Rezension Kees van Beijnum - Die Zerbrechlichkeit der Welt
Klappentext:Tokio 1946: Der Richter Rem Brink ist vom niederländischen Außenministerium zu den sogenannten Tokioter Prozessen gesandt worden, um mit den Siegermächten die japanischen Kriegsverbrechen aufzuarbeiten. Brink ist sich seiner besonderen Verantwortung bewusst, sucht gleichzeitig aber auch Zerstreuung in einer Liaison mit der jungen Sängerin Michiko. Durch sie lernt er eine ganz andere, faszinierende Seite Japans kennen. Doch als Michiko ihn um einen Gefallen bittet, der seinen politischen und moralischen Grundsätzen widerspricht, wird die Beziehung auf eine harte Probe gestellt ...
Im Jahre 1946 ist der 2. Weltkrieg vorbei und die Verlierer des großen Kriegs müssen sich in Prozessen ihren Taten stellen. So auch Japan, das einstige Kaiserreich, das sich nun einem neuen System unterordnen muss. Der Kaiser ist abgesetzt, die Demokratie soll Einzug halten. Unter den vor Ort gastierenden Richtern ist auch der Niederländer Rem Brink. Das fremde Land und seine fehlende Familie setzen dem Mann zu. Japans Kultur und die Wesenszüge der Einheimischen machen die Einsamkeit noch größer. Als er die Sängerin Michiko kennen lernt, erhält er einen Lichtblick am Horizont, der ihm auch den Blickwinkel auf die Ereignisse rund um die Japaner erweitert. Doch Empathie für die Verlierermacht ist nicht gerne gesehen am Richterhof und Brinks Karriere gerät ins Wanken. Aber auch für Michiko ändert sich das Leben radikal, als sie sich mit Brink einlässt.
Im Vordergrund der Geschichte stehen nicht nur Rem Brink und die Japanerin Michiko, sondern auch Michikos Cousin Hideki, der in China als Soldat der japanischen Armee gedient hat und versiert zurückgekehrt ist. Beeindruckend an den Figuren ist, dass sie sehr gut die japanischen Mentalitäten und Verhaltensweisen wiederspiegeln. So ist Michiko zwar eine großartige Sängerin, die unter westlicher Anleitung eine große Karriere anstrebt, auf der anderen Seite aber ist sie ihrer Erziehung und den Werten der japanischen Gesellschaft treu. So wirken die Japaner eher kühl und etwas undurchsichtig im Roman, agieren aber genau nach den ihnen wichtigen Normen und Regeln und sind somit sehr authentisch. Die Figuren polarisieren, stoßen den Leser aus seiner Komfortzone und wirken lange nach.
Auch die Geschichte selber vermittelt den japanischen Geist, ist eher ruhig, legt das Augenmerk auf die Handlung und stellt augenscheinlich die Gefühle zurück. Doch zwischen den Zeilen brodelt die Handlung und berührt mit ihrer Emotionalität. So bleibt der Roman sich treu, kann den japanischen Geist und die Gesellschaft perfekt wiederspiegeln und berührt den Leser. Der einnehmende Erzählstil, hier übersetzt von Hanni Ehlers, macht das Buch zu einem Pageturner und so habe ich mit Spannung den Weg von Brink, Michiko und Hideki verfolgt, habe mitgelitten, gefiebert, gehofft und gebangt. Die Kapitel sind moderat lang, das Buch selber in drei Teile unterteilt. Und neben den Schicksalen der drei Hauptfiguren erhält man hier einen neuen Blickwinkel auf die Ereignisse im 2. Weltkrieg, sowie Einblicke in eine Kultur, die von unserer so verschieden ist.
Fazit:Die Zerbrechlichkeit der Welt ist ein zart erzählter, im ersten Eindruck eher kühler Roman, der einen spannenden Einblick in eine uns eher fremde Kultur gewährt, dabei doch hochemotional ist und gut recherchiert wurde. Die Schicksale bestürzen und berühren. Und es war überaus interessant und lehrreich, einen anderen Aspekt und Bereich des 2. Weltkriegs kennen zu lernen.
Von mir gibt es 4,5 von 5 Punkten.Gebunden: 22,99
Verlag: C.Bertelsmann
ISBN: 978-3-570-10281-7
Seitenzahl: 480
Übersetzer: Hanni Ehlers
Quelle: https://www.randomhouse.de/Buch/Die-Zerbrechlichkeit-der-Welt/Kees-Beijnum/C.-Bertelsmann/e486557.rhd