“Also…” sagte ich zu der etwas übergewichtigen Dame, die in der Prämedikationsambulanz und zur Reparation eines Leistenbruches anstand. “Die Risiken sind das übliche… Sie wissen schon, Zahnschäden, Heiserkeit, Halsschmerzen, Lagerungsschäden und so. Und bitte ab Mitternacht nichts essen. Klar? Trinken auch nicht.”
“Ich werde aber erst in einer Woche operiert, darf ich wirklich ab heute Nacht nichts mehr essen?” fragte mich die übergewichtige Dame mit großen Augen.
“Es würden Ihnen sicher guttun…” sagte ich mit einem Blick auf ihre Leibesfülle. Der BMI war etwa 40.
Sie sah mich entrüstet an und griff ihre Handtasche. “Unverschämtheit!”
“Ok, ok!” ruderte ich zurück. “Sie dürfen essen, was sie wollen, Sahnetorte, Chips, Cola, Schokolade, was weiß ich. Aber am Vortag der OP essen Sie bitte ab Mitternacht nichts! Können wir uns darauf einigen?”
Sie sah mich noch immer etwas beleidigt an. Ich war in Höchstform.
“Ich werde ein Schlafmittel brauchen.” sagte sie bestimmt. “Das ist bei OPs bei mir immer so. Ich kann in der Nacht davon nicht schlafen, ich brauche ein Schlafmittel.”
“Sie schlafen am nächsten Tag lange genug, wieso brauchen Sie da in der Nacht ein Schlafmittel?”
“Ich bin so aufgeregt! Ich möchte nicht die Nacht wachliegen.” In ihrer Stimme schwang ehrliche Entrüstung mit.
“Nun…” ich blickte sie verschwörerisch an. “Ich hätte da eine Idee…” Dann griff ich unter den Tisch und zog etwas aus meiner Tasche. “Für nur 11,95 Euro könnte ich Ihnen dieses Buch verkaufen. Es heißt Balthasar und die Kunst des Heilens und ich habe es zusammen mit Medizynicus geschrieben… davon werden sie zwar nicht schlafen, aber die Lektüre wird Ihnen das Wachsein zumindest erleichtern!” Ich schenkte ihr mein bestes Lächeln. Sie starrte mich einen Moment an, dann griff sie Ihre Handtasche, stand abrupt auf und rannte aus dem Zimmer, nicht ohne noch ein paar Flüche in meine Richtung auszustoßen.
“Hey, Sie haben noch nicht mal unterschrieben! Und Ihre Schlaftablette haben Sie auch noch nicht! Ich mache Ihnen auch einen Sonderpreis für das Buch!”
Sie kam nicht zurück. “Mist.” murmelte ich. Dann wählte ich Mediyznicus Nummer. “Du, an unserer Vermarktungsstrategie müssen wir noch mal arbeiten…” sagte ich. Er stimmte mir zu.