Wie schmeckt für dich Heimat?
Es gibt ja Projekte, die einem sofort sympathisch sind und fast ein wenig ans Herz wachsen. So geht es mir zum Beispiel mit der Initiative “Home in a Bowl”. Ein, mittlerweile, eingetragener Verein aus Augsburg, der sich als interkultureller Botschafter versteht und Menschen verschiedener Kulturen miteinander verbinden möchte. Und das auf die für mich schönste Art und Weise. Durch gemeinsames Essen und Kochen! Wie ginge es besser, Brücken zwischen Menschen zu bauen als mit gemeinsamem, guten Essen und Gastfreundlichkeit?
Essen verbindet
Essen verbindet. Das wissen wir alle instinktiv. Sei es das gemeinsame Abendessen am Familientisch, Kaffee und Kuchen bei Omas Geburtstag, das Date bei dem man zum Italiener um die Ecke geht oder das gemeinsame Tupper-Lunch mit den Kolleginnen in der Mittagspause. Das Lustige am gemeinsamen Essen ist: Das Essen an sich spielt oftmals währenddessen nur eine nebensächliche Rolle. Es ist viel mehr der Austausch mit den Menschen, der es zu etwas Besonderem macht. Doch Essen ebnet uns immer den Weg dorthin. Es verbindet uns auf subtile Weise miteinander. Denn wir alle müssen essen. Warum sollten wir es also nicht gemeinsam tun?
... heißt: "essen, futtern, schlingen!"
So sehr wir das “Essen müssen” auch gemeinsam haben, so unterschiedlich können unsere Essgewohnheiten sein. Nicht ohne Grund gibt es regionale Unterschiede und Geschmäcker. Wer diese Unterschiede zu nutzen weiß, dem stehen viele Türen offen. Türen zu fernen Ländern in der eigenen Küche. Türen zu fremden Kulturen. Und Türen zu echtem Austausch. Mich packt also wieder einmal die Neugierde, das Interesse an etwas Neuem, etwas Fremden und an den Gemeinsamkeiten mit fremden Menschen, die gerne Kochen, als ich das Kochbuch “Home in a Bowl” aufschlage.
Home in a Bowl
Ich blättere durch die Seiten und bleibe beim veganen Linsendahl hängen, das ich schon einmal auf dem Blog gezeigt habe. Unglaublich lecker ist es und am liebsten würde ich es sofort wieder kochen. Mittlerweile kenne ich das Rezept fast auswendig. Umso bedrückter macht es mich, den Namen des Mannes zu lesen, der dieses Rezept in meine Küche gebracht hat. Pouya, der noch am Ende des letzten Jahres nach Afghanistan zurückkehren musste. Die genauen Hintergründe hierzu kannst du sicher ganz leicht googeln, falls du möchtest.
Fast jedes Gericht wird in einer Schüssel serviert.
Ich blättere weiter in der zweiten Auflage des Kochbuches “Home in a Bowl” und bin erstaunt, wie treffend doch der Name ist. Fast jedes Gericht wird in einer Schüssel serviert und bringt ein Stückchen der jeweiligen Heimat des Kochs mit sich. Genauer, ein Stück einer fremden Heimat nach Augsburg. Denn genau hier haben die drei Gründerinnen von Home in a Bowl e. V. zusammen mit den Menschen, die ihre Rezepte in diesem Buch an uns weiter geben, gekocht. Von jedem dieser Menschen erfahren wir im Buch ein Stück Lebensgeschichte. Wir erfahren, woher sie kommen, was sie nach Augsburg gebracht hat und was ihr jeweiliges Rezept für sie bedeutet. Ich lese, blättere und entscheide mich schließlich dafür, veganen Erdnusseintopf nach Ihlanis Rezept zu kochen.
Kulturmix in der Küche
Fasziniert bleibe ich an ihrer Geschichte hängen. Ihlani, deren kulturelle Wurzeln einmal quer über die Welt verteilt sind, verschlägt es mit neun Jahren aus den USA nach Deutschland. Auch nach Augsburg, wo sie für einige Jahre eines der ersten veganen Restaurants hier eröffnet.Ich google, denn zu gerne möchte ich jetzt den originalen, veganen Erdnusseintopf von Ihlani in ihrem Restaurant probieren, möchte herausfinden, wie der Kulturmix ihre Küche geprägt hat, stelle aber enttäuscht fest, dass es das Restaurant nicht mehr gibt. Was wohl daraus geworden ist?
Dieses Rezept hinterlässt Spuren in meiner Küche...
Ich koche also selbst und bin begeistert. Ihlani wird ebenso wie Pouya eine Spur in meiner Küche hinterlassen. Eine Spur in Form eines Rezeptes mit Hintergrund.
Vielleicht möchtest du dir auch etwas von Ihlanis interkulturellem Charme in deine Küche holen? Dann ist hier das Rezept für dich!
Veganer Erdnusseintopf nach Home in a Bowl
Für 3-4 Personen- 1 große Süßkartoffel
- 1 Paprika
- 1 Gemüsezwiebel
- 1 Zucchini
- (1 Aubergine - im Original-Rezept nicht dabei)
- 1 Zehe Knoblauch
- 1 daumengroßes Stück Ingwer
- 1 Tube Tomatenmark
- 2 TL Paprikapulver
- 300ml Gemüsebrühe
- 200 g Erdnussbutter ungesüßt ( im Original-Rezept 400g - das verträgt meine Hüfte aber nicht )
- Salz
- Pfeffer
- Etwas Öl
Das Gemüse in grobe Würfel schneiden. Knoblauch und Ingwer fein reiben und zusammen mit der Gemüsezwiebel im heißen Topf mit etwas Öl anschwitzen. Danach das Tomatenmark hinzugeben und leicht anrösten. Achtung! Nicht zu heiß werden lassen, da es sonst schnell bitter wird. Nun das Paprikapulver unterrühren und noch etwa eine Minute mit anbraten. Gewürfeltes Gemüse hinzufügen und mit Gemüsebrühe aufgießen. Zum Schluss die Erdnussbutter unterrühren, sodass eine cremige Soße entsteht. Sollte es zu dick werden, einfach etwas Gemüsebrühe nachgießen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und etwa 30 Minuten leicht köcheln lassen. Dabei unbedingt immer wieder umrühren, da die Erdnussbutter gerne anhängt.
Dazu schmeckt Basmatireis.
Gemeinsam Kochen, gemeinsam Essen - Wenn aus Fremden Freunde werden.
Vielen Dank an Tanja, Karin und Johanna von Home in a Bowl e.V. für Euren Einsatz und die schöne Idee, durch gemeinsames Kochen Fremde zu Freunden zu machen.