Veganes Wohlstandsleben?

Erstellt am 11. März 2018 von Farah Schramm

Hallo Miteinander,

Wieder war es für über 4 Wochen ruhig auf dem Blog. Ich bin derzeit an einem Punkt, an dem ich Entscheidungen treffen muss. Entscheidungen, die den weiteren Verlauf meines Lebens bestimmen werden. Solange ich mental damit beschäftigt war, konnte ich nicht die Ruhe finden, um einen Blogpost für euch zu schreiben. But now: I’m back on the track.

Heute will ich mich einem Thema widmen, dass schon seit Monaten in mir arbeitet. Veganismus und Konsum. Veganer Konsum. Meine Gedanken haben mich hier an einen Punkt gebracht, an dem das westliche Wohlstandsmodell ins Wanken gerät. So sehr, dass es mir hier und da schon die Bezeichnung “Superveganer” eingebracht hat.

Human Ressource – der Mensch als Handelsware

Tja, wie kommt frau zu der Ehre ein Superveganer sein zu dürfen? Die Ursachen so wie deren Zusammenhänge sind komplex. Selbst wenn man und frau als Veganerin oder Veganer bereits viel erkannt hat, ist das noch nicht gleich bedeutend mit dem Hinterfragen der westlich industrialisierten Lebensweise und deren Auswirkungen auf die Welt.

Vielleicht fange ich mit dem “Standardleben” an, von vielen auch als “American Dream” idealisiert, in dem jeder Mensch sich vom Tellerwäscher zum Millionär hocharbeiten kann und viel Geld für Luxus und Konsum zur Verfügung hat.

Es wird uns von klein auf regelrecht eingetrichtert, dass wir lernen müssen, uns bilden und ausbilden lassen, um später Geld zu verdienen. Möglichst viel Geld. Und das geht nur mit einer (lebens)langen Lernzeit, die auf Zeugnissen bestätigt wird und Lebenszeit, die mit Arbeit verbracht wird.

Ein reales Beispiel: Eine junge Frau, die den gleichen Studiengang durchlaufen hat wie ich, also Pädagogin ist, arbeitet 60 Stunden und mehr pro Woche bei Porsche. Nebenbei studiert sie noch Management, um noch weiterzukommen. Laut eigener Aussage schläft sie in jeder freien Minute, in der sie nicht arbeitet…

Was hat die gute Frau von ihrem Geld? Auf jeden Fall nicht die Zeit es auszugeben. Ich habe keinerlei Kontakt mehr zur besagten Dame, aber verwundert wäre ich nicht, wenn sie mittlerweile ein Burnout hätte.

Und Menschen, die nicht in diesem Maße leistungsfähig sind oder sein wollen, nach den Maßstäben der Wirtschaft, (denn Schule arbeitet in Deutschland für die Arbeitsmärkte, nichts weiter) fallen negativ auf, indem man ihnen wertlose, schlechte Zeugnisse ausstellt und ihnen dann noch sagt, sie seien selbst Schuld an der Misere. Als Mensch an sich finden sie keine Würdigung in unserer Gesellschaft.

Wer sich den Vorgaben der Kapitalisten beugt, bekommt viel Geld, wer sich beugen will und es nicht schafft oder wer sich gar verweigert (wieso muss ich da bloß an als Verhaltensauffällig abgestempelte Personen denken? Ihr dürft an dieser Stelle gerne meinen Gedanken weiterdenken.), wird als Verlierer, Sozialschmarotzer, Last usw. bezeichnet. Solange, bis diese Personen die Ursache in sich selbst sehen und nicht im System.

Die Verlierer eignen sich nicht als Handelsware, der Rest der “ordentlich arbeitenden Bürger”, der auch gerne Staat genannt wird, lässt sich melken bis zur Rente mit bald 70 Jahren oder bis zum Burnout. Die meiste Lebenszeit ist für das Geld verdienen drauf gegangen…

Geld regiert die Welt, auch die Vegane

Das System Geld, Konsum und Kapitalismus ist leider sehr stabil und hartnäckig. Denn es hat den Menschen vor allem ihr Leben bequem gemacht. Dieses System lässt sogar einigen Spielraum in sich zu. Es akzeptiert auch den Veganismus. Ja, der Kapitalismus kann den Veganismus sogar zu Werbe- und Produktzwecken instrumentalisieren. Solange sich die Veganer noch über Arbeit, Geld und Konsum steuern lassen, sind sie sogar sehr leistungsfähige Handelswaren, da sie für gewöhnlich körperlich in einer besseren Gesundheit befinden.

