An deutschen Börsenplätzen dürfen Händler und Anleger nun künftig kein Geld mehr mit dem Verkauf von Aktien verdienen, die sie nicht besitzen. Kurz vor Ultimo völlig unbemerkt von den Qualitätsmedien ausgenommen vom sogenannten Leerverkaufsverbot, das deutsche Aktien und Anleihen aus Euro-Ländern betrifft, wurden alle Leerverkäufe von Daytradern: Wer schnell genug hochriskant spekuliert, darf damit weitermachen.
Der nunmehr marginale Markteingriff, der nach Ansicht der ehemaligen Klimakanzlerin Angela Merkel geeignet ist, sämtliche künftigen Finanz- und Wirtschaftskrisen zu verhindern, stieß bei SPD, Grünen und Linkspartei auf Ablehnung. SPD und Grüne, die einst die Liberalisierung des Finanzmarktes in Deutschland entschieden vorangetrieben und den Handel mit Zertifikaten und Verbriefungen erst erlaubt hatten, zweifeln an der Wirksamkeit der beschlossenen Maßnahmen und forderten ein weitergehendes Verbot. So dürften nicht nur sogenatte ungedeckte Leerverkäufe verboten werden, sondern der Verkauf von Wertpapieren insgesamt. Die Linkspartei hält auch das für nicht weitgehende genug. Ihr schwebe ein Verbot von Börsenhandel und Börsen insgesamt vor, wie es früher in der DDR und den übrigen sozialistischen Ländern galt. Die Geschichte habe bewiesen, dass dort, wo es keine Börsen gebe, auch keine Wirtschafts- und Finanzkrisen aufträten. Die DDR etwa, die Kurse nur an Volkshochschulen kannte, habe in 40 Jahren keinen einzigen "schwarzen Freitag" erlebt, ihre Wirtschaftswachstumraten hätten zeitlebens stabil über den Planvorgaben gelegen und die von den fesseln des spekulationsgetriebenen Finanzkapitalismus befreite Wirtschaft habe konzentriert und zielstrebig daran gearbeitet, die Bedürfnisse der Menschen immer besser zu erfüllen.Wir sprechen zwar verschiedene Sprachen. Meinen aber etwas völlig anderes.