Veggietag

Grüne wollen uns das Fleisch verbieten! Die BILD schreit und das Volk rennt brav blökend hinterher. Aufregung! Skandal! Weltuntergang! Lassen wir mal beiseite, dass man es im Hause Springer einmal mehr mit der Wahrheit nicht so genau genommen hat (im Wahlprogramm der Grünen findet sich zu dem Thema weder das Wort „Vorschrift“ noch das Wort „Verbot“, sondern nur die vage Idee einer Förderung eines solchen Tages). Lassen wir ebenfalls beiseite, dass es in besagtem Wahlprogramm (wie auch in denen der anderen Parteien) mindestens zwei Dutzend Themen gibt, die weit mehr Relevanz haben als diese Randbemerkung. Lassen wir weiterhin auch beiseite, dass unser übermäßiger Fleischkonsum gravierende ökologische und soziale Folgen hat, die eigentlich nicht hinnehmbar sind und nicht der schlechteste Grund für eine tatsächliche gesetzliche Regelung wären, die diesen reduziert.

Schauen wir stattdessen einfach mal auf die Aufregung an sich.

Ich kann sie nicht nachvollziehen. Nichts davon. Zugegeben, es gibt Tage, an denen habe ich Lust auf ein ganz bestimmtes Gericht. Sagen wir mal, ein Schnitzel. Das kommt vor. Ich möchte dann genau dieses Gericht haben und gehe nach Möglichkeit in ein Restaurant, dass mir genau das anbietet. Wenn es nur eine Kantine gibt, wird es hier schon schwierig, denn deren Speiseplan richtet sich partout nicht täglich nach meinen Gelüsten. Das mag man nun gemein finden, aber trotzdem ist das nicht weiter schlimm. Denn im Normalfall ist mein Anspruch nicht, ein ganz bestimmtes Gericht auf der Karte zu finden. Er ist auch nicht, dass darauf so und so viele Gerichte mit Fleisch stehen. Oder mit Eiern oder Nudeln oder Erbsen oder sonst einer beliebigen Zutat. Nein, mein Anspruch ist an den meisten Tagen schlicht: gutes Essen.

Im Idealfall gibt es eine Auswahl von verschiedenen Gerichten, die gut und sauber zubereitet sind. Wenn ich auf einer Speisekarte mehrere Gerichte finde, die mich ansprechen, dann ist es mir doch völlig egal, um welche Gerichte es sich dabei genau handelt. Ob da bei allen Fleisch dabei ist oder nur bei zweien oder bei gar keinem, spielt für mich keine zentrale Rolle.

Eines der italienischen Restaurants, in die ich mit meinen Kollegen des Öfteren mittags gehe, hat jeweils fünf Gerichte als Mittagsmenüs im Angebot. Nun kann ich nicht mit absoluter Gewissheit sagen, ob da immer mindestens eins mit Fleisch dabei war. Ich bin aber ziemlich sicher, dass es an manchen Tagen 5 fleischlose Gerichte waren. Nicht weil der Besitzer uns bevormunden und erziehen wollte, sondern weil es sich einfach so ergeben hat. Das ist dann auch niemand von uns negativ aufgefallen (wenn es überhaupt aufgefallen ist).

Es mag Menschen geben, über deren Vorstellungskraft es hinausgeht, dass ein Gericht ohne Fleisch ein vollwertiges sein kann. Meine sprengt eher die Frage, wo genau der Aufreger wäre, wenn es tatsächlich eine entsprechende Forderung nach einem vorgeschriebenen Veggietag geben würde. Vielleicht würde er auch gerade diesen Menschen zeigen, dass Geschmack nicht gezwungenermaßen am Fleisch auf dem Teller hängt. Davon hätten alle was.


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