Die Stimme des Vergessens
Sabine Kornbichler
Piper, 2014
978-3492302043
12,99 €
Als die Nachlassverwalterin Kristina Mahlo das Haus des verstorbenen Albert Schettler betritt, sind die Zeichen seiner Paranoia unübersehbar. Die Türen sind mehrfach gesichert, alle Fenster vergittert. In einem Brief, den er hinterlassen hat, steht, jemand werde versuchen, an den brisanten Inhalt seines Bankschließfachs zu gelangen. Kristina hält das für Verfolgungswahn, doch dann werden die Unterlagen tatsächlich gestohlen. War Schettlers Angst begründet? Kristinas Recherchen bringen ungeahnte Wahrheiten ans Licht …
Kristina ist immer so neugierig und belastet sich mit Geschichten, die eigentlich nichts mit ihr zu tun haben. Aber das macht sie gerade sehr sympathisch. Hals über Kopf – das passt sehr gut zu ihr. Es gibt auch Momente da sinniert sie über ihr Leben und der Leser bekommt so einen guten Eindruck, was sie bewegt und was sie kalt lässt.
Auf dem Hof lebt sie nicht alleine und ich mag das Geplänkel zwischen ihren Eltern, die nicht mehr zusammen wohnen. Immer wieder lenkt dieses Problem vom eigentlichen Fall ab und man bekommt noch einen anderen Einblick in das Leben der Ermittlerin.
Ihre Freundin Henrike heitert sie und mich immer wieder auf und man merkt, wie wichtig Freunde sind. Alle andere Figuren sind auch super ausgearbeitet und komplettieren das Bild perfekt.
Ich mag es, dass die Ermittlerin sehr bodenständig ist und ihre Prinzipien hat. Was mir noch besser gefällt ist, dass ihre liebe Mitarbeiterin wieder dabei ist und wir uns auch immer noch auf dem Hof der Eltern befinden. Dazu gehören ihr Vater, ihre Mutter und ihr Freund, sowie zwei Freunde, die ich einfach brauche, um mich wohlzufühlen.
Wenn Ihr Kristina Mahlo kennenlernen wollt, solltet Ihr dies tun, aber vielleicht lieber von Fall 1 an. “Das Verstummen der Krähe” ist ihr erster Fall, genau so spannend und gut zu lesen, wie dieser hier. Allerdings beginnen in diesem Buch auch alle Lebensereignisse von Kristina und man versteht manches besser, was nicht mit dem eigentlichen Kriminalfall zu tun hat. Aber ansonsten können die Bücher getrennt voneinander genauso gut gelesen werden.
Frau Mahlo ist immer noch Nachlassverwalterin, aber bei ihr ist das kein langweiliger Job. Sie nimmt sich die Geschichten zu Herzen, entdeckt Ungereimtheiten und hilft den Toten. So ist es für sie völlig normal bei dem Fall von Albert Schettler nachzubohren. War der Mann wirklich krank? Sind die Gitter an seinem Fenster wirklich seinem Wahn entsprungen und was macht der fremde Mann in seinem Haus da?
Es ist eine sehr verzwickte Geschichte, obwohl ich nach 200 Seiten gedacht habe “Ha, da ist er – das ist der Mörder!” Aber dann baut die Autorin noch einmal eine Wendung ein, die den ganzen Fall über den Haufen wirft. An dieser Stelle habe ich mir erst Sorgen gemacht, dass das nicht gut geht und ich aus dem Kuddelmuddel gar nicht mehr herausfinde, aber am Ende passt alles zusammen und ich denke: Hut ab, Frau Mahlo, da wäre ich nicht drauf gekommen.
Eine Winzigkeit stört mich dann doch noch, aber falls es einen dritten Fall geben sollte, hat die Ermittlerin vielleicht dazu gelernt. Für mich rennt sie manchmal zu blauäugig mitten in die Gefahr hinein und ich hätte mir gewünscht, dass sie diesmal etwas vorsichtiger ist. Immerhin möchte ich als Leserin, dass es noch viele weitere Fälle mit ihr gibt ;)
Ich mochte schon die Gestaltung von Fall 1, den ich auch gerne gelesen habe. Dieses ist aber noch einen Tick schöner, da mysteriöser ;)
Es hat mich aus einem Lesetief geholt und war für mich zum Jahresende hin: DER KRIMI. Kristina Mahlo hat für mich toll ermittelt und Sabine Kornbichler kann einfach eine sehr gute Krimistimmung schaffen, die mich immer weiterlesen lässt.