Das Haus der vergessenen Bücher
Christopher Morley
Atlantik, 2014
978-3455600124
18,00 €
New York, 1919. Roger Mifflin hat seine größte Leidenschaft, das Lesen, zum Beruf gemacht. In seinem Antiquariat in Brooklyn findet man ihn dort, wo der Tabakrauch am dichtesten ist. Unterstützt wird er von seiner ebenso patenten wie resoluten Ehefrau und seinem Hund Bock – Bock wie Boccacio. Bücher sind Mifflins Leben. Von Werbemaßnahmen für sein Geschäft will er allerdings nichts wissen, und so lässt er den jungen Aubrey Gilbert, angestellt bei der Grey Matter Agency, ziemlich abblitzen, als der ihm seine Dienste anbietet. Dennoch freunden sich die beiden an, und bald kommt Gilbert täglich ins Geschäft. Was auch an Mifflins neuer Hilfskraft liegen mag – der schönen Titania Chapman, deren Leben in Gefahr zu sein scheint. Und das gilt nicht nur für ihr Leben …
Roger Mifflin ist ein echtes Unikum und als solches verhält er sich auch so. Seine ganze Liebe teilt er nur unter seiner Frau und seinem Hund (marginal) sowie seinen Büchern auf. Es gibt kein Buch, das keinen bestimmten Standort hat oder irgendwie sonst in Vergessenheit geraten könnte. Mr. Mifflin kennt es, liebt es und weiß zusätzlich alles über den Buchhandel.
Seine Frau ist eine patente, resolute Frau, die sie ein Mann auch an seiner Seite braucht.
Die etwas eigenwillige Krimigeschichte wird durch einen jungen Mann ins Laufen gebracht, der zufällig auch nach ein Auge auf die junge Titiana wird. Ob das gut gehen kann?
Ein Traum von Buchhandlung! Alte Schätzchen, keine neuen Schinken, nichts, was jeder haben will. Da muss ich mich doch wohlfühlen. Immerhin mag ich auch Archive und die haben nun gar nichts mit Thalia und Co. zu tun ;) Tatsächlich strahlt der laden von Roger Mifflin eine ganz eigene Art aus, die man lieben muss. Der Rauch schwängert die Luft und Geheimnisse werden ausgetauscht.
Es ist nicht unbedingt ein Roman wie jeder andere. Bis zur ersten Hälfte passiert recht wenig. Mr. Mifflin nimmt uns mit auf Büchersafari in seinem Laden. Jedes Buch hat einen besonderen Standort. Ein paar billige Bücher (neuer Ramsch) stehen draußen auf der Straße. Ehre nur dem Buch, dem auch Ehre gebührt.
Viele Dinge, die Mr. Mifflin über den Buchhandel, Bücher und deren Leser sagt, kommen wirklich von Herzen und haben mich sehr berührt. Seine ganze Liebe kann er in einen Satz packen und dabei noch recht charmant sein. Als aber der junge Mann bei ihm auftaucht, ist dieser gleich ein williges Opfer für die Lebensphilosophie des Buchhändlers. Da haben sich zwei gefunden!
Lange Monologe von Mr. Mifflin, der den Buchhandel erklärt, sind dabei gar nicht so langweilig. Aber eine wirkliche Handlung gibt es erst, als sich komische Begebenheiten rund um ein Buch häufen. Allerdings haben mich diese nicht wirklich mitgerissen, weil ich lieber weiter den Buchhändler und seine Kunden belauscht hätte. Leider wurden seine Vorträge immer weniger und ich wollte wirklich keinen Krimi – auch nicht ein klein bisschen.
Christopher Morley trägt aber nicht zu dick auf. Seine Krimielemente sind sehr fein und erst einmal kam zu bemerken. Bis der sichtbare Umschwung kommt, habe ich mich fast an seinen Schreibstil gewöhnt. Trotzdem konnte mich die Geschichte später leider nicht mehr so sehr mitreißen, weil ich einfach etwas anderes erwartet habe. Mein Leserherz hing an den schrulligen Geschichten und nicht an etwas unheimlichen.
Der Titel und auch das Cover sind für einen Büchernerd ein Traum! Na klar, natürlich, sowieso – greife ich zu diesem Buch. Zwar ist es eines, dass den Hype gerade schürt (oder eher im Oktober), denn es kamen mehrere Bücher mit dem Thema Buchhandlung heraus. Dieses Buch gibt es aber schon länger in Englisch.
Die Zitate über Bücher, Menschen und wie sie mit Büchern umgehen, haben mir sehr gut gefallen. Ich mochte auch den schrulligen Buchhändler. Nur die Krimielemente, die später in der Handlung auftauchen sind nicht meine Welt gewesen. Ich hätte lieber immer weiter über den Buchladen gelesen ohne viel Spannung!