Denke ich an das Monument Valley, überfällt mich eine unerklärliche Sehnsucht. Ich habe Fernweh nach einem Ort, an dem ich noch nie war. Und doch ist er mir der Anblick seltsam vertraut. Schuld daran sind unter anderem John Wayne, der Marlboro-Man und Forrest Gump. Und nach jahrelangem Träumen, ist es endlich soweit: Die wohl legendärste Filmkulisse des amerikanischen Westens und ich, haben ein Date!
Und nicht nur eins, sondern gleich zwei innerhalb einen Jahres. Was soll ich sagen? Das Monument Valley hat mein Herz im Sturm erobert!
Zum ersten Mal im Monument Valley
September 2016 – Frau allein auf Roadtrip durch den Südwesten:
Roadtrip-Tag 14: Zwei absolute Highlights liegen heute bereits hinter mir: Der wunderschöne Lower Antelope Canyon und der Horseshoe Bend in Page. Irgendwie stecke ich noch zwischen dem Hochgefühl des gerade Erlebten und dem noch gar nicht richtig realisieren Könnens. Und obwohl ich dem nächsten Ziel, gefühlt seit Jahren, entgegen fieberte, sagte der Kopf und mein Körper gerade etwas anderes. Könnte dieser Tag wirklich noch besser werden?
Auf der Fahrt zum Monument Valley habe ich nicht das Gefühl. Die ellengerade Straße vor mir flimmert in der Hitze der späten Nachmittagssonne. Die teilweise eintönige Strecke zieht sich wie Kaugummi. Vor mir nichts als die weite Prärie. Ich bin ganz schön müde und möchte nur am Ziel ankommen.
Nichts als die Straße vor mir
Doch plötzlich tauchen vor mir in der Ferne die vertrauten Felsformationen im warmen Licht der Abendsonne auf. Schlagartig bin ich hellwach. Mein Herz fängt vor Aufregung seltsam an zu flattern. Ich kann es kaum noch erwarten, endlich davor zu stehen!
Doch zuerst gilt es noch drei Dinge zu erledigen:
- Das Utah State Sign fotografieren
- Am Parkeingang 20$ Eintritt zahlen, da es sich um einen von Navajos verwalteten Park handelt (Ticket 24 Stunden gültig)
- in meine Unterkunft für die heutige Nacht einchecken.
Zurück in Utah
Monument Valley – Übernachten in den The View Hotel Cabins
Bei der Planung stand für mich fest: Wenn ich einmal hier bin, würde ich definitiv in dem The View Hotel übernachten! Auch wenn es die teuerste Unterkunft auf dem ganzen Trip werden würde…
Das The View Hotel, dass sich perfekt in die Umgebung einpasst, öffnete 2009 seine Türen. Seit einiger Zeit gibt es nun außerdem die Möglichkeit in einer der kleinen Cabins, die sich am Campingplatz befinden, zu übernachten. Diese sind sogar etwas erschwinglicher als ein DZ im Hotel selbst.
Mir gefällt die Blockhütte auf Anhieb – neu und super gemütlich. Das Beste ist natürlich die Lage am Hang mit Blick auf die berühmte Felsenkulisse und einer hübschen kleinen Veranda. Schon jetzt wünschte ich, ich könnte noch eine Nacht länger bleiben und verweilen… jetzt aber heißt es erstmal: Nach draußen und den Sonnenuntergang nicht verpassen!
Monument Valley – Sonnenuntergang
Die Sonne geht bereits unter und ich spaziere den Weg entlang bis zur Aussichtsterrasse des Visitor Centers am Hotel The View. Ich kann kaum fassen, dass ich wirklich hier bin. Kneift mich mal bitte jemand?? Die Buttes schimmern von Minute zu Minute in immer intensiverem Rot, bis sie schließlich vom Schatten der Nacht eingeholt werden.
Zeitgleich geht der Mond hinter dem Merrick’s Butte auf und um mich herum zirpen die Grillen um die Wette. Zurück in meiner Cabin, kuschle ich mich mit der warmen Navjo-Decke für den restlichen Abend auf meine Veranda. Ein Glas Wein in der Hand. Als schließlich die Nacht hereinbricht und über mir Millionen Sterne am Himmel funkeln, fällt mir nur ein Wort ein, was diesen Augenblick am besten beschreibt: Magisch.
Am liebsten würde ich die ganze Nacht aufbleiben und jede Sekunde in mich aufsaugen, aber die Müdigkeit übermannt mich. Ich bin mir sicher, diese Nacht schlafe ich mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Ganz bestimmt.
Sonnenuntergang im Monument Valley
Monument Valley – Sonnenaufgang?
