahlen hierzulande sind, aber dass das Bild bei weitem nicht die Höllenlandschaft ist, als die sie gerne dargestellt wird, wäre meine starke Vermutung.
4) Unsinnige Unschuldsvermutung
Eines der dümmten Argumente bezüglich russischer Geheimdienstoperationen und Morde in anderen Nationen ist, dass solange es nicht bewiesen wäre man von Russlands Unschuld ausgehen müsse. Das ist völliger Humbug, wie der oben verlinkte Artikel ausreichend darlegt. Es geht zudem mit einer ganzen Reihe pragmatischer Probleme einher, die die Vertreter dieser Ansicht häufig überhaupt nicht bedenken. Da wäre zum einen die Frage der Aufklärung: abseits einer militärischen Besetzung hat man überhaupt nicht die Möglichkeit, Beweise zu sichern, denn Putin wird sicher keine britischen Ermittler in offiziell gar nicht existierende Giftfabriken lassen. Und da wäre zum zweiten die Konsequenz: selbst wenn man "zweifelsfrei" belegen würde, dass russische Agenten die Morde verübt haben (und wann ist je etwas zweifelsfrei belegt?), was wäre die Konsequenz? Russland würde es weiterhin leugnen, die Putin-Versteher würden die Beweise weiterhin anzweifeln, und man wäre genau da wo man jetzt ist. Und zum dritten missachtet diese Argumentationslinie völlig, dass Russland ja nicht gerade ein Unschuldslamm ist, das bisher nie in dieser Richtung tätig wurde. Das Argument ist eine reine Nebelkerze.
5) Die AfD und die Reform des Konservatismus // 300 rechte Helfer
Ich bin der festen Überzeugung, dass die aktuelle Strategie von CSU und FDP, die Wähler der AfD mit einem "Rechtspopulismus light" zu umgarnen der falsche Weg ist. Der erste der beiden obig verlinkten Artikel macht dies auch sehr überzeugend deutlich. In einem Nebensatz wird dabei ein erhellender Vergleich verwendet: haben die Grünen denn nach dem Atomausstieg Merkels ihrer Partei den Rücken gekehrt und angefangen CDU zu wählen? Sicher nicht. Warum sollten AfD-Wähler plötzlich zu CSU oder FDP wechseln, nur weil die jetzt auch Flüchtlinge hassen? Alles was das tut ist das eigene Weltbild zu bestätigen, mehr nicht. Der Parteigänger findet immer Gründe, warum der Wechsel nicht ernst zu nehmen oder nicht ausreichend ist. Man sehe sich als Hauptbeispiel dafür nur die SPD an. Jahrelang haben linke Kommentatoren, mich eingeschlossen, lautstark gefordert, die SPD möge endlich die Forderungen der LINKEn übernehmen, damit sie wieder wählbar werde. Seither hat die SPD ihren Kurs gewechselt. Wir haben den Mindestlohn, wir haben Aufweichungen aller möglichen Hartz-IV-Regularien, wir haben die Mütterrente, wir kriegen jetzt Einschränkungen der Befristungen von Arbeitsverträgen und so weiter. Hat es die Leute überzeugt, zur SPD zurückzukehren? Kein Stück. Das heißt nicht, dass die Politik der SPD falsch war, aber zu glauben dass ein Hinterherrennen und Epigonentum die AfD wieder marginalisieren würde ist irrig.
Man muss sich zudem auch klarmachen, wer beziehungsweise was die AfD ist. Die Partei ist von vorne bis hinten durchsetzt mit Rechtsradikalen, Rechtsextremen und einigen Neonazis. Das heißt nicht, dass die gesamte Partei so wäre, aber offensichtlich hat sie kein Problem mit diesen Rändern und gibt ihnen einen sicheren Hafen mit wohl dotierten Stellen, wie der zweite oben verlinkte Artikel aufzeigt. Auch hier ist der Vergleich mit der LINKEn erhellend, die unter ihrem klassisch-sozialdemokratischen Äußeren auch unappetittlicheren Gesellen von Antifa und kommunistischer Linken Obdach bot und bietet (weswegen sie ja auch vom Verfassungsschutz beobachtet wird, der weiterhin wenig Anlass sieht der AfD eine ähnliche Behandlung zukommen zu lassen).
