Vereinbarkeit und Work-Life-Balance in unserer Familie

Das Thema Vereinbarkeit und Gleichberechtigung ist immer wieder von großer Bedeutung in der Elternbloggerwelt. Im Moment gibt es auf dem Blog Terrorpüppi eine Blogreihe und auf dem Blog Das Elternhandbuch eine Blogparade. Viele Blogger äußern immer wieder ihre Gedanken und Erfahrungen dazu. Ich möchte zu dem Thema nicht theoretisieren, sondern einfach mal schildern, wie wir in unserer Familie die Herausforderung Vereinbarkeit/ Work-Life-Balance mit zwei kleinen Kindern handhaben und managen.
Wir haben, so glaube ich, eine für alle ganz gute und zufriedenstellende Situation geschaffen, die auch Puffer für eventuelle Ausfälle, Krankheiten und Unvorhergesehenes einplant. Da wir keine Familie vor Ort haben, die uns im Notfall helfen und kurzfristig einspringen könnte, müssen wir alles selbst organisieren und können uns nur gegenseitig abfedern. Dazu kommt, dass besonders ich ein Mensch bin, der nicht pausenlos ackern kann, sondern relativ viel Zeit zum Regenerieren braucht und diese auch einplanen muss, um nicht krank zu werden. Es ist meine Verantwortung, meine Belastungen so einzuschätzen und zu dosieren, dass meine Gesundheit - sowohl physisch als auch mental - nicht leidet, damit ich gut für meine Kinder sorgen kann. Da ich die Kinderanwesenheit nicht reduzieren kann und will, muss ich demzufolge an anderen Hebeln drehen, um kleine Ruhephasen für mich zu haben. Das sieht bei uns konkret so aus:
Wir arbeiten beide angestellt in Teilzeit und haben jeder einen freien Tag pro Woche. Ich arbeite 20 Stunden, d.h. 5 Stunden an 4 Wochentagen und habe montags frei. Mein Mann hat seine 32-Stunden-Stelle temporär auf 28 Stunden reduziert und arbeitet offiziell 7 Stunden an 4 Tagen mit einem freien Freitag. Er hat seine Stelle deshalb reduziert, um Mehrstunden herausarbeiten zu können, die wir als Puffer bei Krankheiten einsetzen können. Er arbeitet deswegen meist 8 Stunden und sammelt die Mehrstunden an. Mein Mann bringt die Kinder morgens in die Kita. Um 8 Uhr verlassen sie das Haus und ich kann mich dann in Ruhe fertigmachen und noch ein wenig aufräumen. Ich fahre um 8:30 Uhr zur Arbeit und arbeite von 9 bis 14 Uhr, bin um 14:30 Uhr zuhause und habe dann noch Zeit, um eine Maschine Wäsche aufzuhängen oder zusammenzulegen, den Geschirrspüler auszuräumen, das Abendbrot vorzubereiten und mich spielplatztauglich umzuziehen. Ich brauche die kurze Ruhe auch, um mich von der Arbeits- auf die Kinderwelt umzustellen. Um 15:30 Uhr hole ich die Kinder von der Kita ab. Sie sind also max. 7 1/2 Stunden da. Das finde ich, rechnet man die Mittagspause noch ab, absolut vertretbar. Nachmittags gehen wir immer raus, auf den Spielplatz, in den Park, Eis essen oder besuchen Freunde. Wenn es nicht regnet, bin ich selten vor 17:30 Uhr mit den Kindern zuhause. Mein Mann fängt auch um 9 Uhr auf der Arbeit an und kommt dann zwischen 17 und 18 Uhr nach Hause. Wir essen immer gemeinsam Abendbrot, was ich sehr wichtig für die Kinder finde. Freitags, wenn mein Mann frei hat, holt er die Kinder ab und ich kann ein wenig länger arbeiten, um meinerseits Puffer aufzubauen, da ich, wenn ein Kind mal vorfristig aus der Kita abgeholt werden muss, dieses meist übernehme.
