Verkommen Universitäten zu Kaderschulen?

Von Politropolis @sattler59

Vorwort: Im nachfolgenden Artikel wird die Rolle des Bildungswesens kritisch unter die Lupe genommen. Von den Prinzipien, der Schaffung einer fundierten Wissens-Grundlage, dem Prinzip der “Universalität” und der Anleitung “frei” und “quer” denken zu dürfen, entfernt man sich.  Seit Jahren entwickeln sich Strukturen und Netzwerke, die Bildungseinrichtungen für die Zwecke ihrer Auftraggeber instrumentalisieren und sie von demokratischen Prozessen abkoppeln. Die Privatwirtschaft hat die Hochschulen längst ins Visir genommen. Für welche Aufgaben wird der akademische Nachwuchs trainiert?
Der Autor Dietmar Fürste beschreibt, wohin seiner Meinung nach die Reise geht.


Nachhaltige Reproduktion “geeigneter” politischer Kader
Political Correctness als “Qualitätssicherung” im Bildungswesen

Wie der Akkreditierungsrat für Hochschulen der Politischen Bildung auf seiner Webseite freimütig bekennt, sind längst auch Bildung und Forschung in den Prozess der nachhaltigen Reproduktion “geeigneter” politischer Kader und künftiger Führungspersönlichkeiten einbezogen.

Foto: Absolventin (Symbolbild) / Ralph Daily / cc-by

Sorgen sie doch für den geeigneten, d.h. der Führungsmacht USA ergebenen Nachwuchs, der dem Wähler als akademisch gebildete Elite vorgestellt wird, tatsächlich aber mit dem Auftrag des Wählers als grundgesetzlich zugesichertes Demokratie-Element per se nichts zu tun hat. Es geht solchen Absolventen um die Interessenvertretung derjenigen, denen sie ihren Aufstieg verdanken. Es ist wie eine Religion, ein vorgegebenes Dogma, welches dem Volk nur die Rolle des Regiertwerdens zuweist. Gefragt wird es längst nicht mehr.

Ihre Legitimation für dieses staatstragende Wirken erhalten entsprechende Schulen, wie z.B. die Willy Brandt School in Erfurt nur durch eine verpflichtende Bindung an entsprechende Ziele, die von Äquivalenten Instituten in den USA vorgegeben werden. Das wird nicht nur sichtbar am Führungspersonal, wie z.B. Prof. Dr. Dietmar Herz, dem ‘Head of the Advisory Council’ in Erfurt, der selbst an der John F. Kennedy School of Government der Harvard University graduierte und fest in entsprechende Netzwerke eingebunden ist, die von der London School of Economics bis zum Helmut Kohl Institute for European Studies of Hebrew University (Jerusalem) reichen.

Es wird ebenso sichtbar, wenn man sich näher damit befasst, woher solche Einrichtungen ihre Finanzmittel beziehen. Da existieren Stiftungen, die – der Öffentlichkeit kaum bekannt – Teil eines Netzwerkes sind, welches von interessierten Kreisen der Wirtschaft ebenso wie vom Bundesministerium für Forschung und Bildung unterhalten wird, wie hier, bezeichnenderweise nur auf Englisch (sic!) nachzulesen ist:
www.brandtschool.de/the-school/partners.html

Und natürlich sorgen entsprechende US-Aufsichtsgremien, wie z.B. das Transatlantic Policy Consortium beständig für die korrekte Ausrichtung der politischen Bildungsziele; der Durchsetzung dessen, was Kanzlerin Merkel einmal die “marktkonforme” Demokratie nannte, die auch ihrer “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” (INSM) zugrunde liegt.

Die zweifelhaften “Erfolge” der INSM zeigen sich längst in der zunehmenden Verelendung einer Unterschicht in der Gesellschaft, deren wachsende Armut an die schlimmsten Zeiten des Manchester Kapitalismus erinnert, aber auch ein System als unmenschlich entlarvt, das jedes Jahr immer mehr Millionäre und Milliardäre hervorbringt und das lediglich einigen wenigen Familien-Clans in den USA hilft, ihren ohnehin schon exorbitanten Reichtum noch zu steigern.

Das beschriebene Bildungssystem ist andererseits aber auch eine längst bekannte konforme Abbildung von Eliteschulen, die in allen totalitären Systemen der Welt zu finden sind. Diese haben für die Festigung und Erweiterung der jeweiligen Machtpositionen zu sorgen, ebenso, wie es früher z.B. im Sowjet-Imperium üblich war.

Nicht der ‘Primus Inter Pares’ wird vom Volk ins Parlament geschickt, um die Ziele des verfassten Staates zu verwirklichen. Nein. Auf die Wahlzettel werden die Namen nur derjenigen Kandidaten gedruckt, die solche Kaderschmieden durchlaufen haben und denen man “die richtige Sichtweise” beigebracht hat. Die der Machthaber.

Da ist dann DEMOKRATIE nur noch ein Wort, das dem Publikum auf einer goldenen Tafel vor die Augen gehalten wird. Auf der Rückseite diese Tafel stehen jedoch ganz andere Leitsätze. Und diese sorgen dafür, dass die versprochene Demokratie nie eintritt, sonder dass die so erzogenen, politischen Eliten gefügig die Interessen derjenigen vertreten, die ihnen ihre Privilegien anderenfalls sofort entziehen würden.

Ein Artikel von Dietmar Fürste


Nachwort: Wie energisch Lobbyisten dieser “transatlantisch” operierenden Organisationen versuchen, ihre Inhalte und “Mythen” an den Studiernden zu bringen, kann man beispielhaft an den jüngsten Aktivitäten Karl-Theodor zu Guttenbergs erkennen, der in den letzten Monaten gleich an zwei Elite-Universitäten “abgeblitzt” ist. Allerdings nicht aus politischen Motiven.  Hinter diesen Aktivitäten wird ein groß angelegtes Netzwerk sichtbar.
Lesen Sie dazu: 
Guttenberg und das transatlantische Syndikat
und: Neue Bildungsministerin Johanna Wanka ist für Studiengebühren