Verheerende Waldbrand-Bilanz 2017

Portugal hat eine vorläufige Bilanz der verheerenden Naturschäden durch die diesjährigen Wald- und Buschbrände gezogen. Mehr als 105 Tote sind zu beklagen. Viele Menschen wurden verletzt, haben Haus und Hof verloren. Wir haben die Waldbrand-Bilanz sorgfältig analysiert und berichten Ihnen, welche heftigen Folgen die Vorfälle im gesamten Land hatten.

Nach dem jüngsten Zwischenbericht des staatlichen Natur- und Waldschutz-Instituts ICNF gab es allein an der Algarve vom 1. Januar bis 16. Oktober insgesamt 276 Feuer. 27 davon entfielen auf Waldbrände. Mit nur 1,7 Prozent aller registrierten Brände im Lande kam die Südküste relativ glimpflich davon. Allerdings verbrannten dort, im Bezirk Faro, immerhin 247 Hektar Fläche. Das entspricht dem Umfang von 346 Fußballfeldern. Zum Vergleich: In den Alentejo-Bezirken wurden zweimal (Evora), viermal (Beja) oder zwölfmal (Setubal) so große Flächen ein Raub der Flammen.

Waldbrand-Bilanz 2017 in Portugal: Die zehn wichtigsten Ergebnisse

Hier die zehn wichtigsten Ergebnisse der vorläufigen Waldbrand-Bilanz. Die Informationen sind der nationalen Waldbrand-Datenbank SGIF entnommen.

  1. Die Gesamtzahl der Feuer in Portugal war bis 16. Oktober mit 16.613 (davon 3.639 Waldbrände) ähnlich hoch wie der durchschnittliche Zwölfmonats-Wert in den vergangenen zehn Jahren.
  2. Die verbrannte Fläche ist mit bislang 418.087 Hektar aber schon rund fünfmal größer als der Durchschnitt in den Jahren von 2007 bis 2016. Die Schadensfläche entspricht etwa der Größe des gesamten Weinanbaugebiets der Vereinigten Staaten bzw. der deutschen Landwirtschaftsfläche, die 2017 von Unwetterschäden betroffen war (laut Versicherer „Vereinigte Hagel").
  3. Ein Viertel der in Portugal verbrannten Fläche liegt allein im Bezirk Coimbra. Die Distrikte Castelo Branco, Viseu, Guarda und Leiria büßten bei den Bränden jeweils zwischen 38.000 und 52.000 Hektar Fläche ein.
  4. Rund 93 Prozent der portugiesischen Schadensfläche geht auf Großbrände zurück. Als solche gelten die 188 Ereignisse, bei denen bis zum 16. Oktober mehr als 100 Hektar Land vernichtet wurden.
  5. Im Berichtszeitraum dieses Jahres gab es bei der Zahl der Feuer den sechsthöchsten Wert und bei der vernichteten Fläche den höchsten Wert seit 2007.
  6. Die Feuer in Portugal vernichteten bisher gut fünf Prozent der Naturschutzgebiete und zehn Prozent der Waldwirtschaftsfläche des Landes.
  7. Einige geschützte Naturgebiete traf es besonders hart. So verbrannten an den Portas de Rodão fast 72 Prozent der Fläche, in der Serra do Açor gut 79 Prozent und in der Serra de Estrela knapp 23 Prozent.
  8. Der Vergleich der täglichen Schwere der Brandereignisse in Portugal seit 2003 zeigt: 2017 ist bislang das zweithärteste Jahr. Der Index lag lediglich 2005 noch höher.
  9. Der Hochsommer-Monat August brachte mit 3.736 Feuern die meisten Vorfälle mit sich - mehr als ein Fünftel aller Vorkommnisse im bisherigen Jahresverlauf.
  10. In der ersten Oktoberhälfte erfassten die Brände die größte Fläche - fast die Hälfte des von Wald- und Buschbränden betroffenen Gebiets stand in Flammen.

Waldbrand-Bilanz: Medien kritisieren Staat

„Zu einem Portugal ohne Brände muss jeder beitragen", heißt es zum Abschluss der vorläufigen Waldbrand-Bilanz für den Zeitraum vom 1. Januar bis 16. Oktober 2017. Journalisten sehen aber besonders die Regierung und staatliche Stellen in der Verantwortung. Hier zwei portugiesische Pressestimmen, die wir in deutscher Übersetzung zitieren:

"Die Prävention, die Bekämpfung und die Folgen der Waldbrände in Portugal sind die eines Dritte-Welt-Landes. Millionen Euro wurden in ein Notfallsystem des Zivilschutzes investiert, das im Notfall nicht funktioniert. Wo man hinschaut, sieht man nachlässigkeit und Verantwortliche, die sich hinter der Feuerwehr verstecken. Diejenigen, die die Verantwortung dafür tragen, die Bevölkerung und deren Hab und Gut zu schützen, haben vollkommen versagt. (...) Was zu den Waldbränden in Portugal führt, steht längst fest. Doch sei es die Regierung, der Zivilschutz, die Zuständigen für den Schutz des Waldes oder das Landwirtschaftsministerium - keiner hat seine Arbeit gemacht. Das Ergebnis ist sichtbar." (Jornal de Notícias, 17. Oktober 2017)

"Über 500 Waldbrände an einem Tag, wie es am 15. Oktober der Fall war, sind nicht normal. 40 Tote und über 50 Verletzte bei Waldbränden an zwei Tagen sind nicht normal. Ebenfalls nicht normal sind die hohen Temperaturen und die extreme Trockenheit. Doch dass es so warm und trocken war, war den Behörden bekannt. Daher kann die Entscheidung des Zivilschutzes, trotz dieser außergewöhnlichen klimatischen Bedingungen die Waldbrand-Bekämpfungsmittel zu kürzen, nur als eine Einaldung zum Disaster gesehen werden". (Diário de Notícias, 17. Oktober 2017)

Und Manuel Alegre, Ex-Politiker und Schriftsteller, schrieb in seinem Meinungsbeitrag in einer Tageszeitung: "Man wird gegen etablierte Interessen kämpfen müssen. Aber die Zeit ist reif, um mutige Entscheidungen zu treffen, damit der Staat seine Verantwortung übernimmt und das Land und seine Bevölkerung schützt". Über Ursachen und Gründe, welche in Portugal Waldbrand-Katastrophen begünstigen, hat "Algarve für Entdecker" bereits mehrfach berichtet.


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