Hinter Mauern und Stacheldraht findet das große Schlachten statt. Da männliche Küken in der Nutztierhaltung keine Rolle spielen, werden sie vergast und geschreddert. Nun hat Nordrhein-Westfalen (NRW) dieses Töten als erstes Bundesland verboten. Doch es ist ein Muster ohne Wert, solange keine anderen nachziehen.
Wegwerfküken werden sie genannt, ein Begriff, der klar aufzeigt, wie respektlos die Nutztierhaltung mit Leben umgeht. Jedes Jahr werden allein in Deutschland 50 Millionen männliche Küken getötet, weil sie keinen wirtschaftlichen Nutzen bringen. Da sie zudem kaum Fleisch ansetzen, sind sie auch für die Mast unbrauchbar. Dieses perfide, grausame Töten ist der Preis für unsere Konsumgesellschaft.
Gegen diese Prozedur regt sich immer mehr Widerstand. Nun hat NRW das Töten der Eintagsküken verboten. Damit ist das Bundesland zwar Vorreiter und trotzdem allein, die größten Geflügelunternehmen sitzen im benachbarten Niedersachsen. Da nicht überall mit einem Verbot zu rechnen ist, suchen Agrarwissenschaftler nach alternativen Lösungen.
Florentine Rapp leitet das Landhuhnprojekt eines Öko-Hofes südöstlich von München. Die heile Bauernhofwelt mit vielen Hühnern und Hähnen ist leider nicht Realität, sondern ein Versuchsgelände. Die Leiterin stellt auch direkt klar, dass es eine ideale Nutztierhaltung nicht gibt. Es müssen Kompromisse gemacht werden, sonst explodieren die Kosten. Da der Verbraucher den Preis bestimmt, darf dies nicht passieren.
Mit Stallidylle hat das heutige Leben nichts zu tun, alles wird nur noch nach dem Konsumenten berechnet. Eine hochgezüchtete Hybridhenne (wieder ein Begriff, bei dem man nur den Kopf schütteln kann) legt im Schnitt 310 Eier pro Jahr. Rapps Tiere bringen es auf etwa 240. Dafür können es die Masthähne auf zwei Kilo Schlachtgewicht bringen, brauchen aber bis zu 30% mehr Futter. Es ist ein Rechenbeispiel, was aufgehen muss. Das Züchten anderer Rassen ist alleine schon aus diesem Grund notwendig. Derzeit beherrschen nur noch drei Großkonzerne weltweit den Genpool. Ohne gentechnische Vielfalt ist eine Zucht kaum neu auszurichten… und immer geht der Blick hinüber zu den Kosten!
Wegwerfküken ist ein Synonym für unsere Gesellschaft, eine Entwicklung, wofür der Verbraucher verantwortlich ist. Wer ein halbes Hähnchen an der Frittenbude für knapp drei Euro kaufen möchte, unterstützt dieses Vorgehen! Hier muss bei jedem Verbraucher ein Umdenken erfolgen!