Vergangenheitsbewältigung

Erstellt am 6. Oktober 2011 von Newssquared @Oliver_schreibt

Vergangenheitsbewältigung

Angesichts ihres Alters möchte an meinen, es ist ein wenig früh für die Veröffentlichung eines Best-of-Albums der britischen Soul-Sängerin Joss Stone. Andererseits gehört es heute ja zum guten Ton für berühmte Mittzwanziger, ihre Biographie zu veröffentlichen – egal ob Sido, Philipp Lahm oder der noch jüngere Justin Bieber. Bei all dem geht es natürlich ums Geld und so ist es auch bei der musikalischen Quasi-Biographie von Joss Stone. Mit dem wichtigen Unterschied, dass die Initiative zum Best of 2003-2009 nicht von der Sängerin selbst ausgeht. Dazu später.

Erst zur Musik: Das Album ist naturgemäß wenig überraschend – hier werden einfach ein paar Singles und B-Seiten aneinander gereiht. Die Plattenfirma bemüht sich, die Veröffentlichung für ein dermaßen frühes Best of zu rechtfertigen, schließlich sei Stone schon mit 13 Jahren im Fernsehen aufgetreten und hat also mehr als zehn Jahre ihrer Karriere hinter sich. Dass sie ein riesiges Talent war und ist, muss EMI wiederum nicht beteuern, das ist bekannt. Und genau das, nicht ihre vergleichsweise lange Karriere, macht das Album hörenswert, eine klassische Sammlung ihrer Hits eben.

Vor diesem Hintergrund dürfte der wahre Grund für die Veröffentlichung klar sein – Stones ehemalige Plattenfirma EMI nutzt noch einmal, dass sie die Rechte an den frühen Songs besitzt. Inzwischen ist Stone nämlich bei ihrem eigenen Label unter Vertrag, bei dem sie im Juli ihr aktuelles Album veröffentlichte. Zeitpunkt der Trennung von EMI: 2009. Das erklärt dann auch den Titel.

Interpret: Joss Stone
Album: Best of 2003-2009
Plattenfirma: EMI
Erscheinungsdatum: bereits erschienen

Best of, Teil 2: Halt, das ist doch gar kein Best of, sondern ein vollständiges Album, oder? Ja, das ist es, allerdings liegt die erste Veröffentlichung von Blauer Samt satte zehn Jahre zurück. 2001 wollte Torch, einer der ersten deutschsprachigen Rapper, daran erinnern, welche Ideale der Hip Hop hatte als er neu war. Heute will er es wieder, hat aber offensichtlich nicht die Kraft, ein neues Album zu schreiben. Also jagt er das alte noch mal raus.

Dafür reicht dann Torchs vierzigster Geburtstag als Anlass und natürlich das zehnjährige Blauer-Samt-Jubiläum. Und weil Blauer Samt in seiner Gesamtheit das Beste ist, was der Rapper mit dem bürgerlichen Namen Frederik Hahn jemals veröffentlichte, ist es auch eine Art Best of Torch. Das wird allerdings kaum zu großen Verkäufen führen. Wer Torch schon kennt, hat das Album längst unter «Klassiker» im Plattenschrank einsortiert. Wer es nicht kennt, wird es kaum 2011 kaufen. Denn Blauer Samt richtete sich schon 2001 an die Historiker des Hip Hops. Heute ist es ein Fall für Archäologen.

Interpret: Torch
Album: Blauer Samt
Plattenfirma: Sony Music / Columbia
Erscheinungsdatum: bereits erschienen

Auf ihren letzten Platten habe sie eine Menge Wut abgelassen, sagt Maria Mena. Stimmt. Das ist allerdings schon drei Jahre her. Auf ihrem neuen Album äußert sie sich nun etwas versöhnlicher, gar optimistischer. Viktoria heißt es, so wie die Sängerin und Songschreiberin mit zweitem Namen. Es verwundert also nicht, dass die elf überwiegend balladesken Popsongs der Norwegerin wieder einmal sehr persönlich und ehrlich klingen.

Die Zeiten der Abrechnung sind offensichtlich vorbei. Und auch wenn die Skandinavierin auf Viktoria die dunklen Seiten des Lebens keinesfalls ausblendet, erzählen die bedeutungsvollen Lieder voller Poesie vorrangig von Vergebung und vom Verzeihen, von Stärke und Verletzlichkeit, von zwischenmenschlichen Beziehungen und Liebe.

Auf ausgefallene Klangexperimente verzichtet die 25-Jährige. Stets dominiert das Klavier – wahlweise die schwermütige Orgel – die melodiösen Kompositionen. Doch beliebig wird es nie. Bei drohender Eintönigkeit entfaltet Maria Mena taktsicher ihr Gespür für Dynamik: Leise wird zu laut, langsam zu schnell, aus sanften Piano-Akkorden erwachsen orchestral anmutende Arrangements. Das ist alles extrem gefühlsbeladen, kitschig wird es aber nicht.

Interpret: Maria Mena
Album: Viktoria
Plattenfirma: Sony
Erscheinungsdatum: 7. Oktober 2011

Quelle:
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Durchgehört – Vergangenheitsbewältigung

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Tags: Joss Stone, Torch, Vergangenheitsbewältigung

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