Einerseits finde ich den Hauptdarsteller Daniel Craig mit seinem Versuch, einen James Bond zu mimen direkt abstoßend, andererseits werden aber über Rooney Mara als Lisbeth Salander solche Lobeshymnen gesungen, dass ich nun doch in eine Kinokarte investieren musste.
Über die Geschichte von Stieg Larssons Erfolgthriller und 1. Teil der Millenium-Trilogie muss man nicht mehr viel schreiben, ich habe es hier in meinem Artikel “Verblendung” bereits versucht.
Wenn Hollywood in Europa wildert, kommt gerne so etwas wie Disneyland heraus. Auch hier sehen wir ein gut ausgeleuchtetes Schweden, allerdings nicht ganz so weichgespült, wie ich es befürchtet hatte.
Daniel Craig mag ein erbarmungslos schlechter 007-Agent sein, aber den ehrlich-softigen Schweden Mikael Blomkvist kann er fast perfekt verkörpern.
Rooney Mara, die ein bisschen in dem Film über den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg „The Social Network” glänzen durfte, macht ihrem grandiosen Vorbild Noomi Rapace alle Ehre und überhaupt keine Schande.
Dann hätten wir noch Christopher Plummer (“Ein russischer Sommer”) als den Großpatriarchen Vander, der immer gut spielt und eine enttäuschende Robin Wright Penn (“Pippa Lee”) als Zeitungschefin und Geliebte Blomquists, die sich anscheinend vorgenommen hat, immer mehr ihrer Kollegin Daryl Hannah zu ähneln.
(Vielleicht haben beide den selben Chirurgen)
Die Besetzung von Joely Richardson als Harriet Vanger ist viel zu jung gewählt, die Dame müsste nach meinen Berechnungen auf die 60 zugehen.
Der Handlungsverlauf dieser Adaption ist dem Original sehr ähnlich, bis auf die Episode am Ende, bei der die verschwundene Harriet gefunden wird. Die Produzenten wollten anscheinend keine Drehs in Australien finanzieren und blieben im nahen London. Und im übrigen finde ich diese Lösung fast die bessere, als eine verschwundene Schwedin lang und breit im Outback aufzugabeln.
Da mir der Originalfilm aus dem Jahr 2009 nicht mehr so in Erinnerung ist verzichte ich auf eine weitere Gegenüberstellung.
Da ich aber die Story bereits kannte, bin ich mir nicht sicher, ob man als “Unwissender” der Handlung überhaupt folgen kann und mag.
Denn diese Verfilmung hat (wie auch das Original) durchaus ihre Längen und ihre Schwachpunkte.
So finde ich die durchaus komplizierte Psyche von Lisbeth unzureichend dargestellt, der Originaltitel The Girl With The Dragon Tattoo ist direkt sinnfern.
Die Wennerström-Affäre, ein wichtiger Scheidepunkt in der Karriere von Blomquist ist vollkommen unzureichend erklärt, dafür darf man in mehreren Einstellungen die Ahnengalerie der Familie Vanner bewundern.
Mit einem ständig verschneiten Schweden – schön pittoresk, aber Craig friert sich in jeder 2. Einstellung den Arsch ab – bedient man ein nettes Klischee des amerikanischen Publikums.
Aber alles in allem kann sich dieses Remake nicht nur bei den Amis sehen lassen, obwohl es wegen mir keine Neuauflage gebraucht hätte.
Die Einschlafquote war innerhalb von 158 Minuten gegen Null
Hier gehts es nun endlich zur offiziellen Filmseite: Verblendung – Der Film