Veganer? Vegetarier?… Von Begrifflichkeiten und wie wichtig sind diese überhaupt?


Vor Kurzem habe ich darüber berichtet, dass ich für mich entschieden habe, was meine Ernährungsweise angeht, ab und an auch mal vegetarische Ausnahme zu machen. In diesem Zusammenhang habe ich mir nun auch diverse Fragen gestellt. Unter anderem ob ich nun überhaupt noch Veganer bin? Ob ich mich als solchen überhaupt noch bezeichnen darf oder sollte? Und ob solche Begrifflichkeiten überhaupt wichtig sind oder uns nicht eigentlich selbst nur einengen?

Im Grunde hatte sich für mich, als ich diesen Beitrag hier schrieb, nicht viel geändert. Von daher empfand ich für mich selbst kein Problem darin mich trotz dieser Entscheidung weiterhin als Veganer zu bezeichnen. Da aus meiner Sicht vegan auch weiterhin den Hauptteil meiner Ernährungs- sowie Lebensweise ausmacht.
Doch die Meinungen gehen wohl hierbei auseinander. So habe ich für mich selbst noch einmal etwas ausführlicher darüber nachgedacht.

Hätte man mich vor drei Monaten gefragt ob ich jemals wieder Tierprodukte essen würde, ich hätte nein gesagt. Klar und deutlich. Jedes Mal, wenn mich andere gefragt haben ob ich bei diesem oder jenem Produkt nicht mal eine Ausnahme machen möchte, habe ich abgelehnt. Es war für mich in diesen Momenten auch keine Sache des Verzichts, denn ich tat es aus Überzeugung. Doch nun hat sich meine Sichtweise doch geändert.
Als Veganer sagte ich auch immer: „Ich verzichte nicht. Ich darf essen was ich möchte. Ich möchte nur keine Tierprodukte essen.“

Die Frage, die sich mir nun stellt ist jedoch eine andere. Und zwar die der Begrifflichkeit.
Bis vor Kurzem war das klar. Ich aß keine Tierprodukte und war somit Veganer. Ich habe mich durch diese Bezeichnung auch für mein Empfinden nie eingeengt gefühlt. Dennoch habe ich mich damit auch identifiziert. Nicht dass es das Vegansein ist, das mich als Mensch ausmacht, sondern dass es eben eine für mich ethische Überzeugung war und nach wie vor ist. Denn Tiere sind für mich einfach fühlende Lebewesen, genauso wie wir Menschen auch. Daher möchte ich ihnen so wenig schaden wie möglich.
Doch da sich nun meine Ernährungsweise ein Stück weit geändert hat, darf ich mich da überhaupt noch Veganer nennen? Oder bin ich jetzt ein Vegetarier? Oder keines von beidem? Oder sollte ich mich komplett von diesen Begrifflichkeiten distanzieren und sagen ich ernähre mich vegan/vegetarisch?

Es gibt im Feld des Vegetarismus verschiedene Formen:

  • Pescetarier: Meiden Fleisch, essen dennoch Fisch
  • Ovo-Lakto-Vegetarier: Meiden Fleisch und Fisch
  • Lakto-Vegetarier: Meiden Fleisch, Fisch und Eier
  • Ovo-Vegetarier: Meiden Fleisch, Fisch, Milch und Milchprodukte
  • Veganer: Meiden alle tierischen Produkte, also Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier und Honig.

Wenn ich all diese Definitionen betrachte, so gehöre ich wohl aktuell in keine davon.

Ich persönlich habe da wohl eine etwas andere Ansicht, dass ich nicht finde, dass Begrifflichkeiten einen einengen. Denn das was einen schlussendlich dabei einengt ist vielmehr das was man daraus macht. Sei es man selbst oder andere. Denn Begriffe sind nur Worte. Gefüllt mit bestimmten Inhalten werden sie letzten Endes nur von uns. Durch das was wir damit assoziieren, welche Vorstellungen wir davon haben, aus unserer Sichtweise und unseren Gedanken.

Allgemein denke ich man sollte nicht zu sehr in Kategorien denken.

