"Kann man nach so langer Zeit ohne Krebs, von einer Heilung sprechen?", fragt ein Kollege auf der Pressekonferenz des Paul-Ehrlich und Ludwig-Darmstaedter Preises im Casino der Goethe Universität Frankfurt.
Es geht um die Arbeit von Prof. Dr. Carl H. June - einem der diesjährigen Preisträger. Eigentlich sollte es mit dem Krebs ganz einfach laufen. Die körpereigene Abwehr ist darauf spezialisiert, Dinge die fremd sind und dem Körper schaden könnten, zu bekämpfen. Das funktioniert auch ganz gut, denn auch wenn wir Männer gerne leiden,... an einem Schnupfen ist noch keiner gestorben, an Krebs schon. Warum bekämpft der Körper dann den Krebs nicht?
Krebs hat zwei grobe Strategien. Beide sind so einfach wie effizient:
Einmal versteckt er sich wie ein Chamäleon, so dass er vom Immunsystem nicht entdeckt wird. Die andere Strategie ist, sich einfach so schnell zu vermehren, dass der Körper selbst mit der Bekämpfung nicht hinterherkommt. Dabei unterscheidet der Körper auch nicht zwischen den zwei Krebsfamilien den Blutkrebsen und den festen Krebstumoren.
Prof. Dr. Carl H. June hat ein Verfahren entwickelt, wo sich Krebs nicht länger verstecken kann und dann vom eigenen Immunsystem bekämpft
wird. Leider noch in einem sehr aufwändigen Verfahren. Wie funktioniert das?
Als erstes wird, wie an jedem Tatort, ein Fingerabdruck genommen, aber nicht von einem Menschen, sondern vom Krebs des Patienten. Wenn June diesen Fingerabdruck hat, weiß er welchen Krebs er vor sich hat und er kann den Körper trainieren - quasi impfen. Dazu entnimmt June Blut des Patienten und filtert die Abwehrzellen des Blutes heraus. Parallel dazu kocht er sich seinen eigenen Zaubertrank. Er nimmt HI-Viren, welche besonders gut in diese Abwehrzellen eindringen können und programmiert sie um, dass sie erstens keine HIV-Infektion mehr auslösen können und zweitens der Abwehrzelle genau sagen können, was eine Krebszelle ist, die sie bekämpfen soll. Das Versteckspiel ist aus.
Verhalten antwortete June: "Da wir nach 3 Jahren immer noch keine Krebszellen finden können, können wir von einer Heilung sprechen."
Aber man darf sich an dieser Stelle keiner Illusion hingeben. Weil ein Verfahren bei einer Patientin so gut gewirkt hat, ist es keine universelle Heilungsmöglichkeit gegen Krebs. Hierzu braucht es Studien und Studien brauchen Zeit. Später erfolgt dann die Mammut-Aufgabe: Eine Infrastruktur zu bauen, die diese komplexe Behandlung ermöglicht und auch wirtschaftlich umsetzt. Der erste Schritt außerhalb der USA ist hierzu übrigens getan - nächstes Jahr wird in Deutschland mit der Forschung begonnen.
Prof. Dr. Carl H. June ist dieses Jahr nicht der einzige Preisträger.
Professor Dr. James P. Allison verfolgt einen anderen Ansatz. Während das Immunsystem versucht, den Krebs zu bekämpfen erschöpft es auch. Bestimmte Stoffe verhindern, dass das Immunsystem „permanent" gegen den Krebs ankämpft - eine eingebaute Drosselung. Diese Drosselung im Immunsystem war Allison auf der Spur.
Mit einem von ihm entwickelten Medikament ist es möglich, diese Drosselung zu unterbinden und die körpereigene Abwehr quasi zu dopen -
so dass sie ständig auf der Hut bleibt und den Krebs bekämpft. Der von Allison entwickelte Wirkstoff ist sogar schon erhältlich und wird erfolgreich bei der Bekämpfung von Hautkrebs eingesetzt.
Bei Hautkrebs kommt es häufig vor, dass diese Krebsart nicht nur auf die Haut beschränkt ist, sondern sich auch auf andere Organe ausbreitet. Dabei wurde festgestellt, dass sich diese Therapie auch sehr gut zur Bekämpfung anderer Krebsarten, neben dem Hautkrebs, eignet.
Mit dem Nachwuchspreis wurde Professor Dr. Raja Atreya ausgezeichnet. Atreya hat ein Verfahren entwickelt, mit dem man herausfinden kann, ob eine teure und mit Nebenwirkungen behaftete Behandlung einer entzündlichen Darmerkrankung (Morbus Crohn) bei einem Patienten wirksam ist.
können. So entwickelte er einen bestimmten Farbstoff, den er bei einer Darmspiegelung auf die Darmschleimhaut aufträgt und zusätzlich ein
Mikroskop (Mikroskopische Endoskopie), welches innerhalb des Darmes die Reaktion sichtbar macht.
Was entsteht ist ein Bild mit leuchtenden Punkten. Leuchten sehr viele Punkte - dann ist der Wirkstoff angenommen worden und die Behandlung scheint erfolgsversprechend. Leuchten wenige Punkte so empfiehlt er den Patienten keine Behandlung mit dem speziellen Medikament.
Für uns als Team von Niveau Klatsch war die Verleihung des Paul-Ehrlich Preises wirklich eine besondere Veranstaltung, da wir nicht nur die Pressekonferenz miterleben durften - sondern auch
Interviews mit den Preisträgern führten und die Preisverleihung in der Paulskirche in Frankfurt besuchten.
Unterstützt wurde Tobi diesmal von der angehenden Radioonkologin Anna, die mit viel Sachverstand, die richtigen Fragen stellen konnte.
Das war unser erster medizinischer Artikel und wir hoffen, wir haben euch das Thema verständlich rübergebracht.
Über euer Feedback freuen wir uns!
Tobi und Anna