Vielleicht gehören Sie auch zu den Menschen, die die Nase voll haben von Fleischskandalen und unmenschlichem Leid der Schlachttiere. Der logische nächste Schritt ist die vegetarische Ernährung. Im Gegensatz zu Veganern verzichten Vegetarier nicht vollständig auf tierische Produkte sondern nur auf die, für deren Gewinnung getötet wird. Jedoch gilt es hier, vor allem bei Kindern, Vorsicht walten zu lassen, da Mangelernährung droht. Besonders wenn Ihr Kind lactose- oder glutenintolerant ist, muss eine vegetarische Ernährung sehr sorgfältig geplant werden. Worauf Sie achten sollten und wie Sie trotz allem aus dem Fleischkonsum aussteigen können, erfahren Sie heute.
Aminosäuren sind wichtig für das Wachstum
Was wir vor allem aus dem Fleisch bekommen, sind Aminosäuren. Diese Eiweißbausteine sind der Grundstoff für alle menschlichen Zellen. Da Kinder wachsen, haben sie daran also einen sehr hohen Bedarf, denn wie soll das Kind wachsen, wenn der Körper keine Zellen bilden kann? Auch Blut, Neurotransmitter, einfach alles an uns, ist aus diesen Bausteinen aufgebaut. Übrigens braucht auch die DNA, die sich bei der Zellteilung ja nun vermehrt, Aminosäuren für ihren korrekten Aufbau. Was fehlerhaft codierte Zellen im Wachstum anrichten können, überlasse ich Ihrer Vorstellungskraft.
Milchprodukte, Honig und vor allem Getreidearten wie Soja und Mais sind ein guter Ersatzlieferant. Soja ist bedingt durch heimliche und unkontrollierte Genmanipulation ebenfalls in Verruf geraten. Alternativ sind auch Nüsse hervorragende Lieferanten für Eiweiße aller Art. Auch auf die Eisenzufuhr, für die vor allem rotes Fleisch eine wichtige Quelle ist, muss geachtet werden. Eisen ist wichtig für die Blutbildung und an der Ausbildung gesunder Hirn- und Nervenzellen maßgeblich beteiligt. Ebenso garantiert es die Sauerstofftransportfähigkeit des Blutes, ist also beim Gasaustausch von allergrößter Wichtigkeit.
Kinder und Ernährung – ein heikles Thema?
Das ist sicherlich Ansichtssache und auch von der Frage abhängig, wie alt das Kind ist. Grundsätzlich sollte jedes Kind die Möglichkeit haben, alles einmal zu probieren. Ebenso grundsätzlich sind feste Ernährungsgewohnheiten für das Kind ein wichtiger Baustein für die gesunde körperliche und auch seelische Entwicklung. Ob man einem Kind vegetarische Ernährung einfach so „verordnen“ kann und ob dies auch wirklich funktioniert, muss jeder selber wissen.
Vermutlich werden Sie um einige Kompromisse nicht herum kommen, wenn Sie beschließen, vegetarisch zu leben. So könnte man sich mit Sohn oder Tochter darauf verständigen, dass zu Hause vegetarisch gegessen wird. Sind sie bei Freunden eingeladen, liegt es im Ermessen des Kindes, was es isst. Vermutlich werden die Dinge sowieso so laufen, denn Ernährung soll Gewohnheit sein, aber darf nie zum Zwang werden. Schließlich wollen Sie Ihrem Kind etwas Gutes tun und ihm nicht heimliches Schlingen oder sonstige Essstörungen anerziehen, nicht wahr?
Ehe Sie auf vegetarische Ernährung umsteigen, kann es ratsam sein, mit Ihrem Kind über einen Allergietest nachzudenken. Der Grund ist sehr einfach: Um die Nährstoffe auszugleichen, werden Sie mit Sicherheit auf Gemüse- und Getreidesorten zurück greifen, die Ihre Familie so nicht gewohnt ist. Es kann also sein, dass Ihr Kind plötzlich Allergien manifestiert, die vorher nicht da waren. Bei Kindern spielen viele Nahrungsmittelallergien ein hinterhältiges Spiel, sie zeigen sich nämlich mit völlig atypischen Symptomen.
Wenn Ihr Kind plötzlich:
- unter Kopfschmerzen leidet
- aufbrausend oder unkonzentriert wird
- ständig erkältet ist
- sich der Appetit erheblich ändert
- die Schlafgewohnheiten durcheinander geraten
nur um einige Beispiele zu nennen, können sich dahinter Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder gar -allergien verbergen. Wird darauf nicht reagiert, kann es zu empfindlichen Entwicklungsstörungen kommen.
Familie umstellen, bitte mit der Familie!
Von der Nährstoffversorgung mal ganz abgesehen, sollten solche Umstellungen, wie die Einführung der vegetarischen Ernährung, wirklich gemeinsam erfolgen. Besonders Kinder reagieren heftig auf neue Nahrungsmittel und es ist nur fair, wenn Junior weiß, dass es für eine Weile sein kann, dass das Essen nicht nur völlig anders schmeckt, sondern auch mal Bauchdrücken, Blähungen oder Durchfall machen kann, bis der Stoffwechsel umgestellt ist.
Auch bei Kindern setzt unter Umständen eine heftige Entgiftung ein. Sollte Ihr Kind kurz vor oder bereits in der Pubertät sein, klären Sie es bitte darüber auf, dass heftiges Schwitzen und Hautunreinheiten umstellungsbedingt sind und in wenigen Wochen wieder verschwinden! Andernfalls könnte binnen Stunden etwas anderes verschwinden: der Familienfrieden.
Besorgen Sie sich Nährstofftabellen und informieren Sie sich bei Haus- oder Kinderarzt über die Nährstoffe und deren Mengen, die Ihr Kind braucht. Ansonsten reagiert das Kind auf das Mangelgefühl, indem es irgendetwas isst. Resultat: Zu Hause gibt es nur Gesundes und trotzdem wird Junior dick.
Auch ein Gespräch mit einem Ernährungsberater kann sinnvoll sein. Viele Krankenkassen bieten kostenlos einen Beratungsservice an. Hier erfahren Sie so manchen Trick und wertvollen Tipp, wie auch die Kids ohne Fleisch vollwertig und gesund ernährt werden können.
Seien Sie flexibel und lassen Sie den Zeigefinger unten!
Noch ein Tipp: Alles was verboten ist, ist interessant. Wollen Sie, dass ein Kind etwas tut, verbieten Sie es. Daher ist es sicher hilfreich, die vegetarische Ernährung nicht zum Gesetz zu erheben. Lassen Sie dem Kind die Entscheidung, Fleisch oder Wurst zu kosten. Im schlimmsten Fall lassen Sie ihm die Entscheidung, nicht vegetarisch zu leben, wenn es schon im Teenie-Alter ist. Laden Sie vielmehr ein zu einer neuen, gut geplanten und gesunden Erfahrung. Auf diesen Zug springt garantiert jedes Kind auf.