Der geplante Sonnenaufgang wird dann auch prompt verschlafen: Ich habe nämlich meinen Wecker auf die falsche Uhrzeit gestellt (Arizona-Time statt Navajo Time). Ich koche mir fix einen Kaffee und genieße die Aussicht am Morgen von der Veranda. Könnte nicht jeder Morgen so beginnen…?
Aber irgendwann muss ich mich los reißen, denn schließlich möchte ich noch mehr vom Monument Valley sehen! Ich beschließe eine geführte Jeep-Tour in den Monument Valley Park zu unternehmen, denn mit meinem Ford Focus traue ich mir die Dirtroad-Strecke hinein nicht wirklich zu (und das war auch gut so).
Monument Valley – 17-Mile-Drive mit geführter Jeep- Tour
Auf dem Parkplatz vor dem Eingang des 17-Mile-Drive, der in einem Loop durch einen Teil des Monument Valleys führt, finde ich einen einheimischen Navajo Guide, der mich – aus Ermangelung an weiteren Touristen – zu einer Privattour mitnimmt.
Im Pickup geht es mit Tuli, so heißt mein Guide, ab auf die unebene, staubige Piste. Schon am ersten Teilstück den Berg hinunter bin ich froh, dass ich es nicht mit meinem eigenen Mietwagen probiert habe – ich wäre vermutlich im tiefen Sand stecken geblieben.
Die Navajo Nation
Tuli erzählt, dass Monument Valley in der Sprache der Natives „valley within the rocks“ bedeutet. Für die Natives ist das Monument Valley heiliges Land. Schon ihre Urahnen, die Anasazi lebten bis zum 13. Jahrhundert in dieser Gegend. Vermutlich verließen sie das Land wegen einer langanhaltenden Dürre-Periode. Erst im 19. Jahrhundert siedelten sich die Navajo-Indianer im Monument Valley an(auf der Flucht vor der amerikanischen Armee).
Auch heute noch leben mehr als dreihundert Navajos in dem Tribal Park selbst und pflegen dort ihre Traditionen – ohne Strom und fließend Wasser. In dem Gebiet, dass für die Touristen nicht zugänglich oder nur mit einer geführten Tour zugänglich ist.
Die Navajo Nation gehört übrigens zu der größten Native American Nation in den Vereinigten Staaten. Das Reservat erstreckt sich von Utah, Arizona bis New Mexico und wird von den Navajos selbst verwaltet. Vor allem der Tourismus sowie das Kunsthandwerk sind die Haupteinkommensquellen für die Navajos.
Ich lerne schnell, dass die Navajos – Native Americans im Allgemeinen – immer noch eine enge Verbindung zu ihrem Land und der Natur haben.
Umso nachdenklicher stimmt es mich, je mehr ich über das Leben der Natives erfahre, und mich mit ihrer Geschichte beschäftige. Die Armut und trostlose Umgebung auf der Fahrt ins Monument Valley sind mir nicht entgangen, besonders bei der Durchfahrt von Kayenta.
Es erscheint mir als Gradwanderung, die Balance zwischen dem Tourismus auf der einen und der Bedeutung des Monument Valleys für die Natives, auf der anderen Seite, zu wahren.
Auch Tuli, erzählt mir vom „sacred land“. Wie er früher mit seinen Freunden und Geschwistern durch das Monument Valley gestromert sei, als noch keine oder wenige Touristen in das Gebiet strömten. Wie es wohl gewesen sei so aufzuwachsen? Auf seine Weise hatte es so seine schönen Seiten, erzählt mir Tuli lachend.
Umso trauriger, dass manche Touristen sich auf dem für die Navajos „heiligen Land“ nicht besonders respektvoll verhalten.
Native American isn’t blood. It is what is in the heart. The love for the land, the respect for it, those who inhabit it, and the respect and acknowledgement of the spirits and elders. That is what it is to be Indian. ~White Feather, Navajo Medicine Man
Monument Valley 17-Mile-Drive
So viele Gedanken, die plötzlich gleichzeitig in meinem Kopf herum schwirren, Fragen über Fragen, die sich mir stellen, während wir in ungefähr 1,5 Stunden den Scenic Drive mit den 11 Aussichtspunkten abfahren. Ich beschließe, mich jetzt erst einmal wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
Viele der bis zu 300 m hohen Felsformationen aus Sandstein haben für die Navajos eine religiöse Bedeutung und tragen so klangvolle Namen wie Rain God Mesa, Thunderbird Mesa oder Ear of the wind.
An jedem Aussichtspunkt habe ich Gelegenheit mich in Ruhe umzusehen und Fotos zu schießen.
John Ford Point
Den wohl beeindruckendsten und schönsten Ausblick hat man vom John Ford Point. Benannt nach ebenjenem Regisseur, der das Monument Valley durch seine Western und John Wayne so berühmt machte. Und damit ganz entscheidend das Bild vom amerikanischen Westen prägte. Wie ich diese Filme als Kind geliebt habe! Es heißt, dies wäre seine Lieblingsaussicht gewesen – und ich verstehe warum.