Die Vorteile liegen auf der Hand: wir sind morgens zu zweit und können uns mit den Kindern, die natürlich nicht immer mit Zeitdruck funktionieren, abwechseln. Ich kann morgens und nachmittags in der kurzen Pufferzeit ein bisschen Haushalt machen, Telefonate erledigen, aufräumen, so dass abends nicht mehr viel anfällt. Der Mann bringt und ich hole die Kinder, was eine gleichberechtigte Verteilung ist. Krankentage teilen wir uns ebenfalls gleichmäßig auf, da wir es beide sehr anstrengend finden, mit einem kranken Kind zuhause zu bleiben. Durch unsere freien Tage Montag und Freitag sind nur noch 3 Wochentage bei Krankheit abzudecken. Sollte ich krank sein, macht mein Mann so früh wie möglich Schluss und holt die Kinder ab. An unserem freien Tag können wir jeder allein zuhause entspannen und Dinge erledigen, zu denen man Ruhe braucht, sowie Arzttermine wahrnehmen, mal ausführlicher telefonieren und uns den Sachen widmen, die uns wichtig sind. Dazu gehört auch, mal in Ruhe einzukaufen, in einer Buchhandlung zu stöbern, zum Friseur zu gehen oder sich in ein Cafe zu setzen. Alles wertvolle Zutaten für ein zufriedenes Alltagsleben. Das möchte keiner von uns missen und würden wir für kein Geld der Welt aufgeben. Wir gönnen uns auch einmal wöchentlich eine Putzfrau, da keiner von uns seine rare Freizeit mit Putzen verbringen möchte, eine saubere Wohnung aber für uns beide wichtig ist. Die Putzfrau empfinden wir ausdrücklich als temporäre Entlastung in einer Situation, wo wir wenig andere Entlastung haben. Das mag in der Zukunft wieder anders aussehen.
Glücklicherweise sind wir in der komfortablen Situation, dass wir uns die Teilzeitarbeit leisten können. Wir haben kein Haus, das abbezahlt werden muss. Wir wohnen in einer schönen Mietwohnung mit einer humanen Miete, haben ein Auto, einen Pachtgarten am Stadtrand und fahren mehrmals im Jahr in einen kleinen Urlaub. Wir rechnen gut und verkaufen das, was wir nicht mehr brauchen, sofort wieder. Natürlich können wir im Moment nichts weiter ansparen. Das ist aber eine Frage der Priorität und damit unsere eigene Entscheidung. Möchte ich mehr arbeiten, um Vermögen anzusparen, und dafür mehr Stress, mehr Unzufriedenheit und die Gefahr von gesundheitlichen Konsequenzen in Kauf nehmen, oder entscheide ich mich, für diese Phase unseres Lebens, wo die Kinder klein sind und wir aufgrund fehlender Entlastung alle unsere Kräfte zusammenhalten müssen, für ein etwas weniger arbeitsreiches Leben? Wir haben uns einhellig für Letzteres entschieden. Bei uns war aber der Schritt vielleicht auch nicht ganz so groß wie bei anderen, weil wir auch vor den Kindern schon bewusst Teilzeit gearbeitet haben und einer ausgewogenen Work-Life-Balance oberste Priorität eingeräumt haben. Mit den Kindern ist dies nun noch bedeutender geworden.
