Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht heute bei der Familienplanung mit im Vordergrund
Während der Schwangerschaft entwickeln die meisten Eltern eifrig Pläne. Sie erleben eine neue spannende Zeit und viele Fragen schwirren ihnen durch den Kopf. Wie wird unser Leben mit dem Kind wohl aussehen? Können wir die neuen Anforderungen erfüllen?
Eine heutzutage immer wichtiger werdende Dimension dieser Planung ist die Frage, wie sich das Familien- mit dem Berufsleben vereinbaren lässt. Dass nach der Geburt des Kindes einer der Partner – in den meisten Fällen die Frau – den Beruf zeitweilig aufgibt, muss nicht mehr zwangsläufig sein.
Durch das Elterngeld zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Mit dem Ziel, Deutschland familienfreundlicher zu gestalten, wurde im Jahr 2007 das Elterngeld eingeführt, welches das frühere Erziehungsgeld ersetzt hat. Durch die Elterngeldregelung soll beiden Elternteilen die Möglichkeit gegeben werden, für einen bestimmten Zeitraum aus dem Beruf auszusteigen – ohne allzu große Einbußen hinsichtlich des Lebensstandards hinnehmen zu müssen. Andererseits soll dadurch eine Motivation zum Wiedereinstieg in das Berufsleben entstehen. Eine nachhaltige Familienpolitik („mehr Mut zu mehr Kindern“), die Gleichstellung von Frau und Mann sowie eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind das übergeordnete Ziel.
In der Regel werden Familien mit staatlichen Mitteln in den ersten 12 Monaten nach der Geburt finanziell unterstützt. Falls der Vater ebenfalls mindestens zwei Monate (sogenannte Partnermonate) Arbeitsauszeit nimmt, besteht sogar bis zu 14 Monate lang Anspruch auf das Elterngeld. Dadurch sollen Männer dazu ermutigt werden, sich aktiver an der Kindesbetreuung zu beteiligen. Doch inwieweit wird diese Regelung von Vätern tatsächlich genutzt?
Mütter beziehen deutlich häufiger und länger das Elterngeld
Die Mütter nehmen das Elterngeld durchschnittlich zu über 95% in Anspruch. Die Mehrheit (89%) der Frauen nutzte im Jahr 2011 zwölf Monate lang das Elterngeld. Die Väter hingegen bezogen diese Entgeltersatzleistung deutlich seltener und über kürzere Zeiträume. Insgesamt beanspruchten 27% der Väter diese Familienförderung, wobei sich in den letzten Jahren ein langsamer Anstieg bei der Beteiligung bemerkbar macht. 77% der Männer, die sich für diese Berufsauszeit entschieden, bezogen 2011 zwei Monate Unterstützung und nur 7% ein ganzes Jahr.
Je jünger die Kinder, desto geringer die Erwerbstätigkeit der Mütter
Laut den BabyCare Daten waren vor der Schwangerschaft die meisten BabyCare Teilnehmerinnen berufstätig: 64% in Voll-, weitere 18% in Teilzeit. Wenn die Mütter nach dem ersten intensiven Jahr mit dem Kind wieder ganz oder teilweise in Ihren Beruf einsteigen möchten, ergibt sich jedoch eine starke Veränderung bei der Art und Häufigkeit der Berufstätigkeit, wie die Angaben des Statistischen Bundesamtes beweisen.
Mütter mit Kindern unter drei Jahren sind nach Zahlen aus dem Jahr 2010 nur noch zu 32% berufstätig. Frauen, deren jüngstes Kind zwischen drei und fünf Jahre alt ist, sind bereits zu 60% erwerbstätig – im Vergleich dazu sind es die Väter zu 82%. Wenn die Kinder eingeschult werden, steigt die Erwerbsbeteiligung der Mütter auf bis zu 67%. Dabei gibt es noch weitere Geschlechtsunterschiede: Die Mütter arbeiten im Durchschnitt zu 70% in Teilzeit, die Väter dagegen nur zu 6%.
Trotz aller Reformen und Bekenntnisse dominieren daher weiterhin die traditionellen Rollenverteilungen in der Familie; diese werden zumindest nur ganz langsam aufgelöst. Die Mehrheit der Mütter macht noch deutlich mehr von der Elternzeitregelung Gebrauch und arbeitet danach überwiegend nur in Teilzeit. Die Väter nehmen die Möglichkeit, nach der Geburt des Kindes zu Hause zu bleiben, im merklich geringeren Umfang in Anspruch.
Am 1. Juli 2015 tritt die neue Regelung Elterngeld-Plus in Kraft, welche beiden Elternteilen eine noch größere Flexibilität und damit eine noch bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen soll.
Autoren: Martin Robeck, Katarzyna Zajchowska
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