"Verloren in Borneo" (ARD): Mirjam, uns laust der Affe!


Von Günter Verdin
Wir sehen „unsere“ feenhaft anmutige, zierliche, blonde Mirjam Weichselbraun durch den Urwald von Borneo streifen und Orang Utans retten. Und wir erwarten, dass jeden Augenblick sich das Kraftpaket Tarzan auf einer Liane herbeischwingt und seine Jane beschützt. Stattdessen  gibt  der Schauspieler Hannes Jaenicke, bewehrt  mit Muskeln nach drei Stunden Fitness-Studio,  den Natur- und Mirjam-Schützer , und schon sind wir weniger „Verloren in Borneo“ (ARD), als vielmehr in einer klischeehaften Liebesschnulze . Das Gutgemeinte ist ja der Feind jeglicher Kunst. Dieser Film will banal unterhalten und gleichzeitig ziemlich plakativ und undifferenziert auf das Aussterben der Menschenaffen aufmerksam machen. Hellhäutige Gutmenschen, die gegen gierige und abgestumpfte, von korrupten Geschäftsleuten zur Selbstausbeutung gezwungenen Eingeborene kämpfen: soviel Rassismus dürfen wir auch einem jungen Drehbuchautor wie Serkal Kus und einer erfahrenen , sicherlich engagierten Produzentin wie Katharina Trebitsch nicht durchgehen lassen.
Und „unsere“ Mirjam? Der Rolle des Luxusweibchen Julia zu Hohenberg, das sich zur aktionistischen Kämpferin für die bedrohte Flora und Fauna Borneos entwickelt, entledigt sie sich mit der ihr eigenen Natürlichkeit und Forschheit. Die bundesdeutsche Fernsehbranche lechzt nach jungen, unverbrauchten Gesichtern. Und so ist zu befürchten, dass sich die Weichselbraun in weiteren Schmonzetten unter Wert verkaufen lässt wie zur Zeit auch durch den ORF in der wohl tausendsten Neuauflage einer Sendung mit versteckter Kamera. Die Sendung heißt „Hast du Nerven?“ und – nervt.

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