Für mich ist es sehr wichtig, beruflich tätig zu sein. Gerade als Frau/Mutter finde ich es sowohl für den Mann als auch die Kinder ein positives Signal, dass die Mama arbeitet, um den sich doch immer wieder einschleichenden Impuls "Frau kümmert sich um Haushalt und Kinder" zu unterdrücken. Meine Mutter war ganz DDR-untypisch erst 5 Jahre mit ihren beiden Kindern zuhause und ging dann wieder Vollzeit arbeiten. Beides wollte ich für mich nie. Es ist nur wichtig, die richtige Dosis zu finden. Im Moment ist es perfekt so. Was in ein paar Jahren ist, werden wir sehen. Natürlich übernehme ich überwiegend den organisatorischen Kram, sprich kümmere mich um Arzttermine für die Kinder, Kita-Belange, Geburtstags- und Verabredungskoordination, Austausch mit anderen Eltern etc. Das ist mir aber auch wichtig und liegt mir sicherlich mehr als meinem Mann. Wenn ich aber zuhause wäre, hätte ich das Gefühl, ich müsste mich automatisch um alles kümmern. Wir fühlen uns ge-, aber nicht überfordert von unserer Alltagsjonglage. Der Haushalt wächst uns nicht über den Kopf und wir haben Schriftkram, Finanzielles und Behördliches gut im Griff. Bei Krankheit greift das gut abgesprochene System. Schwierig wird es nur, wenn beide Eltern gleichzeitig sehr angeschlagen sind. Ansonsten sind wir ziemlich gut aufgestellt, wie ich finde. Und doch im Großen und Ganzen zufrieden.
Bei uns war es nie eine Frage, ob sich der Mann gleichberechtigt in die Kindererziehung und das häusliche Leben einbringt, sondern eine Selbstverständlichkeit und ein Bedürfnis. Er hat bei beiden Kindern eine längere Elternzeit genommen und die Babys nach dem Beikoststart auch mal alleine betreut. Bei beiden Kindern bin ich mit 8 Monaten wieder mit einem bzw. zwei Tagen in meine Arbeit eingestiegen und er hat diese Tage übernommen. Was den Haushalt angeht, so hat er, glaube ich, gerade seit den Kindern gemerkt, dass man damit immer auf Stand sein muss, denn wenn sich erst einmal Wäsche- oder Geschirrberge ansammeln, wird man derer nicht mehr Herr. Für ihn ist auch eine gewisse Struktur und Aufgeräumtheit wichtiger geworden als früher, um einen Gegenpol zu dem von den Kindern verbreiteten Chaos zu setzen.
Ich persönlich bin sowohl mit meinem Arbeitsumfang als auch mit dem Umfang der Quality Time mit den Kindern im Moment sehr zufrieden. Ich genieße es wirklich, am Nachmittag noch an die frische Luft zu kommen und Abwechslung zu haben. Naturgemäß würde ich mir an den Wochenenden noch etwas mehr Freizeit und Muße wünschen. Das liegt aber vor allem daran, dass ich grundsätzlich ein ruhebedürftiger Mensch bin und wir die Kinder nicht mal eben zu den Großeltern abgeben können. Ich hoffe, dass dies kommt, wenn die Kinder größer werden. Bis dahin bin ich glücklich über meinen freien Tag und die kurzen täglichen Zwischenzeiten, die viele andere gar nicht haben. Diese ermöglichen uns einen Feierabend, der diesen Namen verdient, da wir abends nichts mehr im Haushalt machen müssen. Auch ein großer Wohlfühlfaktor. Abendtermine nimmt mein Mann nicht wahr, seit die Kinder da sind, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Er war in den letzten 4 Jahren bisher lediglich zweimal über Nacht weg, und das aus unaufschiebbaren familiären Gründen.
Wir haben unser Leben für die Zeit, wo die Kinder klein sind und uns brauchen, auf deren Bedürfnisse eingestellt und so organisiert, dass wir (hoffentlich) nicht ausbrennen. Was wir immer bedenken müssen, ist die fehlende regelmäßige Entlastung durch Großeltern. Dieses Defizit müssen wir selbst auffangen und gleichzeitig Puffer für Unvorhergesehenes einplanen sowie ein wenig freie Zeit für beide Eltern. Ich denke, das gelingt uns mit dem derzeitigen Modell ganz gut. Das heißt natürlich nicht, dass wir nicht auch oft erschöpft sind. Aber grundsätzlich ist bei mir die Zufriedenheit mit dem Wochenrhythmus vorhanden und wir haben nicht ständig das Gefühl, am Limit zu sein. Wenn nun noch ein wenig mehr Wochenend-Freizeit dazu käme, empfände ich unsere Work-Life-Kids-Balance als fast optimal.

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