Wenn eine Frau einen Heiratsantrag bekommt, ist die Frage nach dem richtigen Kleid nicht weit entfernt. Kaum hatten wir die Location gebucht, war auch schon das Kleid gekauft. Doch wie findet man eigentlich DAS Kleid? Wie läuft das ab? Ist es wirklich so kitschig wie im Film mit Sekt und Tränchen?
„Tüll und Tränen“: Wo kauft man eigentlich ein Brautkleid?
Ich bin ehrlich: Ich hatte mich noch nicht wirklich damit beschäftigt, wo ich überhaupt Brautkleider kaufen kann. Aus Social Media kannte ich ein einziges Label, das mir auch gefiel und das daher auf meiner Liste mit Adressen stand. Die anderen beiden Adressen steuerte meine Mama bei, die als eifrige „Tüll und Tränen“-Guckerin gefühlt jeden Laden aus dem Fernsehen kannte.
Tipp 1: Nicht wahllos in irgendwelche Läden gehen, sondern lieber im Vorfeld deren Kollektionen ansehen oder auch Freundinnen nach ihren Erfahrungen fragen.
Tipp 2: Da man evtl. für Anproben noch häufiger in den Laden fahren muss, sollte er nicht zu weit weg sein.
Bei allen drei Läden rief ich kurz vor Weihnachten an. Da stand nämlich unser Hochzeitstermin bereits fest. Bei allen drei Läden bekam ich einen Termin für Ende Januar. Und zwar gerade so. Und einen Termin braucht man auf jeden Fall. Man kann nicht einfach so hingehen und glauben, die Verkäuferinnen hätten dann Zeit für eine Anprobe von X Kleidern.
Tipp 3: Immer vorher anrufen und einen Termin vereinbaren!
So ein Termin dauert dann zwischen einer und zwei Stunden, das sagen einem die Verkäuferinnen aber vorher am Telefon.
Viele Köche verderben den Brei: Wer kommt mit?
Für mich stand direkt fest, wen ich dabei haben möchte: Meine Mama, meine Schwester und meine besten Freundin, die gleichzeitig auch Trauzeugin war. So hatte ich nämlich drei Menschen, die mir am Herzen liegen, die mich gut kennen, die mich mit meinem Partner kennen, die in meine Vorstellungen von der Hochzeitsfeier eingeweiht waren und die immer ehrlich sind – auch, wenn ein Kleidungsstück eben mal nicht so gut aussieht.
Tipp 4: Nur mitnehmen, wen man wirklich dabei haben möchte.
„Wie fühlst du dich in dem Kleid?“: Warum ich erst mal ziemlich überfordert war
Im ersten Laden, in dem wir waren, war irgendwie alles ein bisschen untypisch. In dem kleinen Atelier gab es zwei Kleiderstangen voller Kleider, wobei sich viele davon zum Verwechseln ähnelten, zwei Umkleiden und zwei Beraterinnen. Ich bekam fünf kleine Anhänger, die ich an die Kleiderbügel hängen konnte, um zu markieren, welche Kleider ich anprobieren möchte. Überfordert, wie ich war, wählte ich erst mal nur vier.
Und dann stand ich zum allerersten Mal in meinem Leben in einem Brautkleid vor einem Spiegel.
Alle waren sprachlos – ich auch. Auf die Frage der Beraterin, wie ich mich in dem Kleid fühlen würde, konnte ich nur sagen „Wow, ich hab ein Brautkleid an“.
Die Kleider hatten alle eine Größe – ich schätze mal 40 – und waren entsprechend lang und weit, sodass sie beim Anprobieren im Rücken mit einer Klammer zusammengefasst werden mussten. Was mich nicht störte. Was mich aber wirklich störte: Sie hatten keine eingearbeiteten BHs, sodass mein BH die Ansicht der schönen tiefen Rückenausschnitte störte. Man könnte die Ausschnitte ändern, war das Angebot. Aber bei einem vierstelligen Preis hatte ich mehr erwartet. Etwas ernüchtert verließen wir das Geschäft nach vier Kleidern und nicht mal einer Stunde. Das war irgendwie nicht, was ich mir vorgestellt hatte. Ich hatte mehr Chi Chi erwartet, mehr Sekt und vielleicht auch mehr freudige Anspannung.