Es gibt Veganer, die Kleidung secondhand aus Echtleder erstehen. Nun könnte man diesen Aspekt auch von zwei Seiten betrachten. Als Veganer sollte man kein Leder tragen, sagen manche, selbst wenn es secondhand erstanden wurde. Andere wieder sehen das lockerer und sagen, dass diese Artikel ja nicht neu produziert wurden und es daher in Ordnung wäre diese zu kaufen und zu tragen.
Andere werden einen wieder unabhängig davon kritisieren, selbst wenn man ein Paar Lederschuhe trägt, das man schon seit keine Ahnung wievielen Jahren vor dem Entschluss vegan zu leben besitzt. Denn ein Veganer darf doch keine Kleidung aus tierischen Produkten tragen.
Manche werden sagen, dass Veganer auch keinen Honig essen dürfen. Wieder andere sagen, dass man das in diesem Bereich nicht so eng sehen sollte.
Medikamente sind auch so ein Thema. Es gibt Veganer, die auf Medikamente angewiesen sind, die nun einmal vorher im Tierversuch getestet wurden. Ein weiterer Kompromiss ist auch dann gegeben, wenn man als Veganer eine Operation vornehmen muss und zum Beispiel narkotisiert werden muss. Denn auch diese Medikamente wurden ganz sicher an Tieren getestet. Es gibt auch Veganer, die mitunter Kosmetikprodukte benutzen, die eher vegetarisch als vegan sind. Oder wenn man zum Frisör geht, so kann es sein, dass dabei auch unvegane Produkte verwendet werden wie das Shampoo zum Beispiel (es sei denn man bringt immer seine eigenen Produkte mit oder besucht einen Frisör, der nur vegane Produkte verwendet) usw.

Wo genau setzt man nun an?

Wenn ein Veganer ein Mal im Jahr etwas Vegetarisches isst, darf er sich dann nicht mehr als solchen bezeichnen? Selbst wenn es vielleicht ein Produkt mit Honigüberzug ist? Oder wenn man ein Mal im Monat etwas Vegetarisches isst, dann ist man auch kein Veganer mehr? Oder wenn man aus Versehen etwas mit einem Tierprodukt darin gegessen hat, soll man es als Veganer dann wegwerfen oder essen, wenn man es keinem anderen geben kann? Und wenn man dann dieses Produkt mit tierischem Inhalt gegessen hat, weil es Lebensmittelverschwendung wäre es wegzuwerfen, ist man dann auch kein Veganer mehr?

Als Veganer wird man sehr oft von Außen kritisiert, dass man nicht vegan genug ist, nicht konsequent genug, dass das alles keinen Sinn macht, da man ja sowieso nicht zu 100 Prozent vegan leben kann usw. Es gibt unzählige dieser Kritikpunkte. Trug ich ein Paar Lederschuhe, so wurde ich natürlich auch öfter mal von Außen darauf angesprochen. Denn ein Veganer hat ja dieses oder jenes zu beachten. So dürfte man, laut Sicht mancher, dann auch nicht mal Auto fahren, denn auch darin sind oftmals tierische Produkte verarbeitet. Oder aber ein weit verbreitetes Argument – das Umpflügen von Acker, wodurch Kleintiere zu Schaden kommen. So wird man dann bei den Kompromissen, die die Aspekte unserer heutigen Gesellschaft mit sich bringen, gerne mal als heuchlerisch bezeichnet.

Doch wo zieht man nun als Veganer die Grenze, in dem was man bei sich selbst und anderen Veganern als akzeptabel empfindet und was nicht?

Ich persönlich denke das ist wohl individuell. Genauso individuell wie man es mit weiterführenden Themen hält. Verzichtet man zusätzlich auf Palmöl? Achtet auf ZeroWaste? Lebt minimalistisch? Ersteht nur noch nachhaltige und fair gehandelte Mode?

Vegan zu leben ist für mich nach wie vor, aufgrund der dafür vorliegenden Argumente, die konsequenteste Ernährungsweise. Egal ob in Sachen Tierethik oder Umwelt.  Dennoch habe ich mich selbst davon gelöst das Ganze allzu kritisch zu betrachten.
Wenn sich zum Beispiel jemand vegetarisch ernährt, aber ab und an Fisch essen möchte, dann plädiere ich lieber dafür die Sache etwas lockerer zu betrachten, als dass dieser Mensch langfristig vielleicht die Lust an der vegetarischen Ernährung verliert. Und genauso sehe ich das mit der veganen Lebensweise auch. Wenn es jemandem besser damit geht ab und an etwas Vegetarisches zu essen und dadurch die Freude an der veganen Lebensweise erhalten bleibt, so betrachte ich das als positiv.
Das ist ja auch das was man als Veganer anstrebt – zum Nachdenken anzuregen. Doch müssen es 100 Prozent sein? Reichen nicht auch 90 Prozent? Oder 80 Prozent?

Und muss man sich von einer Begrifflichkeit distanzieren, weil es eventuell für Kritik sorgen könnte? Und wer ist es dann, der einen einengt? Man selbst oder der andere? Oder der Begriff an sich? Und ist das überhaupt wichtig ob man sich als Veganer bezeichnet? Spielen Begrifflichkeiten unter Anbetracht des großen Ganzen (Tierschutz, Umwelt usw.) überhaupt eine Rolle?

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