Dieses System ermöglicht selbst Veganern ein Wohlstandsleben. Menschen, die bereits verstanden haben, dass wir Tieren, Menschen in anderen Ländern und der Umwelt größte, irreparable Schäden zu fügen, werden mir gegenüber teilweise verständnislos, wenn ich zum Konsumboykott und zum Hinterfragen des Gesamtsystems aufrufe.

Warum fällt es vielen Menschen schwer, das System GELD zu hinterfragen? Das ist eine ernst gemeinte Frage. Gerade heute morgen lief eine bereits 5 Jahre alte Sendung über den Gründer der Foodsharing Bewegung Raphael Fellmer. Ich finde diese Sendung sehr sehenswert. Besonders, weil Raphael das System Geld boykottiert und aufzeigt, dass es tatsächlich auch ohne geht.

Vegan zu sein innerhalb der Konsumgesellschaft hilft bereits vielen Tieren und der allgemeinen menschlichen Gesundheit. Das streite ich nicht ab. Was mir allerdings die Bezeichnung Superveganer eingebracht hat, ist eben dieses Infragestellen des Systems Geld und damit auch dem Hamsterrad aus Bildung, Arbeit und Konsum.

Wir haben verlernt einfach “nur” Mensch zu sein. Wir lassen uns fremdbestimmen von einigen wenigen, die das Geldsystem steuern. Ich verlange nicht, dass wir alle zurück in die Wälder oder in Höhlen gehen. Das ist nicht meine Intention. Aber wir sollten alle ein paar Schritte weg von der wirtschaftlichen Globalisierung machen. Das System Geld funktioniert nur solange, wie wir Menschen uns als Handelsware benutzen lassen und unhinterfragt den Wohlstand des Kapitalismus akzeptieren.

Geld ist nicht Gottgegeben. Es ist eine Erfindung der Menschheit. Wahrscheinlich sogar die einflussreichste und fatalste Erfindung aller Zeiten.

Systemkritikrisch und supervegan?

Ich höre oft, wenn ich Kritik am Konsum, gleich veganer oder omnivorer Art äußere: “Dann darf ich ja gar nichts mehr. Wozu gehe ich dann arbeiten?”

Wer diesen Text aufmerksam gelesen hat, wird den Fehler in dieser Aussage finden. Die Arbeit an sich kann auch erfüllend und sinnstiftend sein. Aber sobald Arbeit als Mittel zum Zweck des Gelderwerbs herabgesetzt wird, die Einstellung vorherrscht, dass man und frau nur arbeitet, wenn man dafür im Tausch Geld erhält, ist meiner Meinung nach etwas verdammt schief gelaufen.

Mir ist es wichtig über die Mechanismen, die die Versklavung der Menschen durch Geld ermöglichen, aufzuklären. Auch wenn das mir die Bezeichnung Superveganer einbringt. Das nehme ich in Kauf. Ein veganes Wohlstandsleben ist an das System des Kapitalismus geknüpft. Wohlstand in diesem Sinne existiert nur im Kapitalismus. Gerade Veganerinnen und Veganer, die bereits erkannt haben, dass vieles in der Welt falsch läuft, möchte ich zum Weiterdenken anregen. Denn leider wird dieser Planet nicht überleben, wenn wir “nur” die Tiere in Ruhe lassen.

Vielleicht schaffe ich es meinen Teil dazu beizutragen, dass die vegane Bewegung nicht im Kapitalismus gefangen bleibt. Es ist ein Prozess, eine Entwicklung, die wir Veganer machen müssen. Wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, dass wir die Tiere leben lassen und sonst einfach weiter systemtreu weitermachen wie bisher.

 

Ja, der heutige Text ist sehr kritisch. Aber die Kritik gilt nicht den einzelnen Veganern, die ein veganes Langneseeis von Unilever (dieser Konzern macht Tierversuche) konsumieren, sondern die Kritik gilt dem Gesamtsystem Kapitalismus. Ich will aufklären. Wer sich dadurch angegriffen fühlt, hat vielleicht bereits den ersten Schritt zum Nachdenken und Hinterfragen getan. Das ist zumindest meine Hoffnung.

Ich wünsche euch weiterhin noch ein erholsamen Sonntag. Wenn ihr wollt, lasst mir gerne einen Kommentar da oder teilt den Post.

Grüne Grüße

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