Verhältnis der Muslime und Nichtmuslime im Osmanischen Reich 2. Teil

Verhältnis der Muslime und Nichtmuslime im Osmanischen Reich 2. Teil

Banja-Baschi-Moschee in Sofia, Bulgarien. Osmanisch, 16. Jahrhundert


Ich hatte in dem vorherigen Posting bereits einige grundlegende Dinge angesprochen, damit einige Missverständnisse für eine weitere Diskussion aufgeklärt werden können. Nun geht es konkreter um die folgenden Gruppen im Osmanischen Reich:
Verhältnis Muslime - Christen - Juden
Es folgen wie schon in dem ersten Artikel dieser kleinen Serie einige Zitate um das Verhältnis der obigen Gruppen mal zu beleuchten:
Bernard Lewis: Stern, Kreuz und Halbmond. 2000 Jahre Geschichte des Nahen Ostens. München 1997. S. 162 ff.:
In der früheren Konfrontation [zwischen dem OR und seinen christlichen Nachbarn] waren Beflügelung und Dogmatismus auf beiden Seiten und größere Toleranz auf türkischer Seite zu finden. Während des 15. und 16. Jahrhunderts zogen die Flüchtlinge -jene, »die mit den Füßen wählten«, [...] - von Westen nach Osten und nicht, wie in unserer Zeit, von Osten nach Westen. Die Flucht der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden in die Türkei ist gut dokumentiert, aber sie war keineswegs ein Einzelfall. Andere Flüchtlingsgruppen - etwa abweichlerische Christen, die von der in ihren Ländern tonangebenden Kirche verfolgt wurden - fanden in den osmanischen Ländern Zuflucht. [...]
Die Flüchtlinge waren nicht die einzigen europäischen Nutznießer der osmanischen Oberhoheit. Auch das Schicksal der Bauern in den eroberten Provinzen verbesserte sich erheblich. Die osmanische Reichsregierung brachte Einheit und Sicherheit in Gegenden, in denen vorher Konflikte und Chaos geherrscht hatten, mit wichtigen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen. Im Laufe der Eroberungskriege war ein großer Teil des alten grundbesitzenden Erbadels vernichtet worden, und seine herrenlosen Güter gingen als Lehen an osmanische Soldaten über. [...] Es war nicht mit Erbrechten oder einer feudalherrschaftlichen Rechtsprechung verknüpft. Die Bauern dagegen verfügten in der Regel über einen erblichen Besitztitel, der gemäß osmanischem Brauch sowohl vor Zerstückelung als auch vor Eigentumskonzentration geschützt war. Damit hatten sie auf ihren Höfen größere Freiheit als unter den früheren christlichen Herrschern. Ihre Steuern wurden auf niedrigem Niveau festgesetzt und - verglichen mit den Praktiken der ehemaligen und auch der benachbarten Regime - auf humane Weise eingetrieben. Wohlstand und Sicherheit trugen erheblich dazu bei, die Bauern mit anderen, weniger attraktiven Aspekten der osmanischen Herrschaft zu versöhnen, und waren weitgehend für den langen Frieden in den osmanischen Provinzen verantwortlich, bis nationalistische Ideen aus dem Westen für eine Explosion sorgten. Noch im 19. Jahrhundert äußern sich europäische Balkanbesucher positiv über das Wohl und die Zufriedenheit der Bauernschaft, gemessen an den Verhältnissen in Teilen des christlichen Europa. Noch auffälliger war der Kontrast im 15. und 16.Jahrhundert, also im Zeitalter der großen europäischen Bauernaufstände. [...] Unterdrückte Bauern [christlicher Nachbarreiche der Osmanen] richteten ihre Hoffnung auf die Feinde ihrer Grundherren. Martin Luther warnte in seiner im Jahre 1541 veröffentlichten »Vermahnung zum Gebet wider den Türken«, daß die von habgierigen Fürsten, Grundeignern und Städtern ausgebeuteten Armen vielleicht lieber unter den Türken als unter solchen Christen leben würden. Sogar die Verteidiger der etablierten Ordnung waren von der politischen und militärischen Leistungsfähigkeit des türkischen Reiches in seiner Glanzzeit beeindruckt. Ein beachtlicher Teil der umfangreichen europäischen Literatur über die türkische Bedrohung behandelt die Vorzüge der türkischen Ordnung und empfiehlt, ihr nachzueifern.

Exemplarisch aus einem Standardwerk: Donald Quataert: The Ottoman Empire. Cambridge 2005:
Rezension auf deutsch: SEHEPUNKTE - Rezension von: The Ottoman Empire 1700-1922 - Ausgabe 8 (2008), Nr. 10
Zitat: "...wird eine unverzichtbare Lektüre im Schul- und Universitätsstudium werden."
Ich könnte noch weitere Rezensionen auch aus Fachzeitschriften zitieren, letztlich kommen alle Rezensenten zum Urteil, dass dieses Buch so fundiert ist, dass es als Standardwerk gelten wird. Das nur vorbeugend, damit nicht jemand denkt, es wäre irgendein Buch, und man könne ignorieren was dort steht:
Peaceful relations among Ottoman subjects were the norm over most of the period and the Ottoman system worked relatively well for almost all of its history.
ad hoc Übersetzung, wichtig, weil es ein Gesamturteil über 600 Jahre osmanischer Geschichte darstellt:
Das friedliche Zusammenleben der osmanischen Untertanen war die Norm über die meiste Zeit und das osmanische System arbeitete relativ gut für fast seine gesamte Geschichte.
Bitte hier weiter lesen:

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