Kein Erwachsener mit einem halbwegs vollständigen Chromosomensatz würde sich im Normalfall so einem Unsinn hingeben. Warum soll eine Braut ausgerechnet am schönsten Tag ihres Liebeslebens, mit verbundenen Augen ihren frisch vermählten Mann mit Schokopudding füttern wollen?
Natürlich gibt es Spiele, die auf das Brautpaar abgestimmt sind. Wie zum Beispiel das Schuhspiel (das Brautpaar sitzt mit dem Rücken zueinander und muss durch Heben eines Schuhs Fragen des Zusammenlebens beantworten). Grundsätzlich nette Idee, allerdings für die Gäste langweilig. Dem Gast ist das Wissen, wer von beiden der bessere Koch ist, zumeist egal, auch wer von beiden öfter die Toilette putzt, ist den Hochzeitsgast eine redundante Information. Der Gast langweilt sich während dieser Spiele. Aus Anstand würde das ein Gast aber nie zugeben. Um ein Fest für alle zu machen, müssen solche Hochzeitsspiele (wenn sie überhaupt sein müssen) interaktiv sein. Alle Gäste sollen ins Spiel mit einbezogen werden. Zum Beispiel das Schuhspiel, nur nicht mit dem Brautpaar, sondern mit den Gästen.
„Wer ist der bessere Koch? Claudia oder Sebastian“ und die Gäste voten mittels einem Damen und einem Herrenschuh. Das wäre zwar eine Verbesserung, aber noch immer etwas langweilig.
Variante: Man nimmt seltsame oder lustige Begebenheiten aus der Vergangenheit der beiden, die nur wenige Gäste wissen.
Claudia flitzte, weil sie eine Wette verloren hatte, in ihrer Studienzeit am UCLA einmal über den Campus. Frage: Wer von beiden rannte tagsüber schon einmal nackt über eine Straße?
Sebastian jobbte in den Ferien im Büro einer kleinen Postfiliale. Weil er eine Verabredung mit Claudia hatte, drehte er den Zeiger der Bürouhr 10 Minuten nach vor, damit er früher zum Date gehen konnte.
Frage: Wer von beiden drehte die Bürouhr nach vor, um früher zum Date gehen zu können? usw.
Die Gäste stimmen ab, wem von beiden sie dies zutrauen würden. Die Überraschung für manche Gäste ist garantiert, die Unterhaltung bei der Auflösung der Frage ebenso. Wenn der/die SpielleiterIn ein wenig recherchiert, findet sie/er sicher genug Material, das sich für die Fragestellung eignet. Die Sensibilität sollte aber nicht fehlen. Fragen im Zusammenhang mit Ex-FreundInnen oder zu persönliche Dinge, sollten tunlichst vermieden werden!
Fazit: Wenn es wirklich, unbedingt, unvermeidlich sein muss, dass Hochzeitsspiele veranstaltet werden, dann bitte ohne Peinlichkeiten, Erniedrigungen der Braut oder des Bräutigams und ohne Langeweile für uns Gäste. Ein Spiel reicht als Abendeinlage völlig. Stimmt das Spiel auf das Brautpaar ab und bezieht die Gäste mit ein.
Vergesst nicht: An die Spiele erinnert sich nach einem Jahr niemand mehr, an die Herzlichkeit des Tages jeder.