Wie das Land, so der Film: Super. Jetzt im Handel! ©2015 Pandastorm Pictures GmbH
Alex (Jeff Roop) und seine Verlobte Jenn (Missy Peregrym) haben gute Laune. Sie befinden sich auf den Weg in ein entspanntes Camping-Wochenende. Alleine, zu zweit in die einsame Wildnis soll es gehen, über Stock und Stein, nur er und sie. Ein romantisches Wochenende, das sie nicht vergessen werden. So ihre Hoffnung.Landkarte? Braucht er nicht, er kennt den Park schließlich noch aus Kindertagen. Handy? Blödsinn. Bevor sie nur daran hängt, steckt er es heimlich wieder weg. Wozu aber nimmt sie ein Bärenspray mit? Fragt er sich, lacht sie aus. Braucht man sowieso nicht, lässt sie aber gewähren. Hätte Alex gewusst, was ihn und seine Liebste erwartet, dann hätte er das Handy nicht weggesteckt, auf die Landkarte nicht verzichtet und lieber mehr Bärenspray eingepackt. Denn vergessen werden sie dieses Wochenende wahrlich nicht so schnell...Noch ist alles in Ordnung: Jenn (Missy Peregrym)und Alex (Jeff Roop). ©2015 Pandastorm Pictures GmbH
2005 geschah in Ontario etwas Grausames. Ein junges Paar wollte eigentlich einen schönen Urlaub in den Wäldern verbringen, traf dann aber auf einen hungrigen Schwarzbären. Die Geschichte nahm für einen der beiden keinen guten Ausgang. Diese wahre Begebenheit verwendete der Regisseur Adam MacDonald als Aufhänger für sein 91-minütiges Langfilm-Debüt. Auf Kürzeste heruntergebrochen, könnte man, sofern man denn unbedingt etwas Böses über „Backcountry“ (den dummen wie unnötigen deutschen Beisatz lasse ich mal beiseite) sagen möchte, den Inhalt wie folgt beschreiben: Pärchen macht Urlaub, läuft durch den Wald, trifft auf einen bösen Bären. Ende. Sonderlich viel mehr passiert in „Backcrountry“ tatsächlich nicht.Aber damit tut man dem kanadischen Regisseur Unrecht. Nicht umsonst feierte der Film im vergangenen Herbst in Toronto Premiere auf dem dortigen Filmfest. Die Kritiken anschließend: Phänomenal. Und das kommt von nicht ungefähr, denn „Backcountry“ ist ein wirklich piekfeiner Survival-Thriller. Ja, er ist sogar bärenstark. (dafür drei Euro in die Wortspiel-Box)Menschen dabei zu beobachten, wie sie durch Wälder streifen, kann nämlich echt spannend sein.
Skeptisch war ich anfangs auch. Kann das wirklich aufregend sein? Und wie es das kann. Dabei beginnt MacDonalds Werk zu Beginn erst ruhig, denn es geschieht nur das, was bei gewöhnlichen Camping-Ausflügen eben so passiert. Alex läuft sich seinen Zeh kaputt, es kriselt zwischendurch ein wenig bei unseren beiden Protagonisten. Jenn beschimpft ihren Freund als Looser, als sie irgendwann an einer Lichtung landen und bemerken: Eine Landkarte wäre doch nicht so schlecht gewesen. Jenn fällt dann auf: „Wir befinden uns mitten im verdammten Nirgendwo und wir haben nichts.“ Tatsächlich haben sie zu dem Zeitpunkt nicht mehr viel mehr als sich selbst. Der Proviant ist aufgebraucht und die Nächte sind ebenfalls alles andere als geruhsam gewesen.
Er will bestimmt nur spielen...©2015 Pandastorm Pictures GmbH
MacDonald versteht es hervorragend, eine stetig wachsende Bedrohung prächtig und souverän zu inszenieren. Am ersten Abend campieren sie im Wald, treffen dort auf einen Fremden. Als Brad (Eric Balfour) stellt sich dieser vor, und Brad macht einen ziemlich mysteriösen Eindruck. Ist er wirklich ein Touristen-Führer oder was macht er in Wirklichkeit hier mittem im Wald? Eine Frage, die den Zuschauer umtreibt. Die Liste der mysteriösen Geschenisse wird nun lang und länger, dabei benutzt der Regisseur relativ altbackene Mittel. Nachts hört man nur mysteriöse Geräusche, Alex erspäht Spuren von Bären im Untergrund, die privaten Probleme der beiden Verlobten, alles zusammen ergibt ein ziemlich eindeutiges Gefühl: Da ist was im Busch.(nochmals drei Euro ins Phrasenschwein)Leider verrät der Film bereits auf seinem Cover, auf welches Unheil die beiden Wanderer treffen werden. Würde der Bär dort nicht in voller Pracht prangern, dann würde man Fingernägel kauend die ganze Zeit miträtseln, was das alles zu bedeuten hat. Ist Brad doch ein Fiesling? Gibt es andere Fallen im Wald? Ohne großartiges Tamtam baut der Kanadier auf dem Regiestuhl ein langsam aber sicher steigendes beängstigendes Szenario auf. Das ist astrein und nahezu vorbildlich souverän inszeniert. Weitgehend ohne Klischees, dazu dunkle, atmosphärisch dichte Bilder. Dem Film anlasten kann man diese eher unglückliche Vermarktung sicherlich sowieso nicht, vor allem weil MacDonald im Schlussdrittel trotzdem völlig überrascht. Es geht, so viel sei verraten, heftig zur Sache. Ein Wahnsinns-Showdown!
©2015 Pandastorm Pictures GmbH
Alex und Jenn haben zu dem Zeitpunkt definitiv keine gute Laune mehr. Der Zuschauer hingegen schon, denn diese 91 Minuten lohnen sich. Anschauen!BEWERTUNG: 8,0/10Titel: Backcountry - Gnadenlose WildnisFSK: ab 16Laufzeit: 91 MinutenGenre: ThrillerErscheinungsjahr: Kanada 2014, auf DVD, Blu-Ray & VoD erhältlich seit 10.07.2015Regisseur: Adam MacDonaldDarsteller: u.a. Missy Peregrym, Jeff Roop, Eric Balfour