Vergessen von Elke Pistor – Rezension

VergessenEine perfekte Mischung aus Spannung und Gefühl!

 

Kommissarin Verena Irlenbusch steht unter Druck: Während sie einen hochintelligenten Psychopathen jagt, verschlimmert sich die Alzheimererkrankung ihrer Großmutter. Außerdem wurde ihr der schlechtgelaunte Kollege Christoph Todt an die Seite gestellt, dem sie jede Information aus der Nase ziehen muss. Doch Verena bleibt liebevolle Enkelin und professionelle Ermittlerin – auch wenn es sie fast zerreißt. Als sie schließlich auf die Spur des Mörders kommt, verfängt sich Verena in ein Netz aus lang vergessener Schuld und neuem Hass. Wird sie diesen Fall heil überstehen? (Klappentext)

 

Selten passen Titel und Inhalt so gut zusammen wie bei diesem Buch. Vergessen ist das zentrale Thema und es geht dabei nicht nur – wie ich anfangs vermutet hatte – um die Alzheimererkrankung von Verenas Großmutter. Das war für mich allerdings der Grund, dieses Buch lesen zu wollen. Ich finde es sehr mutig, diese Krankheit in einem Kriminalroman zu thematisieren und war gespannt, wie Elke Pistor diese Gratwanderung zwischen ernstem Thema und Spannung lösen würde. Sie hat es grandios gemacht!

Mit Verena Irlenbusch hat Elke Pistor eine Kommissarin mit Herz und Verstand kreiert. Verena kümmert sich liebevoll um ihre immer vergesslicher werdende Großmutter. Ein zeitgemäßes Thema, das Elke Pistor sehr einfühlsam angegangen ist. Christoph Todt ist das genaue Gegenteil von Verena. Auf den ersten Blick wirkt er gnadenlos unsympathisch. Aber je mehr ich über ihn erfahre, umso besser kann ich ihn verstehen. Und auch sein Verhältnis zu Verena bessert sich von Seite zu Seite.

Elke Pistor hat mehrere Stränge miteinander verflochten, jeder geht mir auf seine ganz eigene Art nah. Der Strang um ein kleines entführtes Mädchen war sehr traurig und kam mir noch näher, weil er im Präsens verfasst ist. Gerade wenn Kinder im Spiel sind, mag ich manchmal nicht weiterlesen, wenn die Schilderungen für mein Empfinden grenzwertig sind und nicht Spannung sondern eher Ekel erzeugen. Aber davon ist Elke Pistor weit entfernt. Sie erzählt mir sehr viel Fingerspitzengefühl und behutsam. Natürlich musste ich beim Lesen mehrmals heftig schlucken, aber das gehört bei einem so spannungsgeladenen Buch einfach dazu.

Schon auf den ersten Seiten spielt Elke Pistor mit meinen Gefühlen, mit meiner Angst und das auf eine sehr eindrucksvolle Art. Erst habe ich die Luft angehalten, dann habe ich mich etwas entspannt und dann schlägt sie richtig zu. Puh, das war so heftig und das war so spannend. Und schon nach diesen ersten Seiten wusste ich, dass ich den Schreibstil mag. Nicht nur in dieser Situation hat Elke Pistor die Stimmung so gut eingefangen. Sie erzählt glaubhaft und flüssig, sie spannt einen feinen Spannungsbogen, der nicht nachlässt, auch wenn sehr viel Privates zur Sprache kommt. Aber genau das hat mir so gut gefallen, denn es war die richtige Mischung zwischen Privatleben und Kriminalfall. Die Geschichte kommt immer mehr in Fahrt, die Ermittlungsarbeit wird sehr detailliert beschrieben. Ich bin involviert und bekomme nicht nur Ergebnisse präsentiert. Elke Pistor hat einen wohl durchdachten Fall konstruiert, dessen Ende für mich nicht vorhersehbar war.

Und so ist „Vergessen“ viel mehr als ein weiterer Kriminalroman. Er geht in die Tiefe, behandelt sehr gefühlvolle Themen. Und am Ende fühlt man mit Verena, die so wohltuend menschlich und weiblich ist.

 

Die Autorin:

Elke Pistor, Jahrgang 1967, schreibt Kriminalromane, arbeitet als Seminartrainerin und leitet Schreibworkshops. Sie lebt mit ihrer Familie in Köln. (Quelle:Verlagsseite)

Webseite von Elke Pistor

Interview mit Elke Pistor zu „Vergessen“

 

Das Buch ist im Ullstein Verlag erschienen. Vielen Dank an Vorablesen für mein Rezensionsexemplar!

 

Leseprobe

 

Meine Rezension bei Amazon und weitere Infos zum Buch findet ihr hier.


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