Das es in vielen Ländern der Welt zum Teil recht eigenwillige Feierlichkeiten gibt, konnten die kuriosen Feiertage bereits hinlänglich dokumentieren. So auch im Falle des 1. Mai, an dem in vielen Ländern der Tag der Arbeit gefeiert wird. Da dessen Geschichte und Hintergründe an anderen Stellen wesentlich besser dokumentiert wurden, richtet sich unser Blick an diesem Datum nach Finnland, wo man seit dem Mittelalter immer am 1. Mai Vappu (alternativ auch im finnlandschwedisch: Vappen), das Fest des Frühlings feiert. Und das die Finnen durchaus ein Faible für kuriose Feiertage haben, konnte ja schon der vorliegende Artikel zum Unikeonpäivä, dem finnische Siebenschläfertag am 27. Juli zeigen. Was also macht Vappu am 1. Mai so besonders?
von (WT-en) Yangtsefly auf Wikivoyage auf Englisch (Eigenes Werk) [Public domain], via Wikimedia Commons
Finnlands Ehrentag für den Frühling, Arbeiter und Studenten
Zunächst ist der 1. Mai auch in Finnland ein gesetzlicher Feiertag, dessen Bräuche und Bezüge sich aus mehreren Quellen zusammensetzen. Während das Datum in seiner modernen politischen Bedeutung u.a. mit dem deutschen Maifeiertag bzw. dem Tag der Arbeit gleichzusetzen ist, reicht seine gesellschaftliche Bedeutung weit darüber hinaus. Aber der Reihe nach. Zunächst eine kurze Bemerkung zu Vappu als finnischer Variante des Tag der Arbeit: Zwar zeigt sich – ähnlich wie in Deutschland – in den letzten Jahren eine rückläufige Tendenz hinsichtlich der Teilnehmerzahlen an den politischen Veranstaltungen (Kundgebungen, Märsche etc.), ob hierfür aber die seit den 1980er Jahren gehaltenen Reden der Vertreter aller politischen Parteien verantwortlich sind, vermag ich aus der Distanz nicht zu beurteilen. Das müsst Ihr schon die Finnen selbst fragen.
Finnland und seine studentische Vappu-Tradition
Neben den zuvor skizzierten Aspekten ist Vappu in Finnland aber vor allem das Fest der Studenten. Zwar nicht seit Beginn dieser Tradition, aber immerhin geht dieser Fokus auf das Jahr 1865 zurück, in dem finnische Studenten die an Vappu gefeierten Bräuche erstmals von der schwedischen Universität Lund mit in ihre Heimat brachten. Seit 1870 hat es sich landesweit etabliert, dass Vappu als höchster Feiertag der Studenten gefeiert wird und dementsprechend alle Finnen, die im Besitz der Hochschulreife, also dem Abitur sind, an diesem Tag ihre weiße Abiturmütze in der Öffentlichkeit tragen. Zwar ist die so definierte Zielgruppe recht weit gefasst, streng genommen geht es hier aber vor allem um die Ingenieursstudenten der technischen Universitäten des Landes, welche die lokalen Vappu-Tradition wesentlich geprägt haben. Während ein Großteil der Feiernden sich auf das Tragen der Mütze beschränkt, erkennt man aktuelle Studenten u.a. auch an ihrem Studentenoverall (finn. Haalarit), deren verschiedene Farben ihre jeweilige Fakultäts- oder Hochschulzugehörigkeit symbolisieren. Obwohl jede Region bzw. Stadt ihre eigenen Bräuche zum 1. Mai hat, gelten die folgenden beiden Vappu-Traditionen als die bekanntesten des Landes:
- Helsinki: Die öffentliche Feier des Vappu wird in der finnischen Hauptstadt damit eröffnet, dass die Statue Havis Amanda im Stadtzentrum am vapunaatto, also dem 30. April, um 18 Uhr von den Studenten gewaschen wird und eine der zuvor genannten weißen Abiturmützen aufgesetzt bekommt.
- Tampere: Zwar kennt man auch in Tampere ebenfalls den zuvor beschriebenen Brauch, dass einer Statue am 30. April eine Mütze aufgesetzt wird, jedoch ist die Stadt vor allem für eine andere Tradition bekannt: Denn immer am 1. Mai werden dort die neuen Studenten in der Stromschnelle Tammerkoski „getauft“. Das finnische Wort für diese „Taufe zum Ingenieurstudenten“ lautet: Teekkarikaste.
Weitere Informationen zum Vappu, dem finnischen Frühlingsfest
- Wikipedia-Eintrag zu Vappu (deutsch)
- Das Blog www.helsinkiblog.de über Vappu (deutsch)
- Beitrag des Webportals finn-land.net über Vappu (deutsch)