Verbände und Institute aus Österreich fordern Klimaschutz-Strategie im Gebäudesektor [Teil 2]

Klimaschutz Gebäudesektor ÖsterreichRoad to Zero – Klöimaschutz für Gebäudesektor in Österreich, Grafik: Passivhaus Austria

Der Gebäudesektor muss künftig einen größeren Beitrag leisten zum Klimaschutz. Nur durch einen deutlich geringeren Wärmebedarf können wir den vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energien schaffen. Das sind die zentralen Aussagen die in der vergangenen Woche Passivhaus Austria, Ökologie-Institut, ÖGNB, Energieinstitut Vorarlberg, Umweltdachverband und GLOBAL 2000 als Schlußfolgerung aus dem Pariser Klimaschutzabkommen gefordert haben.

Im ersten Teil habe ich bereits von der Forderung nach dem Ende umweltschädlicher Subventionen und dem Ruf nach höheren Sanierungsraten mit besserer Qualität berichtet. Für Deutschland, und sicher auch für viel andere europäische Länder, gilt das in gleichem Maße.

Weiter geht es jetzt mit dem Neubau und der Roadmap zu einem emissionsfreiem Gebäudesektor bis 2050, welche die Institutionen vorgelegt haben.

Kostenoptimaler Wohnbau hat bei nur 30-jährigem Betrachtungszeitraum äußerst niedrige Primärenergiekennwerte

Helmut Krapmeier vom Energieinstitut Vorarlberg zeigt auf, dass sich solche Wohngebäude langfristig gesehen rechnen:

„Die Ergebnisse einer Kostenoptimalitätsstudie von e7 und dem Energieinstitut Vorarlberg zeigen, dass sehr tiefe Energiekennwerte nahe dem Passivhaus-Standard bereits ohne Förderung das Kostenoptimum darstellen. Aus der Studie geht auch hervor, dass mit den in den meisten Bundesländern bestehenden energiespezifischen Förderungen für Wohngebäude Nahezu-Null-Energiegebäude wirtschaftlich sind.“

Für ein derzeit von einem Wohnbauträger in Bauvorbereitung befindliches Wohngebäude in Vorarlberg wurden verschiedene energetische Baustandards ausgeschrieben. Es zeichnet sich ab, dass auch in diesem äußerst konkreten Fall jene energiespezifischen Bauvarianten dem Kostenoptimum entsprechen, die einen sehr tiefen Primärenergiekennwert erreichen.

In Heidelberg hat der Passivhaus-Stadtteil Bahnstadt den Praxistest bereits bestanden: Wie aus einem Bericht über aktuelle Messungen hervorgeht, wurden die angestrebten Werte bezüglich der Energieeffizienz voll erfüllt. Der mittlere gemessene Verbrauch in 1.260 Wohnungen mit mehr als 75.000 m² Wohnfläche lag im Jahr 2014 bei 14,9 kWh/(m²a). Die statistisch hohe Zahl von Projekten unterschiedlicher Bauträger und Architekten zeigt überzeugend, dass die Breitenumsetzung des Passivhaus-Standards erfolgreich möglich ist.

klimaaktiv Standard Gold als Basis für Klimaziele Österreichs

Führt man die oben beschriebenen Erkenntnisse zusammen, kann der überregionale österreichweite klimaaktiv Standard Gold als Messlatte für die Erreichung der Klimaziele und als enkeltauglich bezeichnet werden. Bei Einsatz erneuerbarer Energieträger und nachwachsender Rohstoffe für Neubau und Gebäudesanierung entsteht eine enkeltaugliche Architektur. Eine Qualitätssicherung bei Planung und Ausführung ist selbstverständlich. Dass solche Gebäude auch einen Beitrag zur Baukultur leisten, beweist der „Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit“.

„Road to ZERO by 2050“ – Klimaschutz-Strategie im Gebäudesektor vorgelegt

Passivhaus Austria ist für Sofortmaßnahmen, die noch einen Schritt weiter gehen:

„Heute neu gebaute oder sanierte Gebäude werden frühestens 2056 wieder energetisch verbessert, daher ist ab SOFORT der energetisch BESTE Standard erforderlich. Die Bauordnung ist für Neubauten ab 1.1.2017 an den Passivhaus-Standard zu binden. Für den Gebäudebestand ist eine thermische Sanierungsoffensive mit mindestens 85 Prozent Energieeffizienzsteigerung oder Unterschreitung des qualitätsgesicherten EnerPHit-Standards mit 25 kWh/m²a einheitlich für ganz Österreich zu etablieren.“

Road to Zero Emission Buildings 2050Roadmap zum emissionsfreien Gebäusektor bis 2050, Grafik: Passivhaus Austria

Zusammen lässt sich so der Energiebedarf um 4.550 GWh/a bereits im Jahr 2020 reduzieren. Dies entspricht umgerechnet der Leistung von vier Donaukraftwerken und ist Voraussetzung für das weitere Zwischenziel 2030 mit 40 Prozent CO2-Reduktion und der Zielerreichung 2050 mit einer CO2 neutralen Klimabilanz für den gesamten Gebäudesektor.

„Sämtliche Bundes- und Landesförderungen sind an höchste Energieeffizienzziele zu binden. So könnten jedes Jahr über fünf Millionen Quadratmeter Altbau nachhaltig saniert werden. Allerdings darf kein Fördergeld für fragwürdige Einsparungen durch ungenügende Einzelmaßnahmen und mäßige Sanierungsqualitäten als Mitnahmeeffekte ausgegeben werden, welche sich dann langfristig wirtschaftlich kontraproduktiv auswirken“, betont Günter Lang, Leiter der Passivhaus Austria.

Nachhaltige Energiezukunft mit effizienten Gebäuden ist ein Muss

Die Experten sind sich einig: Gezielte Investitionen in Energieeffizienz und Erneuerbare sind die zuverlässigsten Garanten, Energieimport-Abhängigkeit zu beenden. Österreich hinkt europaweit hinterher – es ist an der Zeit, unsere Klimazukunft sinnvoll und nachhaltig zu gestalten.

Meines Erachtens sieht die Situation in Deutschland nicht viel besser aus. Es existiert hierzulande noch nicht mal eine Idee, wie wir einen emissionsfreien Gebäudebestand erreichen können. Solange Öl- und Gasheizungen noch gefördert werden, Alternativen noch stiefmütterlich behandelt werden, die Sanierungsrate unter 1% dümpelt und alle nur auf die steuerliche Förderung starren, wird sich nichts ändern. 

Verbände und Institute aus Österreich fordern Klimaschutz-Strategie im Gebäudesektor [Teil 2]

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Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.

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