Verlogene Empörung – kalkulierte Menschenopfer // Die „globale Linke“ (Butler) und Israel

Die Israelfeinde aller Welt jubeln: endlich hat sich Israel wieder eines Vergehens schuldig gemacht, endlich hat wieder Israel wieder einmal kenntlich gemacht, wie brutal, menschenfeindlich – ja: faschistisch – es ist. Die internationale Politik verurteilt die „Maßlosigkeit“ und „Unverhältnismäßigkeit“ des israelischen Vorgehens, die Türkei erklärt sich zum Feind Israels, noch in jeder Provinzstadt finden Protestkundgebungen mit Teilnehmer_innen aller politischen Lager, geeint im Hass auf „USrael“, statt, die blogsport- Post-Antiimp-Szene überschlägt sich mit Wehklagen über das Schicksal der „Friedensflotte“.

Mittlerweile sind die Fakten bekannt. Die Antizionisten haben sich in ihrem Wunsch, Israel zu denunzieren, gnadenlos blamiert. Sie werden in diesem Video ganz gut zusammengefasst:


Dieser Vorfall wirft Fragen auf:

- Hält man den Staat Israel bzw. seine militärische Führung für einen derart irrationalen Akteur, dass er – wohlweislich unter den Augen der Weltöffentlichkeit – einfach so seine Soldat_innen anweist, ein Blutbad unter Zivilisten anzurichten? Welch finstere Motive vermutet man hinter diesem Vorgehen? Welch dunkle politische Agenda vermutet man in den Hinterzimmern der Knesset am Werke? Und v.a.: Wieso spricht man diese „Agenda des Bösen“, die doch stets als Hintergrundprämisse fungiert, so selten explizit aus? Oder handelt es sich schlicht um eine Projektion des eigenen Irrationalismus auf andere?
- Ist es Zufall, dass linke Israelfeinde sich immer wieder mit Hamas-nahen und anderen islamistischen Gruppierungen – diesmal wörtlich – in ein Boot setzen? Oder besteht hier eine tiefergehende Kontinuität?
- Wieso unterstützt man eine Gruppierung, die sich mutwillig in Gefahr bringt? Wieso soll es keine Alternative gewesen sein, die Hilfsgüter in Ashdod zu löschen? Ein Schelm, wer sich unwillkürlich denkt, dass da womöglich jemand den israelischen Zoll umgehen wollte (oder sich dessen zumindest verdächtig macht).
- Wieso war den Israelkritiker_innen schon so schnell klar, dass es sich um ein gezieltes, unprovoziertes Massaker gehandelt haben soll, ohne eindeutige Belege zu haben?

Ich verstehe unter Egoismus das seiner Natur und folglich – denn die Vernunft … ist nichts als bewußte Natur des Menschen – seiner Vernunft gemäße Sich-selbst-Geltendmachen, Sich-selbst-behaupten des Menschen des Menschen gegenüber allen unnatürlichen und unmenschlichen Forderungen, die alle theologische Heuchelei, die religiöse und spekulative Phantastik, die politische Brutalität und Despotie an den Menschen stellen. … Kurz, ich verstehe unter Egoismus jenen Selbsterhaltungstrieb, kraft dessen der Mensch nicht sich, seinen Verstand, seinen Sinn, seinen Leib … aufopfert.

Wer keinen Egoismus will, der will, daß kein Leben sei.

Diese Äußerungen Ludwig Feuerbachs zeigen, wes Geistes Kind die antisemitischen Märtyrer sind: sich selbst behauptende Individuen, ja, ganze in der Not zusammengeschweißte Kollektive (die „Judenheit“), die sich gegen ihre Feinde zur Wehr setzen und echte Solidarität zeigen, sind ihnen verhasst. Das Opfer ist ihnen – ganz „Sklavenmoral“ (Nietzsche) – höchster Wert – die Juden sollen die ewigen Opfer sein. Es sind letztendlich – wie alle Religiösen – Feinde des Lebens an sich. Hier besteht wohl die ideologische Brücke zu den westlichen Antizionisten, die diesen Irrsinn vor dem Hintergrund eines linken oder rechten Antiliberalismus auch noch nachträglich beweihräuchern oder doch zumindest entschuldigen.
Sicherlich betreiben auch die Israelgegner nicht gänzlich irrationale Interessenpolitik. Ihre Strategie, mit findigen Tricks Israel international zu desauvoiren geht immer wieder auf. Doch ihr Märtyrerkult, ihr Schollendenken, ihr völkischer Kollektivismus spricht eine andere Sprache.
Kein Wunder, dass Vor-Denker_innen wie Judith Butler Hamas und Hizbollah bereits aussprechen, was implizit schon lange klar ist: Hizbollah und Hamas sind Teil der globalen Linken.1 Es fehlt nur noch, endlich offen seine Solidarität mit dem iranischen Regime einzugestehen!
Wenn diese jemanden suchen, der ihre „Idee [sic!] des Kommunismus“3 zum Ausdruck bringt, ist dies völlig selbstverständlich niemand geringeres als der französische „Antiphilosoph“/Priester4 Alain Badiou, Coinitiator des jüngsten Kongresses des Rosa-Luxemburg-Stiftung, über den Micha Brumlik in der taz – meiner Lektüreerfahrung nach: absolut zu Recht – festhielt: „Badiou aber ist – wenn diese Adjektive überhaupt steigerungsfähig sind – der totalitärste und menschenfeindlichste Philosoph, der derzeit wirkt.“2

Weitere lesenswerte Artikel zum Thema:

- Die Welt über den Charakter des Friedensflotte (geschrieben VOR dem „Massaker“, also sicherlich keine nachträgliche Rechtfertigung)

- Florian Markl über die Ideologie der „Menschenrechtsaktivisten“

- Guter recherchierter Beitrag mit vielen Zitaten von Lizas Welt

- Honestly Concerned über die völkerrechtliche Beurteilung des Falls.

- Generell sind alle Artikel der letzten Tage von Honestly Concerned zu dem Thema sehr lesenswert. Insbesondere auch dieser über das Verhalten der Hamas.

  1. http://offensiveselbstverteidigung.blogsport.de/2010/04/05/liebe-judith-butler/ [zurück]
  2. Vgl. sein sehr guter Artikel, der sich auch auf den anderen Initiator des Kongresses, Zizek, bezieht: http://www.taz.de/1/debatte/kolumnen/artikel/1/neo-leninist-auf-verlorenem-posten/[zurück]
  3. So, als wäre der Kommunismus eine reine „Idee“, erdacht von irgendwelchen großen Denkern, und keine „wirkliche Bewegung“ (Marx)! [zurück]
  4. Gegen diese beiden Attribute hätte er selbst wohl nur wenig einzuwenden. [zurück]

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