Mein Blick schweift über das Tal, was eigentlich keines ist. Die Hochebene des Colorado Plateau liegt nämlich mehr als 1500 m über dem Meeresspiegel. Die gewaltigen Tafelberge und Buttes haben sich erst im Laufe der Zeit durch das Wetter aus diesem Plateau geformt.
John Ford Point
Einfach einmal inne halten und den Augenblick genießen
Passend zur Kulisse – Lonesome Cowboy
Neben dem John Ford Point befindet sich in der Nähe des The Thumb View point mein zweiter Lieblingsort im Valley. Mein Guide zeigt auf einen kleinen schmalen Pfad, der hinter den Felsen führt und meint, ich solle da entlang laufen für eine weitere tolle Aussicht auf das Tal. Der Anblick verschlägt mir die Sprache:
Diese unglaubliche Weite. Die gigantischen Felsen, die wie Spielfiguren in die Landschaft gewürfelt worden sind. Ein überwältigendes Panorama. Ich habe für einen langen Augenblick das Gefühl ganz allein in dieser surreal anmutenden Landschaft zu sein. Ein Moment, den ich am liebsten auf ewig einfrieren würde und den leider kein Bild der Welt so wiedergeben kann, wie ich es vor Ort wahrgenommen habe.
Monument Valley – Forrest Gump Point
Umso schwerer fällt es mir heute weiter zu fahren. Zu meinem nächsten Ziel, dem Grand Canyon. Aber nicht ohne zuvor noch DAS legendäre Foto auf dem US Highway 163 vor dem Monument Valley zu machen, so wie in Forrest Gump! Hier hat ebenjener seinen Lauf quer durch die USA beendet.
Mein absolutes Lieblingsfoto des ganzen Roadtrips
Und hier schwöre ich mir, ich komme wieder!
Zum zweiten Mal im Monument Valley
Juni 2017 – Auf Roadtrip von Seattle nach LA:
Und so stehe ich also ein paar Monate später wieder vor den imposanten Felsen. Auf der Veranda einer Cabin. Dieses Mal in Begleitung mit meiner Reisebloggefreundin Synke. Zu diesem Zeitpunkt haben wir bereits fast 3 Wochen USA Trip hinter uns und sind heute von Moab hierher gefahren. Wie schön wieder da zu sein!
Monument Valley Scenic Drive mit dem eigenen Auto
Während ich das letzte Mal aufgrund meines Mietwagens eine geführte Tour das Valley gemacht habe, entscheiden wir uns heute den 17-Mile-Drive mit unserem Jeep, der 4WD hat, selbst zu fahren.
Huiuiui, was für eine ruckelige und abenteuerliche Angelegenheit. Ich sitze hinter dem Steuer und versuche Schlagloch um Schlagloch auszuweichen. Die Piste ist wirklich nicht ohne, aber wir haben Spaß am Herumcruisen durch das Valley. Einen visuellen Eindruck bekommt ihr hier.
Für Synke ist es übrigens auch das zweite Mal am Monument Valley. Spannend finde ich allerdings mehr die Tatsache, dass sie zuletzt vor 18 Jahren hier war – wo es weder das Hotel, die Cabins oder das Visitor Center gab. Einfach nur der Ausblick auf das Monument Valley. Was für ein Unterschied zu heute!
Wir fahren den 17-Mile-Drive entlang und halten an den Aussichtspunkten. Bis auf den starken Wind und das goldene Abendlicht ist es nicht viel anders als beim letzten Mal. Im Vergleich würde ich allerdings sagen, dass es wirklich schöner ist am späten Nachmittag/frühen Abend den Scenic Drive zu fahren – wegen dem Licht. Ungefähr 2-2,5 Stunden benötigen wir für die Runde. Danach genießen wir den Sonnenuntergang auf der Veranda und beobachten wie in der blauen Stunde der Vollmond aufgeht. Was dann doch noch spektakulärer ausfällt als bei meinem ersten Besuch.
Monument Valley by night
Verliebt ins Monument Valley
Was diesen Ort so besonders für mich macht, kann ich kaum beschreiben. Es fühlt sich an wie eine tiefe Verbundheit, vergleichbar mit dem Gefühl für einen besonderen Menschen. Es hat fast schon etwas spirituelles, kraftvolles, ja beinahe magisches an sich, dem ich mich einfach verbunden fühle. Vielleicht habe ich im Monument Valley aber schlicht meinen Seelenort gefunden?
