Maurice und ich stolperten hektisch in eine Wohnung in einem gut situierten Vorort. Das Meldebild war “bewusstlose Person”, der Rest der Rettungsmannschaft war schon vorort. “Was ist denn los?” fragte ich außer Atem. Zu reanimieren gab es jedenfalls nichts, das sahen wir schon auf den zweiten Blick. Eine junge Frau saß auf dem Sofa, der dazu passende Typ in rosa Poloshirt hing halb auf ihr und tätschelte ihr den Arm.
“Synkope.” Einer der Rettungsassistenten zuckte mit den Schultern. “Nix weiter. Ist ja auch heiß.”
“Wie lange waren Sie denn bewusstlos?” fragte ich die Frau. Sie sah mich mit großen Augen an. Ich fühlte mich schlagartig an Blondie erinnert.
“Bewusstlos?” Ich war mir nicht sicher, ob sie das Wort überhaupt verstand. “Ich war gar nicht bewusstlos.”
“Nein?” Ich wurde langsam ungeduldig. “Was dann?”
“Ihr war total schlecht und schwindelig!” rief das rosa Poloshirt. “Dann hat sie sich hinlegen müssen!”
“Aha. und jetzt?” fragte ich ungerührt.
“Jetzt ist wieder gut.” sagte das rosa Poloshirt.
“Sie können jetzt wieder gehen. Danke.” fügte das blonde Ding noch hinzu.
“Sind Sie privat versichert?” fragte ich mit wachsender Begeisterung.
“Natürlich.” entgegnete sie.
“Super.” sagte ich. “Das gibt eine saftige Rechnung.” Dann dachte ich nochmals kurz nach und griff in meine Jackentasche. Dort holte ich das berühmte Buch heraus. “Das habe Sie übrigens auch gerade gekauft. Ich schreib’s auf die Rechnung.” Damit ließ ich Gottes Geschenk an den Literaturbetrieb auf das Sofa fallen. Das blonde Ding hob es mit zwei Fingern auf und machte ein Gesicht, als habe sie gerade einen drei Wochen alten Kadaver anfassen müssen. Dann betrachtete sie die Rückseite.
“So einen Mist lese ich doch nicht!” Mit diesen Worten schmiss sie es achtlos auf den Boden. Ich hob es schnell auf und steckte es wieder ein.
“Fünffacher Satz, mindestens.” sagte ich im Rausgehen zu Maurice, gerade so laut, dass die beiden es noch hören konnten.
Langsam muss sich mal was ändern an der Vermarktung… Hat irgendjemand eine Idee???