6) Republicans are trying to use Impeachment to scare their base to the polls
Eine der erfolgreicheren politischen Strategien der Republicans für die Midterms gerade ist es, so viel Aufhebens wie möglich um ein Amtsenthebungsverfahren Trumps (impeachment) zu machen. Zwar wollen die Democrats das überhaupt nicht, und geben die Umfragen eine Mehrheit dafür selbst in den absurd besten Szenarien für die Novemberwahlen nicht her, aber für die GOP macht es Sinn. Denn das Gerede vom impeachment mobilisiert die eigene Basis. Und die rüstet sich für den erwarteten Bürgerkrieg. In Trumplandia steht ein Putsch der Democrats kurz bevor, ungeachtet dessen dass ein impeachment eine Zwei-Drittel-Mehrheit und damit die Hilfe der Republicans benötigen würde. Es ist eine weitere Folge im endlosen Drama republikanischer Lügen und Halbwahrheiten, mit denen sie ein Paralleluniversum schaffen, in dem gewaltige Verschwörungen in der Regierungsmaschinerie kurz davor sind ihnen syrische Flüchtlinge einzuquartieren, die Waffen wegzunehmen, die Steuern zu erhöhen und Weihnachten abzuschaffen.
7) Verwirrung bei Maischberger: Lügt die Kriminalitätsstatistik oder das "Bauchgefühl"?
Stichwort Parallelgesellschaft: Hier in Deutschland sind die Rechten auch immer erfolgreicher darin, eine von der Realität völlig losgekoppelte Paralllelrealität zu schaffen. Wenigstens scheint niemand mehr etwas groß dabei zu finden eine Diskussion darüber zu führen, ob amtliche Kriminalitätsstatistiken oder das eigene Bauchgefühl das korrektere Abbild der Wirklichkeit schaffen. Man möchte Maischberger und ihre Diskutanten am Kragen packen, schütteln und fragen, ob sie eigentlich noch alle beieinander haben, aber gefühlte Wirklichkeiten sind für den neuen rechten Konsens in diesem Land alles, die Realität ist nichts. Gefühlte Wirklichkeiten übernehmen alles andere, und mit gefühlten Wirklichkeiten lässt sich auch leichter Wahlkampf machen. Das ist im Übrigen auch kein Prärogativ der Rechten; auf Seiten meines Teams läuft das ja genauso. Noch so viele Statistiken können erklären, dass die Armut sinkt und die Beschäftigung steigt, die gefühlte Realität ist anders. Oder man denke nur an die Impfverweigerer, die unschuldige Kinder und die ganze Gesellschaft mit völlig irrationalem Blödsinn gefährden. Das Problem ist, wie Tom Nichols das in seinem gleichnamigen Buch ausdrückt, The Death of Expertise, dass man der Empirie und den Experten breitflächig keinen Glauben mehr schenkt.
8) Die Zeit der kleinen Schritte ist vorbei
"In Gefahr und großer Not bringt der Mittelweg den Tod", das wusste schon Friedrich Logau. Nirgendwo ist dies so deutlich wie beim Thema Klimawandel, wo auch der oben angesprochene "death of expertise" eines der größten Probleme mit sich bringt. Denn die Zeiträume, in denen der Klimawandel wirkt, sind so groß, dass es sich unseren kurzfristig denkenden Hirnen weitgehend entzieht. Zusätzlich zu den ohnehin wirkenden Mechanismen des Misstrauens und der Apathie kommt hier also der Effekt der Abstraktion hinzu, der es dann Idioten wie Inhoff erlaubt, die Existenz von Schnee als unwiderlegbaren Beweis gegen den wissenschaftlichen Konsens des menschengemachten Klimawandels zu sehen. Auf diesem wichtigsten Zukunftsfeld sind drastische Schritte nötig, aber es geschieht extrem wenig. Stattdessen reden wir von einem steuerfinanzierten Fonds zur Umrüstung der alten Diesel und erklären lauthals, dass Elektrofahrzeuge schon irgendwie doof sind. Man lese den oben verlinkten Artikel für einen dringend benötigen Tritt in den Hintern.
9) History
Das Bild spricht für sich.