„Geh aufrecht wie die Bäume. Lebe dein Leben so stark wie die Berge. Sei sanft wie der Frühlingswind. Bewahre die Wärme der Sonne im Herzen und der große Geist wird immer mit dir sein.“
Weisheit der Navajo
Fest steht, das Monument Valley ist ein Anziehungspunkt für Reisende aus aller Welt und ein Besuch ein absolutes Highlight auf einem Roadtrip durch den Südwesten. Und wer sich auf die Reise einlässt, wird im Monument Valley vielleicht auch mehr als nur eine Traumlandschaft sehen…
Weitere Infos & Tipps:
Eintritt: 20 $ pro Auto (bis zu 4 Personen sind im Preis inbegriffen, jede weitere Person kostet 10 $ extra).
Jeep-Tour: 65$ ca. 1,5 Stunden für den Scenic Drive. Ich habe eine kürzere Tour gewählt, da ich nicht mehr so viel Zeit hatte. Die Touren könnt ihr vorab online buchen oder vor Ort. Es gibt zudem viele verschiedene Anbieter und Touren, z.B. Monument Valley Tours oder Dineh Bekayah Tours, mit der ich unterwegs war. Das nächste Mal würde ich gern eine 3.5 Stunden Tour ins Back-Country (Mystery Valley) machen, wo man allein nicht hin kommt.
Essen + Trinken:
Zum The View Hotel gehört ein Restaurant, in dem traditionelle Navajo Küche serviert wird. Da ich mich bei beiden Besuchen Selbstverpflegung dabei hatte, habe ich das Restaurant nicht getestet.
Alternativen:
- Stagecoach Dining Room in der Goulding’s Lodge
17-Mile-Drive: Geführte Tour oder selbst fahren?
Mir hat beides gefallen – bei der geführten Tour bekommt man noch mehr Infos zu dem was man sieht und mit einigen Touren kommt man an Orte, die man selbst nicht befahren darf. Selbst mit dem Auto die Piste entlang zu brettern, war jedoch ebenso aufregend und schön. Besonders weil man zeitlich nicht gebunden ist. Selbst fahren würde ich den Drive übrigens wirklich nur mit einem SUV oder ähnlichem. Zu beachten gilt, dass diese Straße von den Mietwagenvermietungen versicherungstechnisch nicht abgesichert sind und man quasi auf eigene Gefahr fährt.
Weitere Aktivitäten im Monument Valley:
- Reittouren im Monument Valley
- Hiking: Wildcat Trail (5 km langer Rundweg, der um den West Mitten Butte herumführt)
- John Ford Museum an der Goulding’s Lodge
- Außerhalb: Foto am „Forrest Gump Point“ machen – schöne Perspektive auf das Monument Valley. Dieser befindet sich zwischen Monument Valley und Mexican Hat entlang der US 163. Man kann direkt am Straßenrand parken.
Übernachten:
Wie bereits oben beschrieben, habe ich mich beide Mal für die Cabins vom The View Hotel in der zweiten Reihe entschieden. Preislich sind sie noch etwas günstiger als die Hotelzimmer im The View selbst. Gebucht habe ich sie direkt auf der Hotel-Website.
Die Cabins sind mit Kühlschrank, Mikrowelle sowie einem Kaffeeautomat ausgestattet. Wie in den Staaten üblich, waren Kaffeepads sowie Tee inklusive. Leider gibt es ansonsten keinerlei Besteck, Teller, Tassen oder ähnliches. Alternativen zum The View Hotel oder den Cabins:
- Campen am Monument Valley
- Weitere Möglichkeiten sind die Goulding’s Lodge ganz in der Nähe sowie als nächster Übernachtungsort Mexican Hat.
Link-Tipps:
- Monument Valley: Hallo Filmstar darf ich eintreten? auf Reiseaufnahmen
- Besichtigung des Monument Valley auf Reisen-Fotografie
- Monument Valley: Ein Ausritt im Wilden Westen auf the travelogue
- Wie im Film: Monument Valley auf ferngeweht
- Das Monument Valley: Für einen Tag auf den Mars auf Moose around the world
- Monument Valley: Urlaub bei den Indianern auf elly-unterwegs
Lies mehr vom Roadtrip von Seattle bis LA
Alle bisher erschienenen Berichte von Synke (Synke-Unterwegs) & mir im Überblick:
- Eindrücke vom USA-Roadtrip
- USA Roadtrip-Street Photography
- Großer Roadtrip-Überblick mit Route, Highlights & Unterkünften
- Oregons wilde Pazifikküste
- Portland & Weinregion Tualatin Valley
- 5 Tipps für Outdoor-Aktivitäten in Jackson Hole, Wyoming
- 4 Tage im Yellowstone NP
Erzählt doch mal – wart ihr selbst schon im Monument Valley? Gefiel es euch? Oder träumt ihr von einem Besuch?