Wenn der Filmemacher gedacht hatte, irgendjemand weltweit werde bereit sein, seine humoristische Einlage als solche auch öffentlich zu erkennen, hat er sich geirrt. Bin Ladens Tod total erfreulich zu finden, geht gar nicht. Noch weniger aber ist es 66 Jahre nach dem Tod des deutschen Despoten möglich, dessen Tod nicht total erfreulich zu finden.
Lars von Trier ist deshalb beim Filmfestival von Cannes umgehend ausgeschlossen worden und die Bundesregierung erwägt informierten Kreisen in Berlin zufolge im Moment ein in die bürgerschaftlich engagierte PPQ-Initiative "Verbot der Woche" eingebettetes bundesweites Aufführungsverbot seines Machwerkes "Melancholia". Der Film, der teilweise im Weltall handelt, stehe im Verdacht, jugendgefährdende und demokratiezersetzende Informationen zu transportieren, die vom Blogampelamt und den Bundeszensurbehörden als grundgesetzwidrig eingestuft werden.
Es ist ein knietiefer Fall, ein Sturz in den braunen Sumpf, eine "Ächtung" (FAZ), die die Papiermühlen zum Klappern bringt. "Höllensturz" und "Eklat", titeln die Gazetten, nur Gau kommt nicht vor. Während die Dänen gelassen reagieren, sind die Deutschen aus dem Hitlerhäuschen.
Autobahnalarm! Rasch soll reagiert werden, um gegen den fruchtbaren Schoß vorzugehen, der noch fruchtbar ist. Verboten werden sollen auch Äußerungen, die Trier als einen "der talentiertesten, einflussreichsten aber auch umstrittensten Regisseure seiner Generation" beschreiben und seine Filme verharmlosend "suggestive Bilderwelten" oder "eigenwillige Fernsehspiele" beschreiben. Hier gelte nunmehr die gesetzliche Regel, dass wer Mitleid mit Hitler äußere, über kein Talent verfügen könne.
Vor dem Verbot oder zumindest einer Umbenennung stehe auch die erfolgreiche Popgruppe "Element of Crime" (Video oben), die sich in Verkennung der wahren Natur des dänischen Quieslings irrtümlich nach einem von dessen frühen suggestiven Machwerken benannte. "Der Liebling des Festivals ist denselben roten Teppich hinuntergestürzt, den er einst so rasant erklommen hat", schreibt die FAZ, wie immer messerscharf in der Analyse. Vorgestern sei der Däne ein Künstler gewesen. "Heute ist er ein Fall."
Und, man möge später daran denken, wo man das zuerst gelesen hat, nicht der letzte!
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