„Was haben Sie sich denn vorgestellt?“: Warum gute Beratung alles ist
Am nächsten Morgen ging es dann zum zweiten Laden, wo wir direkt superherzlich empfangen wurden: LILLY Brautmode in der Kölner Innenstadt. Die Beraterin kannte meinen Namen, erkundigte sich, wen ich mitgebracht hatte, wann die Hochzeit stattfinden würde und ob ich schon konkrete Vorstellungen von meinem Kleid hätte. Hatte ich nicht. Nur ein Prinzessinnenkleid ohne Träger und mit Corsage kam nicht in Frage.
Sie bot uns eine große Umkleide mit drei süßen Sesseln für meine Begleitung an und zeigte mir dann jedes Material und jeden Schnitt, den sie im Angebot hatten. Dann schickte sie mich in die Umkleide mit den Worten „Ziehen Sie sich schon mal aus. Den BH brauchen Sie nicht.“ und ich durfte jedes Material testen, in dem ich verschiedene Modelle anzog, um zu spüren, wie sich Seide, Tüll und Spitze auf der Haut anfühlen. Außerdem testeten wir verschiedene Schnitte und so näherten wir uns sehr strategisch immer mehr dem Kleid, das es hinterher auch werden sollte. Um sicher zu gehen, dass ich auch wirklich kein Prinzessinnenkleid wollte, zog sie mir sogar das an.
Tipp 5: Am besten trägt man einen hautfarbenen Slip und eine hautfarbene Strumpfhose. Außerdem hohe Schuhe (ich habe mir im Laden selber welche geliehen, damit man sich besser vorstellen kann, wie das Kleid fällt). Einen BH sollte man tatsächlich nicht brauchen.
Immer wieder durfte ich Modelle aussortieren oder erneut anziehen. Geduldig und sehr ehrlich wich die liebe Beraterin zwei Stunden lang nicht von meiner Seite. Am Ende hingen noch zwei Kleider in der Umkleide: ein kurzes und ein langes – und ich konnte mich nicht entscheiden.
„Wenn Sie heute heiraten würden – in welchem Kleid würden Sie gehen?“
Im langen Kleid stand ich vor der Umkleide und war ein bisschen ratlos. Meine Mama war ein bisschen mehr für das lange Kleid, meine Trauzeugin ein bisschen mehr für das kurze und meine Schwester war ein bisschen diplomatisch und enthielt sich. Und an dieser Stelle war die Erfahrung meiner Beraterin erneut unbezahlbar! Sie fragte mich, in welchem der beiden Kleider ich zum Standesamt gehen würde, wenn meine Hochzeit in wenigen Stunden stattfinden würde.
Ich sah sie an, sah an mir herunter und sagte dann „In diesem“. Und dann haben wir uns umarmt und applaudiert und ein paar Tränchen verdrückt und dann gab es tatsächlich auch Sekt.
Noch ein bisschen euphorisiert rief ich den dritten Laden, um meinen Termin dort abzusagen. Auch die waren total süß und gratulierten mir zum Traumkleid und bedankten sich, dass ich den Termin freigemacht hatte.
Tipp 6: Keine Kleider mehr anprobieren, wenn man sich bereits für eins entschieden hat. Am besten auch allen Marken auf Instagram entfolgen, um keine neuen Kleider mehr zu sehen ;)
Tipp 7: Nach dem Kauf ein Bild und ein Video vom Kleid machen, damit man sich immer wieder vergewissern kann, wie schön es ist <3
Das Kleid blieb dann im Lager von LILLY, damit ich es nicht nach Hause transportieren musste. Da man ohnehin noch mal einen Termin mit einer Schneiderin hat, ist das meiner Meinung auch ganz praktisch so. Den Termin sollte man natürlich so spät wie möglich machen, falls sich am Körper bis zur Hochzeit doch noch mal was ändert. Aber auch da wussten die lieben Damen von LILLY, wann der richtige Zeitpunkt war.
Verliebt, verlobt, verheiratet
Gerne möchte ich euch mehr über diese spannende Zeit der Hochzeitsvorbereitungen erzählen – vom Kleidkauf und vom ersten gemeinsamen Fotoshooting, von der Locationsuche und der Papeterie. Möchte euch Tipps weitergeben, die auch uns geholfen haben. Vielleicht habt ihr Fragen, die ich euch beantworten kann? Alle Beiträge findet ihr hier.
Die tollen Bilder sind übrigens von Lars May, der uns an unserem Hochzeitstag begleitet und wunderbare Fotos gemacht hat.