verhungern

Von Kinderdok

immer wieder in der praxis ein beliebtes thema: essen im behandlungszimmer. nicht dass ich mich jedesmal darüber auslasse – aber bei der mutter musste ich mal wieder was loswerden.
ich: „und warum essen die zwei jetzt reiskekse?“
mutter: „wollten sie halt.“ klassische antwort.
ich: „finde ich in der arztpraxis wirklich unhygienisch.“
mutter: „achja? naja.“
ich: „ja. nein, aber ernsthaft: warum müssen die jetzt in diesen fünf minuten essen, während sie hier im zimmer warten?“
mutter: „dann sind sie wenigstens ruhig und toben nicht rum.“
ich: „ist das nicht eine etwas problematische taktik? hier gibts doch genug spielzeug.“
mutter: „außerdem hatten sie hunger.“
ich (sarkastisch, ich konnts mir nicht verkneifen): „denken sie wirklich, die wären jetzt verhungert?“
mutter: „nicht wirklich.“
ich: „sind sie denn schon länger unterwegs?“
mutter: „nein, wir kommen direkt von zu hause.“
ich: „und dann haben sie noch was vor?“
mutter: „nö. die kinder sind ja krank. wir fahren dann wieder heim.“
sie hat inzwischen die reiskekse wieder eingesammelt – bis auf die zahllosen klebekrümel auf dem wickeltisch und dem boden – und packt sie in die bereitstehende vespertasche. ich kann nicht anders und schaue rein: die rolle reiskekse, dazu eine tupper mit apfelschnitzen, zwei sic-flaschen mit captain sharkey und lillifee, in der tiefe blinzelt noch eine banane und eine undefinierbare rote tüte mini-salz-brezeln. und die unvermeidliche angebissene laugenbrezel. standard.