Vappu – das finnische Frühlingsfest

Von Kuriose Feiertage @kuriosetage

Unsere skandinavischen Nachbarn in Finnland verfügen über eine ganz Reihe ausgefallener und feucht-fröhlicher Anlässe zum Feiern. Einer davon ist das sogenannte Vappu (alternativ auch im finnlandschwedisch: Vappen), mit dem man den heutigen 1. Mai als das Fest des Frühlings begeht. Grund genug, diesen Anlass mit in die Sammlung der kuriosen Feiertage aus aller Welt aufzunehmen und seine Geschichte mit den folgenden Passagen etwas näher zu beleuchten. Um was geht es dabei?

Finnlands Ehrentag für den Frühling, Arbeiter und Studenten

Zunächst ist der 1. Mai auch in Finnland ein gesetzlicher Feiertag, dessen Bräuche und Bezüge sich aus mehreren Quellen zusammensetzen. Während das Datum in seiner modernen politischen Bedeutung u.a. mit dem deutschen Maifeiertag bzw. dem Tag der Arbeit gleichzusetzen ist, reicht seine gesellschaftliche Bedeutung weit darüber hinaus. Aber der Reihe nach.

Zunächst eine kurze Bemerkung zu Vappu als finnischer Variante des Tag der Arbeit: Zwar zeigt sich – ähnlich wie in Deutschland – in den letzten Jahren eine rückläufige Tendenz hinsichtlich der Teilnehmerzahlen an den politischen Veranstaltungen (Kundgebungen, Märsche etc.), ob hierfür aber die seit den 1980er Jahren gehaltenen Reden der Vertreter aller politischen Parteien verantwortlich sind, vermag ich aus der Distanz nicht zu beurteilen. Das müsst Ihr schon die Finnen selbst fragen.

Ungebrochen ist demgegenüber jedoch die Tradition großer Partys entweder auf den Straßen der großen Städte des Landes oder im privaten Kreis. Nicht unähnlich dem deutschen Karneval laufen viele Menschen in Kostümen herum. Traditionell beginnen die Feierlichkeiten bereits am Abend des 30. April (finn. Vapunaatto) und setzen sich dann am eigentlichen Vappu mit zahlreichen Picknicks in den Parks und Grünanlagen der Städte fort, um so den Beginn den Frühlings angemessen zu feiern. Parallel dazu werden landesweit auch zahlreiche Veranstaltungen wie Paraden und Konzerte abgehalten.

Weiteres traditionelles Merkmal dieses Frühlingsfests: das Getränk Sima (ursprünglich Met, also ein alkoholisches Getränk aus Honig und Wasser (heute allerdings eher Zucker und Hefe anstatt Honig), welches in der finnischen Variante mit Zitronen und Rosinen versetzt wird) sowie das Fettgebäck Tippaleipä, welches häufig in Kombination mit Krapfen, Würstchen und Kartoffelsalat serviert wird. Deftige Mischung.

Finnland und seine studentische Vappu-Tradition

Neben den zuvor skizzierten Aspekten ist Vappu in Finnland aber vor allem das Fest der Studenten. Zwar nicht seit Beginn dieser Tradition, aber immerhin geht dieser Fokus auf das Jahr 1865 zurück, in dem finnische Studenten die an Vappu gefeierten Bräuche erstmals von der schwedischen Universität Lund mit in ihre Heimat brachten.

Seit 1870 hat es sich landesweit etabliert, dass Vappu als höchster Feiertag der Studenten gefeiert wird und dementsprechend alle Finnen, die im Besitz der Hochschulreife, also dem Abitur sind, an diesem Tag ihre weiße Abiturmütze in der Öffentlichkeit tragen. Zwar ist die so definierte Zielgruppe recht weit gefasst, streng genommen geht es hier aber vor allem um die Ingenieursstudenten der technischen Universitäten des Landes, welche die lokalen Vappu-Tradition wesentlich geprägt haben.

Während ein Großteil der Feiernden sich auf das Tragen der Mütze beschränkt, erkennt man aktuelle Studenten u.a. auch an ihrem Studentenoverall (finn. Haalarit), deren verschiedene Farben ihre jeweilige Fakultäts- oder Hochschulzugehörigkeit symbolisieren. Obwohl jede Region bzw. Stadt ihre eigenen Bräuche zum 1. Mai hat, gelten die folgenden beiden Vappu-Traditionen als die bekanntesten des Landes:

  • Helsinki: Die öffentliche Feier des Vappu wird in der finnischen Hauptstadt damit eröffnet, dass die Statue Havis Amanda im Stadtzentrum am vapunaatto, also dem 30. April, um 18 Uhr von den Studenten gewaschen wird und eine der zuvor genannten weißen Abiturmützen aufgesetzt bekommt.
  • Tampere: Zwar kennt man auch in Tampere ebenfalls den zuvor beschriebenen Brauch, dass einer Statue am 30. April eine Mütze aufgesetzt wird, jedoch ist die Stadt vor allem für eine andere Tradition bekannt: Denn immer am 1. Mai werden dort die neuen Studenten in der Stromschnelle Tammerkoski „getauft“. Das finnische Wort für diese „Taufe zum Ingenieurstudenten“ lautet: Teekkarikaste.

Und wer nicht damit anzufangen vermag, für den/die bietet der 1. Mai mit dem den US-amerikanischen Mutter-Gans-Tag (engl. National Mother Goose Day), dem Tag des Batman-Debüts (engl. Batman Day) oder dem Tag des Lei auf Hawaii (engl. Lei Day) eine ganze Reihe kalendarischer Alternativen.

In diesem Sinne: Euch allen ein tolles Vappu. Egal ob in Finnland, in Deutschland oder sonst wo auf der Welt.

Weitere Informationen zum Vappu, dem finnischen Frühlingsfest

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