Es hat länger gedauert, als ich Anfangs gedacht hatte. Nachdem ich “Die Straße” von Cormac McCarthy gelesen hatte, war mein Plan mir “The Road” mit Viggo Mortensen schnellstmöglich anzugucken und eine entsprechende Filmkritik zu schreiben. Gut 2 Jahre hat es nun gedauert…
Das Buch konnte ich mittlerweile mehr als sacken lassen und meine Erwartungen an den Film haben sich in der Zwischenzeit durchaus wieder neutralisiert.
“The Road” ist nach “All the pretty horses” und “No Country for Old Men” die dritte große Verfilmung eines McCarthy Romans und das seine Geschichten immer etwas ganz besonderes sind, ist jedem klar, der einen seiner Romane gelesen hat.
Sein Buch “Die Straße” handelt von einem Vater, der zusammen mit seinem kleinen Sohn in einer unwirtliche Welt eines apokalyptischen Amerikas um’s Überleben kämpft. Ihr einziges Ziel: die weit entfernte Küste zu erreichen und dort auf Hilfe zu hoffen. Ein schier unendlicher Fußmarsch als letzte Hoffnung.
Deutscher Trailer zu “The Road”
Bemerkenswert, wie es “The Road” schafft, ohne allzu viel Details zu verraten, eine solche Intensität zu erreichen. Denn weder ist die Ursache für die zerstörte Landschaft und den anhaltenden Ascheregen bekannt, die Rede ist nur von einem grellen Licht, welches nichts als Tod und Verwüstung zurückgelassen hat, noch werden zu irgendeiner Zeit die Namen der Hauptdarsteller erwähnt. Schon im Buch werden die beiden Reisenden nur als “der Vater” und “der Junge” bezeichnet.
Nur in vereinzelten Rückblenden erfahren wir mehr über das Leben der beiden und machen Bekanntschaft mit der Mutter des Jungen. Doch auch hier werden keine Details offenbart, sondern die rein zwischenmenschliche Beziehung der Dreien fokussiert.
Dennoch erreicht “The Road” eine beklemmende und bedrückende Atmosphäre, die an vielen Stellen bis zum Zerreißen gespannt ist. Vater und Sohn reisen durch eine Welt in der Kannibalismus und der pure Überlebenswille bei den meisten Menschen die Oberhand gewonnen haben. Somit wird jede zufällige Bekanntschaft auf der Straße zu einer möglichen Bedrohung und man fragt sich selbst als Zuschauer “würde ich ihm vertrauen?!”.
In einer Welt, in der die Unterscheidung zwischen Freund und Feind kaum möglich ist, in der Herz, Vertrauen und Nächstenliebe bereits ausgestorben sind bewahrt “der Junge” seinen Vater, der alles zum Schutz seines Sohnes tun würde, davor, ebenfalls in genau diese Richtung abzudriften und sein inneres Feuer zu verlieren. “Zählen wir immer noch zu den Guten?”, ist eine der zentralen Fragen des Films und lässt auch den Zuschauer darüber grübeln, wann man tatsächlich die Grenzen zwischen Gut und Böse überschreitet.
Die Romanvorlage wurde toll inszeniert und zählt eindeutig zu den besseren Romanverfilmungen. Die Geschichte aus dem Buch wird komplett abgehandelt, ohne Kürzungen und ohne Hollywood-übliche Ergänzungen. Sowohl das Buch “Die Straße” als auch der Film “The Road” sind durchaus empfehlenswert.
Viggo Mortensen spielt phänomenal und wird von Kodi Smit-McPhee wunderbar ergänzt. In den Nebenrollen haben Hollywoodgrößen wie Charlize Theron, Bob Jennings, Robert Duvall und Guy Pearce ihren Auftritt.
“The Road” ist ein wirklich gelungener Endzeit-Thriller. Emotional gespielt und optisch beindruckend umgesetzt.
8 von 10 Freeks
Darsteller:
Viggo Mortensen, Kodi Smit-McPhee, Charlize Theron, Bob Jennings, Robert Duvall, Guy Pearce
Regie:
John Hillcoat
VN:F [1.9.7_1111]Deine Filmbewertung:Danke für deine BewertungRating: 0.0/10 (0 votes cast)