Normalerweise sind die Gewerkschaft Ver.di und die Evangelische Kirche enge Verbündete. Ob beim Kampf für Mindestlöhne oder bei der Kritik an Managern, stets zieht man an einem Strang. Doch am Freitag griff Ver.di die Kirche frontal an und forderte die Abschaffung des kirchlichen Arbeitsrechts in der Diakonie, die rund 450.000 Menschen in der Alten-, Kranken- und Jugendpflege beschäftigt.
„Theologisch-fundamentalistisch“ nannte Ver.di-Chef Frank Bsirske vor rund 1500 demonstrierenden Kirchenmitarbeitern in Madgeburg jenes Arbeitsrecht, das Streiks untersagt. „Das Streikrecht ist ein Menschenrecht“, rief Bsirske und forderte die Abschaffung des sogenannten Dritten Weges, mit dem die Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände ihre Arbeitsverhältnisse auf eigene Weise regeln.
Arbeitgeber und -nehmer sind dort in einer „Dienstgemeinschaft“ verbunden. In ihr gibt es weder Aussperrungen noch Streiks oder direkte Gewerkschaftsbeteiligung. Vielmehr werden die Tarife in paritätisch besetzten Arbeitsrechtkommissionen beschlossen, deren Streitfragen durch verbindliche Schlichtersprüchen geklärt werden.
Dass Ver.di gegen das Streikverbot auf dem Magdeburger Domplatz demonstrierte, war kein Zufall. Denn im Dom wird am Sonntag die diesjährige Tagung der EKD-Synode eröffnet, des obersten kirchlichen Beschlussgremiums. Und dessen 120 Mitglieder sollen bis Mittwoch den „Dritten Weg“ der Diakonie per Kirchengesetz bekräftigen.
Dies aber fällt der Synode nicht leicht. Das zeigte sich schon daran, dass die Präses (Vorsitzende) der EKD-Synode, die grüne Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, selbst auf der Ver.di-Demonstration sprach…
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