Etwas länger als ein Jahr ist es nun her als ich mit einem ziemlich dicken Kugelbauch das letzte Mal ins Büro fuhr. Mein Abschied stand an, denn der Mutterschutz klopfte an die Türe. Auch wenn ich es kaum erwarten konnte, unser Baby endlich in die Arme zu nehmen, zu wissen, wie es aussieht, wie es riecht, wie es lacht und wie es weint, der Abschied fiel mir schwer. Denn mit dem Ausscheiden aus dem Job war es irgendwie endgültig: Nur noch wenige Tage trennten uns vom Elterndasein. Ein paar Tränen kullerten schon als die Kollegen mir die ersten Babygeschenke überreichten. Denn in vier Jahren Berufstätigkeit hat man die Pappnasen, die man tagtäglich im Büro oder auch mal auf ein Feierabendbier gesehen hat, schon in sein Herz geschlossen. So viel Zeit wie man am Arbeitsplatz bei einer Vollzeit-Tätigkeit verbringt auch kein Wunder.
Mutterschutz – Zeit, sich vorzubereiten
Doch genau diese Zeit bereitete mir Sorgen. Arbeitsfähig war ich irgendwie wirklich nicht mehr. Meine Gedanken kreisten um unser Ungeborenes, meine Aufmerksamkeit galt seinen Tritten und Boxhieben oder ich versuchte einfach nur, nicht mit offenen Augen vor meinem PC einzuschlafen. Ich war reif für den Mutterschutz, das stand außer Frage. Aber wie sollte ich diese Tage nur verbringen? Schließlich würden alle anderen ganz normal weiter arbeiten. Ich hatte wirklich Sorge, mich zu langweilen im Mutterschutz. Rückblickend absolut unbegründet. Denn alleine war ich schon lange nicht mehr. Ich ging nicht unzählige Male um die Alster alleine spazieren, saß nicht alleine auf sonnigen Parkbänken und las zahlreiche gute Bücher und radelte nicht alleine in Seelenruhe an der Elbe entlang bis nach Wedel – bei all meinen Ausflügen, Nickerchen oder Essenspausen, die beste Begleitung – unser ungeborener Sohn – war garantiert.
Doch nicht nur mit unserem Ungeborenen verbrachte ich viel Zeit. Alte Studienkolleginnen nutzen die letzten Tage für einen Besuch, gute Freundinnen verbrachten mit mir ihre Mittagspause oder meine noch studierende Cousine gönnte sich bei einem Kaffee mit mir eine Lernpause. Mein Mutterschutz war eine tolle Zeit, ich konnte mich ganz in Ruhe auf unser Baby vorbereiten und das bei einem Sommer, der für Hamburger Verhältnisse ziemlich beachtlich war.
Geburt – Zeit für Familie
Ein Jahr ist es nun her, dass wir die Ankunft unseres Sohnes kaum erwarten konnten, dass wir jedes Anzeichen voller Hoffnung als Geburtsanzeichen interpretierten, dass wir uns ausmalten, wie es wohl sein würde, Eltern zu sein. Das Jahr ist schnell vergangen, rasend schnell. Unser kleiner Sohn ist schon gar nicht mehr so klein mit seinen elf Monaten und seinen rund zehn Kilogramm Körpergewicht. Manchmal sitzen wir abends auf dem Sofa und fragen uns, wo die Zeit nur geblieben ist. Dann wünschen wir uns, sie würde langsamer vergehen. Aber auch wenn die Zeit rast und wir sie manchmal anhalten wollen, in dieser rasenden Zeit ist unser Sohn nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Mit ihm sind wir eine richtige Familie geworden und unser Leben ist sicherlich anders, aber ohne Zweifel schöner geworden.