Verbraucherschutz: Was die Etiketten verstecken

Von Herzblond

„Ohne Gentechnik“ bedeutet oftmals doch „mit“, denn die Kennzeichnungspflicht ist lückenhaft.

Essen ist Illusion. Das gilt nirgendwo mehr als in der industriellen Produktion von Nahrungsmitteln. Was sich Verbraucher nicht alles einbilden oder wenigstens einreden lassen: glückliche Kühe, kreisrunder Vorderschinken, gesunde Zuckerbomben und Markensoßen aus liebevoller Handarbeit. Seit vergangener Woche ist diese Liste um eine Illusion reicher. Die Illusion, ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in Luxemburg halte unsere Honige – und damit das gesamte Lebensmittelsortiment – frei von Gentechnik, sofern diese nicht klar auf der Verpackung deklariert ist.

Und wo steht das schon drauf? Ist ja auch nicht gerade populär. Immer wieder spricht sich in Umfragen eine deutliche Mehrheit der Deutschen gegen die Anwendung von Gentechnik aus. Viele dürften sie für eine exotische Nischentechnologie halten, auf die man in Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion genauso gut verzichten könnte. Schließlich scheint im Lebensmittelregal nichts davon anzukommen. Dem widersprechen Schätzungen von Experten: 50, 60 oder gar 80 Prozent aller Artikel in einem typischen Supermarkt seien bei irgendeinem Herstellungsschritt mit der Technologie in Berührung gekommen. Die Zahlen schwanken ganz enorm. Zwar halten Lebensmittelexperten einen überraschend hohen Anteil für realistisch. Aber in Wahrheit weiß es niemand so richtig. »Dazu haben wir keine Angaben«, sagt der Sprecher von Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner und fügt hinzu: Eine Analyse müsse wohl ganz unten beginnen, »also bei Vitaminen, Zucker, Milch, Tierfutter…«

Drehen wir also eine Runde durch einen typischen deutschen Supermarkt: An welcher Stelle könnten gängige Lebensmittel mit Gentechnik in Berührung gekommen sein? Enthalten sie gar Spuren von transgenen Organismen? Und falls ja – warum ist es trotzdem völlig legal, dass uns die Etiketten oftmals nichts davon verraten?

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