Spricht man heute von einem „Familienoberhaupt“, tönt es befremdend, weil es so gar nicht zum Bild des neuen engagierten Familienvaters passt. Und lässt sich „Das Familienoberhaupt“ in meinem Blog diese Bezeichnung gefallen, dann auch nur, weil sie so offensichtlich ironisierend ist und sie in nur genau zwei Fälle zutrifft: wenn es ums Auto fahren und ums Fussball schauen geht. Dann hängt das Familienoberhaupt gerne den Chef raus.
Doch wie entwickelte sich die Vaterrolle im Laufe der Zeit? Wie wurde aus dem Patriarch ein neuer Vater?
Die Autoritätsperson
Im 18. Jahrhundert war der Vater die Autoritätsperson in der Familie und traf alle Entscheidungen. Die Vater-Sohn-Beziehung war wichtiger als die Ehe. Die Ehefrau hatte sich ihm zu unterwerfen.
Der Ernährer I
Im 19. Jahrhundert wandelte sich der Patriarch zum Ernährer der Familie. Aufgrund der Industrialisierung wurden Familie und Arbeitswelt getrennt, was eine klare Rollenaufteilung zur Folge hatte: Der Vater ernährte die Familie, die Mutter erzog die Kinder.
Der Förderer
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts diskutierte man erstmals öffentlich über die Rolle des Vaters. Neu wurde ihm ein aktives Engagement in der Ehe und Familie abverlangt. Die „gesellschaftliche Familie“ war das Idealbild und der Vater sollte die Entwicklung seiner Kinder gezielt fördern.
Der Ernährer II
Während der Wirtschaftskrise in den 30er Jahren und dem Zweiten Weltkrieg kehrte das Idealbild des Vaters als Ernährer und Beschützers zurück.
Der Disziplinierer
In den 50er Jahren wurde der Vater zur Disziplinierungsperson. Dies allerdings nicht während des Alltags, sondern vielmehr in Freizeit und Sport: Der Vater sollte Vorbild sein, aber keine Windeln wechseln müssen. Der Mutter kam die Rolle der emotionalen Bezugsperson zu.
Der Unentschlossene
In den 60er Jahren wurde wieder radikal über die Rolle des Vaters diskutiert. Im Zuge der sexuellen Revolution stiegen die Scheidungsraten. Vaterrechtsbewegungen kämpften erstmals für das Sorgerecht der Väter.
Der neue Vater
Der heutige neue Vater übt den Spagat zwischen seinen beruflichen Verpflichtungen und dem Wunsch, sich mehr um seine Kinder zu kümmern. Die Autorität des Vaters hängt immer noch zu einem grossen Teil von seinem wirtschaftlichen und beruflichen Status ab. Viele Väter fühlen sich von der Doppelbelastung überfordert.
Fazit
Auch wenn sich im Verlaufe der Entwicklung die Rollen verändert haben, weisen sie doch immer wieder ähnliche Grundzüge auf: Aspekte des Ernährers, Beschützers und Disziplinierers treten regelmässig wieder auf und prägen auch heute noch das Bild des Vaters. Nichtsdestotrotz schlagen immer mehr Väter den Weg der aktiven Vaterschaft ein. Es bleibt abzuwarten, welche Rolle diejenige des heutigen neuen Vaters in ein paar Generationen wieder ablösen wird oder ob es eine völlig neue Definition der Vaterrolle geben wird.
Quelle: Vaterrolle im Wandel der Zeiten, www.welt.de
Wie neu sind neue Väter eigentlich? Und wohin könnte die Reise gehen?
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